Deutschland allein zu Haus
musste ihre Leiche mit meiner Freundin Selma zusammen von der Straße kratzen.«
»Öhm … ja … ich glaube, das war kein gutes Beispiel. Aber im Allgemeinen heißt verschwinden erst mal nur verschwinden. Bald kommt er sicherlich zurück und nervt mich wieder. Also mach dir keine Sorgen.«
37 Apropos platt!
Wir schauen sofort Mehmets Internetseite an, in der Hoffnung, dort irgendeine Spur von ihm zu entdecken:
www.hautdieglatzenbissieplatzen.de
Stattdessen entdecken wir zu unserem Erstaunen die neue Folge von ›Die Herrmanns‹:
›Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit‹ präsentiert: DIE HERRMANNs – Eine Bremer Homestory in mehreren Folgen. Folge 3:
Um den schiefen Haussegen wieder geradezubiegen, haben Herr und Frau Herrmann verabredet, heute Abend chic essen zu gehen. Vater Staat rückte doch genug Kohle raus für Nichtstun und Nutten.
Apropos Nutten: Herbert will die Sache mit den polnischen ›Gastarbeiterinnen‹ vergessen machen, und Hilde freut sich über den ›guten‹ Italiener, damit Heiko nicht weiter stänkert.
Sie selber will heute fein Ravioli essen, mit Spinatfüllung und Sahnesoße, das ist die Lieblingsspeise der eleganten Schauspielerin in ihrer Lieblingsvorabendserie. Und Heiko ist wegen der versprochenen leckeren gigantischen ›Monster-Gemüsetorte‹ bereit, die beiden Spießer 2 Stunden lang zu ertragen.
Die Herrmanns waren seit Jahren nicht mehr so schön essen. Genau genommen noch nie! Mit den immer wieder wechselnden 1-Euro-Jobs, die Herbert ständig vom Arbeitsamt aufgebrummt bekam, kam auch nur ein 1-Euro-Essen wie Pommes infrage.
Als sie dann völlig aufgebretzelt im Auto sitzen, fängt Herbert sofort mit seinen neuen Partei-Geschichten an, bevor jemand auf die dumme Idee kommt, nach alten Weiber-Geschichten, wie zum Beispiel den polnischen oder ukrainischen Gastarbeiterinnen, zu fragen.
»Wir haben da jetzt einen jungen Kameraden in Berlin, derist echt ’ne Wucht«, schwärmt er. »Der hat’s wirklich drauf, glaubt mir, der ist der kommende Mann! Nicht wie die anderen Versager. Meine Fresse, der kann reden, der reine Wahnsinn!«
»Wieso, dürft ihr mittlerweile etwa sprechen?«, fragt Hilde überrascht.
»Nein, wir doch nicht! Aber dieser Junge sitzt ja nicht im Parlament wie wir. Sogar der Fraktionsvorsitzende hat gesagt: Lasst den Burschen reden wie ihm der Schnabel gewachsen ist, der wird die Massen schon begeistern!«
»Tut er doch längst«, bestätigt Heiko ausnahmsweise mal seinen Vater. »Dieser Karl-Heinz Kartoff ist hundertpro der kommende Mann!«
»Sicher, der junge Mann wird es tatsächlich weit bringen! Toller Bursche! Ich werde wohl nie so tolle Reden halten können wie er!«
»Das brauchst du nicht extra zu betonen«, meint Heiko.
»Du kennst ihn also auch schon«, fragt sein Vater.
»Logo, alle seine Reden sind im Internet und werden millionenfach angeklickt. Der Typ ist echt der Renner! Ich find ihn affengeil! Gestern sagte er, man sollte die Ausländer nicht nach Hause befördern, man müsse sie nach Hause prügeln – eine andere Sprache verstehen die nicht! Megageil, oder?«
»Auch schön, aber hast du das hier schon gehört? Er sagte: ›Eigentlich hasse ich ja Schwule wie die Pest, aber ich wünsche mir mehr türkische Homos, damit sich das Pack nicht wie Karnickel vermehrt!‹ Hihahooo hrrkrr …«
»Hooohiiiihrrr …«, lachen die beiden vergnügt im Chor.
»Auch vom Namen her passt er gut mit eurem Boss Puffer zusammen«, kichert Hilde, »Kartoffel-Puffer!«
»Hooo hooorrhh, jetzt pass mal auf«, versucht Herbert sich wieder einzukriegen, »das ist genial! Karl-Heinz Kartoff hatam Mittwoch zu den Reportern gesagt: ›Es kann überhaupt kein Mensch jemals vergast worden sein! Glauben Sie wirklich, die Russen hätten uns damals im Zweiten Weltkrieg auch nur einen Kubikmeter Gas geliefert?‹ Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen! Dieser Kartoff ist brillant!«
Heiko rammt gleich zweimal vor Begeisterung mit der Glatze gegen das Seitenfenster, als er sich auf dem Rücksitz vor lauter Lachen hin- und herschmeißt.
»Wie ist er denn so drauf? Hast du ihn schon mal getroffen?«, fragt er neugierig.
Herbert hat es bisher trotz mehrfacher Versuche noch nicht geschafft, den neuen Superstar der rechten Szene auch nur einmal zu sehen, obwohl er weiß, dass so eine Bekanntschaft mit dem Karl-Heinz Kartoff ihm viel Respekt verschaffen würde – besonders von seinem Sohn!
»Klar, ich bin doch jeden Tag mit dem KHK zusammen, wie ihn
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