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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Bruch zwischen Ungarn und Oestreich ausgesprochen, um so unzweifelhafter, als der Banus am 11. Sept. mit den Waffen in der Hand die ungarische Gränze als Rebell überschritt, und kaum noch ein Zweifel darüber bestehen konnte, daß er es mit geheimer Zustimmung der Wiener Regierung that. –
    Diesem hier sich neu vorbereitenden Kampfe war die deutsch-östreichische, namentlich die Wiener Bevölkerung mit größter Spannung gefolgt, und so mußte er auch auf die dortigen Verhältnisse vom entscheidendsten Einflusse sein. Er bewirkte jetzt ein solidarisches Einverständniß der deutschdemokratischen Parthei mit den gekränkten Ungarn, und gab der Straßen-Demokratie ein neues Recht zu tumultuarischen Bewegungen, die während des ganzen Sommers in Wien mehr oder minder fortgespielt und vielfach durch die große Zahl unbeschäftigter Arbeiter erzeugt worden waren. Die großen Hoffnungen die man auf den Reichstag gesetzt, waren schon wieder ernüchtert, denn auch in seinem Innern wiederholte sich in unerquicklichster Weise der Straßen-Streit, der jetzt Außen in gewaltthätiger Weise entbrennen sollte.
    So wurde der ungarische Conflict jetzt schnell zum Brennpunkt aller Zerwürfnisse, die Oestreich's Bestehen in Frage stellten, oder sich um seine Entwickelung im freiheitlichen Sinne drehten. In Pest ging es, seit dem Einfall der Kroaten furchtbar stürmisch zu, und Kossuth hielt die Fäden der Bewegung in seiner Hand. Auf seinen Antrag wurden jetzt Deputirte an das Frankfurter Parlament entsendet, um sich dessen Sympathien zu versichern und dann eine zweite Deputation nach Wien beschlossen, die sich aber nicht an den Hof, sondern an den Reichstag wenden sollte; man wollte versuchen, das östreichische Volk für die Sache des Rechtes, für den Kampf gegen den neuen Absolutismus zu gewinnen.
    Unter dieser Deputation befanden sich nicht blos Hitzköpfe, sondern auch die Männer der gemäßigten Parthei, namentlich
Franz Deak
, der später durch seine Ausgleichungspolitik so berühmt gewordene Staatsmann, mit ihm
Cötvös
und andere bekannte Namen.
    Aber die slavische Majorität des Reichstags war von vornherein entschlossen, die Deputation gar nicht anzunehmen und wie heftig auch der parlamentarische Kampf darüber Stunden lang auf und abwogte, sie ließen sich durch keine Gründe der Vernunft davon überzeugen, daß es sich hier um weit mehr handle, als um eine Abwägung von Ungarn's Beschwerden und Rechten, sondern daß hier, wo der Soldat bereits rücksichtslos das Schwert auf eigne Verantwortlichkeit gezogen, die ganze Frucht der Revolution auf dem Spiele stand. Ebenso zähe wie die Versammlung, verhielt sich das Ministerium gegen alle Einwände; ein Theil desselben wußte schon zu genau, was es auszuführen gedachte. Man verlas einfach vom Ministertische noch einmal die schon erwähnte Denkschrift, und versicherte dabei heuchlerisch, man werde die Rechte einer jeden Nationalität achten.
    Es nutzte nichts, daß der Hauptredner an diesen stürmischen Tagen, daß
Löhner
mit prophetischem Geiste die Worte ausrief: »kann nicht auch ein künftiges Ministerium das Staatswohl und den politischen Vortheil als Rechtsgrund anrufen, gegen
uns
und die
östreichische Verfassung einzu schreiten
.?
    Von den gesetzlichen Behörden dergestalt ohne Hoffnung gehört zu werden, weggewiesen, wendeten sich nun die Ungarn an die Wiener Bevölkerung, wo sie enthusiastische Sympathien fanden, während man in Pest zum äußersten Mittel, zu der Selbstvertheidigung des Landes schritt. Diejenigen Führer der Bewegung, welche nicht vollständig mit der östreichischen Krone brechen wollten, traten damals von ihrer öffentlichen Wirksamkeit zurück, nur Graf Bathyani ließ sich, voll edlen Muthes, bewegen, sein Amt als Minister beizubehalten. Er verlieh damit der nun ausbrechenden Insurrection ein erhöhtes gesetzliches Ansehen und er bemühte sich redlich, die Loyalität gegen den König-Kaiser aufrecht zu halten, was ihm später freilich schlecht genug gedankt wurde. So nahm denn das Verhängniß seinen Weg, und der Racenkampf entbrannte, nachdem jetzt die Magyaren ihren Landsturm aufgeboten hatten und sich anschickten, in dem Banus zugleich die Reaction und die absolute Gewalt zu bekämpfen. Gerne hätte man jetzt Jellachich von Seiten der kaiserlichen Regierung wieder zurückgehalten, aber dieser ließ sich nicht mehr beirren, denn auch er kämpfte mit Bewußtsein für ein Princip.
    Der Palatinus von Ungarn, Erzherzog Stephan, der alter ego

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