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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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morgens und abends anwenden muss. Du weißt, zu viel Antibiotika sind überhaupt nicht gut. Dadurch werden andere böse Bakterien resistent – lebensbedrohlich resistent! An meinem rechten Ohr darfst du von mir aus schon ein bisschen ziehen, aber nur, wenn es unbedingt sein muss!«
    »Klar muss es sein, schließlich geht es um unser Vaterland!«, meint er und macht netterweise den höchst ersehnten Ohrwechsel.
    »Aber mein lieber Onkel Ömer ist hier bei uns in Deutschland zu Besuch. Ich muss sofort nach Hause zu ihm«, suche ich händeringend weitere Ausreden.
    »Also gut«, raunt er und lässt mein geschundenes Ohr widerwillig entwischen – mich auch. »Aber nächste Woche musst du kommen. Du weißt, was dir sonst blüht!«
    »Sonst wird aus mir wohl ein ›Ohrlos-Osman‹!«
    »Genau! Bring deinen Onkel auch mit!«
    »Mein Onkel hat aber von all dem Mist keine Ahnung. Er denkt, Deutschland ist immer noch genauso demokratisch wie zu Zeiten Willy Brandts!«
    Schnell spurte ich nach Hause. Schön, dass Onkel Ömers Besuch auch mal was Positives bewirkt.
    »Osman, wo hast du denn so lange gesteckt? Dein Onkel hat sich zu Tode gelangweilt«, empfängt mich meine Frau nicht gerade freudestrahlend.
    »Eminanim, du wirst es nicht glauben, was ich gesehen habe!«
    »Dann lass uns mal sehen! Erzähl!«
    »Ich hab Mehmet in der Stadt getroffen. Stell dir mal vor, er läuft als Nazi-Soldat durch die Gegend!«
    »Erzähl doch keinen Blödsinn! Wer soll dir das denn glauben?«
    »Sagte ich doch, du wirst es nicht glauben! Danach wurde mein linkes Ohr von Lungenloser-Kemal im Namen der Invaliden-Truppe höflichst gebeten, Deutschland zu retten.«
    Meine Frau guckt sehr skeptisch und murmelt:
    »Armes Deutschland!«
    »Eminanim, wenn sogar diese Menschen, die halbe Krüppel sind, voller Inbrunst für Deutschland kämpfen, dann sehe ich doch nicht alles so pechschwarz – höchstens dunkelgrau …«
    »Es ist ja auch nicht alles pechschwarz!«
    »Na, siehst du, lach mal wieder.«
    »Es ist eher, braun – kackbraun!«

14 Am nächsten Tag, nach der zweiten Doppelschicht bin ich erneut völlig hundemüde.
    Ich will nur noch nach Hause und mich für den Rest des Jahres aufs Ohr hauen, jetzt, wo ich noch alle Ohren so schön beisammen habe.
    Der erste Teil des Plans klappt wie am Schnürchen – auf meinen tapferen Ford-Transit ist halt immer noch Verlass. Ich komme ohne Probleme zu Hause an. Aber bei dem zweiten Teil habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht  – besser gesagt, ohne den Gemüsezüchter Onkel Ömer!
    »Osman, mein Lieblingsneffe, zeig mir doch mal schnell dein schönes Bremen«, ruft er sehr gut gelaunt und erwartungsvoll wie ein hungriger Kater vor dem Fischladen.»Eminanim hat nämlich gesagt, ihr müsst vielleicht bald wieder in die Türkei.«
    »Ach, das sagt sie schon, seitdem sie in Deutschland ist.«
    »Komm, lass uns gehen, ich bin schon sehr gespannt auf eure tierischen Musiker …«
    »Wir haben hier keine tierisch guten Musiker, jedenfalls nicht, dass ich wüsste! Außerdem bin ich momentan überhaupt nicht in Konzertstimmung!«
    »Ich meine doch Esel, Hund, Katze und das Huhn – oder ist es ein Hahn?«
    »Ach so, du meinst diese total langweiligen Bremer Stadtmusikanten. Die heißen nur so, um die Touristen zu veräppeln, die machen aber überhaupt keine Musik. Lass uns doch lieber fernsehgucken!«
    »Spinnst du? Den ganzen Tag fernsehgucken kann ich auch bei uns im Dorf. Ich will mir Europa ansehen.«
    »Was hat denn Bremen mit Europa zu tun?«
    Als gute Gastgeber steigen wir natürlich 5 Minuten später mit der kompletten Familie in unseren grasgrünen 68er-Ford-Transit, um meinem Onkel Bremen zu zeigen, und düsen los. Eminanim, ich, Onkel Ömer, Mehmet, Nermin, Zeynep und Hatice.
    Unser Franz-Josef ist nicht zu bremsen! Von null auf hundert in 3 Minuten und 20 Sekunden und dazu zwangsweise tiefer gelegt, wegen eben dieser 7 Personen.
    Bereits nach 2 Minuten, natürlich haben wir die 100-Stundenkilometer-Marke noch lange nicht erreicht, muss Mehmet aber doch wieder auf die Bremse treten.
    Eine unschöne Polizeikontrolle!
    Das kann ich jetzt schon behaupten, weil ich schöne Polizeikontrollen leider noch nie erlebt habe.
    »Hoffentlich merkt der Bulle nicht, dass unser TÜV schon seit 6 Monaten abgelaufen ist«, jammert Mehmet.
    »Wirklich? Wieso hast du dich bisher nicht darum gekümmert?«, schimpfe ich aufgebracht.
    »Ich wollte es ja! Aber seit 6 Monaten kommt immer was dazwischen. Ich

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