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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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plötzlichen Rückkehr Napoleon's nach Frankreich und dem jubelnden Empfange, der ihn dort begrüßte. – Seitdem wieder ein König aus dem Stamme des heiligen Ludwig den französischen Thron bestiegen, hatte er sowohl, wie die Seinen von der ersten Stunde an nichts versäumt, ihren Abscheu gegen Alles das kund zu geben, was die Zeit der französischen Revolution hervorgerufen und zurückgelassen. Es war ja verzeihlich, daß die schmerzlichsten Gefühle und Erinnerungen die Brust der Zurückgekehrten durchbebten, es war natürlich, daß die Herzogin von Angoulême, die Tochter des hingerichteten Königspaares, in tiefe Ohnmacht sank, als sie zum ersten Male wieder den Fuß in die Tuilerien setzte, dem Schauplatz des entsetzlichsten Angedenkens für ihr Herz, aber dies Alles verstimmte doch die Nation in hohem Grade. Wollten die Bourbonen wieder über Frankreich regieren, so mußten sie die Vergangenheit vollständig ruhen lassen, durften sie jetzt nicht nachträglich ihren Gefühlen der Rache und des Abscheues offnen Lauf lassen. Die öffentlichen Ovationen für das Andenken des hingerichteten Königs, durch Veranstaltung von Processionen, bei denen man mit Ostentation die Embleme der Bourbonen in den Vordergrund stellte, nicht weniger die religiösen Kundgebungen aller Art verletzten das Volksgefühl auf das Peinlichste; nicht minder die Rücksichtslosigkeit, mit der sich der bonapartistische Adel behandelt und zurückgedrängt sah. Auch die Truppen, unter denen naturgemäß noch die größte Sympathie für Napaleon herrschen mußte, wurden durch die sofortige Veränderung ihrer Feldzeichen beleidigt! Sie mußten die weiße Fahne entfalten und die weiße Cocarde anheften, aber sie versteckten ihre Adler und ihr dreifarbiges Abzeichen, und bei dem Schwur für den König setzten sie leise hinzu: »von Rom«.
    Napoleon war von Allem, was in Frankreich sowohl, wie auf dem Congresse vorging, genau unterrichtet, auch wußte er, daß die Bourbonen in Wien mit richtigem Instinct seine Entfernung nach
St. Helena
beantragt hatten. Er mußte handeln, ehe dieses gegen ihn ausgeführt wurde, und so verließ er mit raschem Entschlusse ganz heimlich am 26. Februar 1815 die Insel Elba, um am 1. März, begleitet von 900 Getreuen, bei Cannes wieder den französischen Boden zu betreten. Sein plötzliches Erscheinen überraschte seine Anhänger keineswegs; die allgemeine Unzufriedenheit mit den Bourbonen bildete gewissermaßen eine große, offene Verschwörung für ihn, und mit solcher Zuversicht erwartete man des Kaisers Rückkehr, daß man sogar den Zeitpunkt dafür im Voraus bestimmte. Mit dem Erscheinen der Märzveilchen sah man auch dem seinigen entgegen, und »Père de violette« nannte ihn der Volksmund, als man ihn nun im März wirklich jubelnd begrüßte und ein zwanzigtägiger Triumphzug, der sich immer glänzender entfaltete und die Zahl seiner Anhänger zu Tausenden vermehrte, ihn nach der Hauptstadt zurückführte. Das Veilchen ist bekanntlich seitdem ein Emblem der Napoleoniden geblieben.
    Napoleon hatte nicht sobald seinen Fuß wieder auf das Festland gesetzt, als er das gewichtige Wort aussprach: »Der Wiener Congreß ist aufgelöst!« und in der That schien Alles zum früheren Zustande zurückkehren zu wollen. Einen Augenblick hatte Paris an Widerstand gedacht, aber noch schneller als sie die Hauptstadt, gaben die Bourbonen sich wiederum selber auf. In eiliger Flucht entwich Ludwig XVIII. nach
Gent
, und ließ dem Kaiser Raum, wieder in die Tuilerien einzuziehen. Ein solch glänzender und leichter Sieg rief dem französischen Volke die größten Momente der kaiserlichen Regierungszeit zurück; ein Taumel des Entzückens ergriff die ganze Nation und so furchtbar war die Aufregung jedes Einzelnen, daß Menschen vor Freude starben bei der Kunde von Napoleon's Rückkehr. – Aber so schnell wie er gekommen, so schnell war auch dieser Taumel wieder verflogen; mochte auch die Situation äußerlich der einstigen Rückkehr des General Bonaparte aus Aegypten gleichen, innerlich war sie doch sehr davon verschieden. Vielleicht hätte der Kaiser auch jetzt wieder eine längere Herrschaft an sich gerissen, wenn er seine ganze kaiserliche Vergangenheit weggewischt, und den Rath seines Bruders Lucian, wie auch den des Republikaners Carnot befolgt, und auf's Neue die Republik proclamirt hätte. Doch war wohl selbst dann noch der Ausgang höchst zweifelhaft.
    Napoleon hatte mit seiner Despotennatur Alles verbraucht –
die Republik,

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