Deutsche Geschichte
Reichsverfassung vorerst akzeptiert, wie sie von der Nationalversammlung entworfen worden war. Den Liberalen im deutschen Südwesten, die im Militär eine starke Anhängerschaft hatten, ging sie aber nicht weit genug und wurde ihrer Meinung nach obendrein verschleppt. Am 9.5.1849 meuterte die Garnison der Bundesfestung Rastatt, der Großherzog wich ins Elsass aus. Die Regierungsgeschäfte übernahm eine Provisorische Regierung, die eine verfassunggebende Landesversammlung wählen ließ. Inzwischen bat die nach Mainz geflohene großherzogliche Regierung bei Preußen um militärische Hilfe, die umgehend gewährt wurde. Unter dem späteren Kaiser Wilhelm I. („Kartätschenprinz“) zogen zwei Korps von Norden her gegen die rasch aufgestellte badische Revolutionsarmee, die nach mehreren Niederlagen und dem Fall von Rastatt (23.7.1849) aufgeben musste. Vierzig Führer des Aufstands wurden hingerichtet; 80 000 Badener gingen ins Exil
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Straßenkämpfe in Berlin am 18./19. März 1848, Straßensperre in der Breiten Straße; zeitgenössische Kreidelithographie
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(c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt: S.
Bruderkrieg
Moltkes Sieg bei Königgrätz (1866)
Am 22.9.1862 wurde ein Mann preußischer Ministerpräsident, der klar erkannt hatte: Wollte man dem Volk weiter die bürgerlichen Freiheiten vorenthalten, so musste man ihm wenigstens die nationale Einheit ermöglichen. Und Otto von Bismarck (1815-1898) wusste, ja er sagte ganz offen: Das könne nur mit „Eisen und Blut“ gelingen; die widerborstigen Abgeordneten schickte er erst einmal in Urlaub. Und ehe die Bedenkenträger zurückkehrten, kam ein Zufall Bismarck zur Hilfe: 1863 erlosch die Hauptlinie des dänischen Königshauses. Im Zusammengehen mit Österreich forderte der Preuße daraufhin von Kopenhagen die Herausgabe der deutschen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Auf die erwartete dänische Weigerung hin kam es zum Krieg. Preußische Truppen brachten mit der Erstürmung der Düppeler Schanzen und der Eroberung der Insel Alsen am 29.6.1864 die Entscheidung. Schleswig ging in preußische, Holstein und Lauenburg gingen in Österreichische Obhut über.
Kalkulierter Konflikt
Der Sieg bescherte Bismarck einen neuen, willkommenen Konflikt, nämlich mit Mitsieger Österreich. Wien blockierte die von Bismarck gewünschte Reform des Deutschen Bundes, für den Berlin allgemeines Wahlrecht und ein gesamtdeutsches Parlament forderte. Österreichs Mauern beantwortete der Ministerpräsident mit dem Austritt Preußens aus dem Deutschen Bund, der nun noch einmal von Österreich gegen den „Bundbrüchigen“ mobilisiert wurde und Preußen am 15.6.1866 den Krieg erklärte. Der Bruderkrieg war nicht populär, schon gar nicht bei den altpreußischen Konservativen, doch die Ereignisse überrollten jeden Widerspruch:
Schon drei Wochen nach Kriegsbeginn konnten sich selbst schärfste Kritiker kaum noch entsinnen, dass sie einmal gegen Bismarcks Kriegspolitik gewesen waren. Gewandelt hatte die Lage ein einziger Tag, der 3.7.1866, an dem bei Königgrätz – die Österreicher sagten bei Sadowa – in Nordböhmen die gegnerischen Heere zur größten Schlacht des 19. Jahrhunderts aufeinander trafen. Der Abend sah die Preußen unter Generalstabschef Helmuth von Moltke (1800-1891) als triumphierende Sieger. Von ihren 220 000 Mann waren 9200 verwundet oder gefallen, die Österreicher beklagten bei 180 000 eingesetzten Soldaten 30 000 Tote. Der Berliner Volksmund übersetzte den Namen des Schlachtenorts: „Dem König gerät’s.“
Auch die anderen Gegner Preußens aus dem Deutschen Bund mussten sich beugen. Preußen annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Hessen-Kassel, Nassau und die Reichsstadt Frankfurt. Österreich aber behandelte Bismarck mit ungewöhnlicher Schonung (siehe Kasten).
Vorfrieden von Nikolsburg
Nur unter Aufbietung aller Drohmittel von Rücktritt bis Weinkrampf und mit Unterstützung des Kronprinzen, gelang es Bismarck, König Wilhelm I. zum Verzicht auf die Bestrafung der in seinen Augen am Deutschen Krieg Schuldigen, nämlich Österreich und Sachsen, zu bewegen. Dabei hatte es Bismarck eilig, denn es drohte die Einmischung der europäischen Großmächte; die unerwünschte Vermittlung Frankreichs hatte er ohnehin schon akzeptieren müssen. Im preußischen Hauptquartier in Nikolsburg kam es am 26.7.1866 zum Abschluss eines Vorfriedens, der die befristete Waffenruhe ablöste und so auch endgültig übernommen wurde. Österreich verzichtete auf seine Rechte
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