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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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nehmen Sie meine Frau nicht mehr auf? Sie ist doch nicht schwanger, obwohl sie so aussieht«, versuche ich, dem Krankenhaus meine Frau schmackhaft zu machen.
    »Weil wir überhaupt kein Personal mehr haben. Auf der Nachtschicht gibt es gar keine Schwestern mehr, da müssen die Patienten sich selber versorgen. Auf der Tagesschicht fehlen mittlerweile auch mehr als die Hälfte. Alle Koreanerinnen, Kroatinnen, Serbinnen, Türkinnen haben gekündigt. Der überwiegende Teil der ausländischen Ärzte ist auch schon weg und der Rest hat sich selber krankgeschrieben. Das Küchenpersonal lässt die Küche seit Tagen kalt. Die Putzfrauen lassen sich schon lange nicht mehr blicken und unsere schöne Grünanlage gleicht einer stinkenden Müllhalde! Wie gesagt, versuchen Sie Ihr Glück bitte woanders!«
    »Sie meinen, Sie können hier gar nichts gegen meine Rückenschmerzen tun?«, stöhnt meine Frau.
    »Ich kann mich um Sie nur kümmern, wenn Sie hier auf der Stelle einen heftigen Herzinfarkt bekommen! Aber nur, wenn Sie bei Ihrer eigenen Beipass-Operation selbst mit Hand anlegen«, warnt er mich davor, hier mit einem Herzinfarkt leichtsinnigerweise aufzutauchen. »Was meinen Sie wohl, warum es hier so gähnend leer ist? Nicht weil die Bevölkerung plötzlich gesünder geworden ist. Sondern weil sie alle wissen, dass man hier nichts für sie tun kann. Noch vor ein paar Wochen war es hier rappelvoll. Die Menschen lagen übereinandergestapelt in den Fluren. Nach und nach sind sie dann völlig enttäuscht abgehauen.«
    »Eminanim, versuch doch es positiv zu sehen«, tröste ich auf dem Nachhauseweg dann uns beide. »Jetzt können sie uns wenigstens nicht mit diesen total aggressivenKrankenhausviren anstecken, die inzwischen gegen jedes Antibiotikum resistent sind!«

39 Onkel Ömer ist sichtlich enttäuscht, als er uns eine Stunde später ohne ›dicke Titten‹ wiedersieht … korrekter gesagt: meine Frau.
    »Wir bekommen hier absolut keinen Termin, wir müssen doch in die Türkei«, lüge ich meinem Onkel wieder was vor. »Ganz Bremen lässt sich anscheinend zurzeit große Brüste montieren! Auf die Schnelle können sie nur einen einzigen Busen vergrößern, haben die gesagt, weil deren Silikon alle ist. Aber wer will schon mit nur einem dicken Busen rumlaufen?«
    »Warum nicht, ist doch besser als gar nichts! Einäugig ist ja auch viel besser als völlig blind«, argumentiert er, um mich gleich darauf zu warnen: »Osman, ich rate dir, sieh dich vor! Du kennst ja den Spruch: ›Wer ab dem vierzigsten geil wird, den erwartet der Sarg!‹ Du bist sogar schon über 50! Dich erwartet garantiert direkt der Friedhof, wenn du dich weiterhin so wie ein völlig notgeiler Halbstarker aufführst! Seitdem ich hier in Deutschland bin, hast du nichts anderes im Kopf als zwei riesige Monster-Titten! Wenn du deine Energie auf etwas anderes gelenkt hättest, zum Beispiel auf deinen Onkel, dann hätte ich vielleicht doch noch einen ganz tollen Urlaub hier haben können!«
    Danke, liebe Nazis!!!
    »Aber du hast doch mit deiner Firma genug zu tun«, stammele ich hilflos.
    Zum Glück kommt mir meine kleine Tochter Hatice im richtigen Augenblick zu Hilfe:
    »Papa, Papa, bevor wir wegfahren, müssen wir aber noch mein Spiel umtauschen!«
    Meine freche kleine Tochter hat in letzter Zeit ein fürchterliches In-den-Boden-sink-Spiel entwickelt. Ich bin natürlich immer derjenige, der im Boden versinkt! Hatice bleibt da stehen, wo sie ist, und freut sich grinsend über ihre List. Und dieses Spiel geht so:
    Wenn die Kleine ihrer neuen Gäymboy-Stäyschen-Spiele, oder wie die höllisch teuren Dinger sonst heißen mögen, nach ein paar Wochen überdrüssig geworden ist, tauscht sie sie einfach im Geschäft wieder um.
    Das Einzige, was sie dafür tut ist: nichts – während ich knallrot anlaufe!
    Sie steht nur unschuldig da und schaut verzweifelt und sehr traurig auf den Boden. Diesen Anblick erträgt der junge türkische Verkäufer Aydin nicht und bringt sofort das neue Spiel, das Hatice haben möchte, und nimmt das alte wieder zurück, selbst wenn es schon ein halbes Jahr alt und ganz schön zerkratzt sein sollte. Ich bin mir sicher, dass der Aydin selber eine freche kleine Tochter zu Hause hat, die genauso traurig gucken kann.
    Meine Frau Eminanim nutzt die Gunst der Stunde und drückt mir sofort einen Einkaufszettel in die Hand.
    »Falls sie keine Zucchini haben, dann 2 Kilo Auberginen bitte.«
    Nach zehn Minuten betrete ich mit meiner Tochter Ingos

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