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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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das Consulat, die Dictatur, das absolute Kaiserthum
– Niemand glaubte ihm mehr, als er jetzt vorgab, zur constitutionellen Regierungsweise umkehren zu wollen. So glich seine Rückkehr mehr der eines Theaterhelden als der eines achtunggebietenden Herrschers, und die ganze Komödie, die er jetzt aufführte, mit einer neuen Verfassung, mit Volkswahlen, Kammern, Schwurgerichten, freier Presse – ja mit der Herstellung eines
Maifeldes
, wo das Volk in freier Wahl, nach alter Sitte, die neue Verfassung annehmen oder verwerfen sollte, konnte ihm nichts mehr helfen! – Seine Lage war unendlich schwieriger, als sie vor Elba gewesen, und hatte er auch nicht mit Unrecht große Pläne auf die Zwietracht im Schooße des Congresses gebaut, so wurden diese doch dort schnell vereitelt durch das Gefühl erneuter, gemeinsamer Gefahr, und Napoleon's Rückkehr im Gegentheil ein Sporn der Thatkraft für ihn. – Schon am 13. März erließen die Gesammtmächte ein Manifest an das französische Volk, worin sie es aufforderten, seinem Könige und der neuen Regierungsform treu zu bleiben; sie erklärten, daß sie ihrerseits den Pariser Frieden aufrecht erhalten und nicht gegen Frankreich, sondern nur gegen Napoleon Krieg führen würden. Darauf wurde am 25. März die
große Allianz
, zum Zwecke Napoleon vollständig unschädlich zu machen, erneuert. Zum zweiten Male stand fast ganz Europa wider ihn in Waffen, und zwar dieses Mal mit lobenswerther Raschheit und Energie; man durfte ihm auch in der That keine Zeit lassen, neue Ränke zu spinnen, wozu er sich eben wieder anschickte. – Die Frage blieb nur noch die, ob man Napoleon gleich angreifen, oder ob man abwarten solle, bis sich die Heere der Mächte vereinigt hatten. Die Lage wurde durch Napoleon selbst entschieden, der wie gewöhnlich die Offensive ergriff, und
Blücher
und
Wellington
zu schlagen hoffte, ehe die Andern herankommen konnten. Ersterer stand am Niederrhein, Wellington in Belgien. So kam es, daß der neue Feldzug schon in drei Tagen beendigt sein konnte. Am 16. Juni kämpfte Napoleon auf zwei Schlachtfeldern zugleich, bei
Ligny
gegen die Preußen, bei
Quatrebras
gegen die Engländer, deren Vereinigung er dadurch zu verhindern hoffte. Blücher mußte sich auch wirklich zurückziehen, aber nach 40 Stunden erschien er schon wieder kampfbereit. Die Engländer waren nach dem Gefecht von Quatrebras von einem Balle der Herzogin von Richmond, den sie in Brüssel gab, weggeeilt; in die Klänge der Ballmusik mischten sich die fernen, dumpfen Schläge der Kanonen und herzzerreißend war der Abschied, mit dem die Tänzer nun eiligst von ihren Partnerinnen schieden, zum blutigen Tanze auf dem Schlachtfeld. – Die Engländer hatten sich in der Richtung von Brüssel zurückgezogen, Napoleon folgte ihnen und am 18. Juni 1815 erfolgte die entscheidende Schlacht bei
Waterloo
oder bei Belle-Alliance, so genannt von einer Mühle, die den Mittelpunkt der Action bildete.
    Großartig war die unerschütterliche Ausdauer, welche die Engländer bei Waterloo bewiesen. Wellington's Parole lautete: »Blücher oder die Nacht!« und Vater Blücher täuschte seine Zuversicht nicht. Wie entsetzlich auch die Wege in Folge anhaltenden Regens sein mochten, wie ermüdet auch die Preußen nach kaum überstandenem Kampfe sich fühlten, – sie leisteten dennoch das Uebermenschliche. Vater Blücher war mitten unter ihnen und trieb sie an mit Wort und Blick. »Kinder, wir müssen fort; ich habe Wellington mein Wort gegeben; ihr wollt mich doch nicht wortbrüchig werden lassen!« – Und sie verließen ihn nicht, seine treuen, tapfern Soldaten, – gegen Abend, zwischen fünf und sechs Uhr, ging es wie ein erfrischender Hauch durch die gelichteten Reihen der erschöpften Britten von Mund zu Mund: »Die Preußen kommen!« Wellington war mit seinem Widerstand fast zu Ende; seine besten Generale lagen um ihn her, todt oder verwundet, nun aber belebte wieder Alle ein erhöhter Muth, und unterstützt durch Blücher's Schaaren begrüßten die beiden Generale einander als Sieger, nachdem um 8 Uhr die Schlacht sich ausgetobt hatte und die Franzosen in wilder Flucht den Kampfplatz verließen.
    Dieses Mal waren die Feldherren gleich einig, Napoleon energisch zu verfolgen und
Gneisenau
wurde damit betraut. »Wie man siegt, haben wir gezeigt, nun wollen wir auch zeigen, daß man verfolgen kann!« so rief er aus, nahm Füsiliere und Uhlanen und jagte mit ihnen hinter dem flüchtigen Feinde drein. Die Soldaten stimmten das

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