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Deutschland macht dicht (German Edition)

Deutschland macht dicht (German Edition)

Titel: Deutschland macht dicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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ritterlich«, spöttelte Clea.
    »Tscho. Na...«, er suchte nach Worten, zuckte dann mit den Schultern und sagte schließlich: »Das Haus. An dem Haus, oder dem Rest davon ...«
    »Nur das obere Stockwerk war noch da, stimmt’s? Total unheimlich. Und außerdem: Ein Glück, daß ich mir nicht das Genick gebrochen hab’ bei der ... Landung.«
    »Ja. Jedenfalls, da waren ... so Typen. So Managertypen mit Rollern und Aktenkoffern.«
    »Echt?«
    »Ja, aber keine normalen Menschen, sondern so diese halbfertigen Typen, die man jetzt ...«
    »Billige Menschen.«
    »Genau. In Anzügen. Drei Stück.«
    »Was haben die gemacht?«
    »Ich fürchte, die haben dich gesucht. Ließen sie jedenfalls durchblicken, als sie mich gesehen haben. Und die wußten ... die wußten auch, daß ich was damit zu tun hatte, daß du verschwunden bist. Deswegen war ich gestern nacht so stinkig zu dir. Unter anderem.«
    »Unter anderem ... aha«, sagte Clea, nicht böse, nur spitz.
    Hendrik seufzte. »Ich dachte halt, du wirst es wieder allen erzählt haben.«
    »Was?«
    »Den Plan.«
    »Wieso denkst du denn ...«, brauste Clea auf, aber als sie Schuldbewußtsein in seinem Blick bemerkte, wurde sie milder: »Ach, weißt du ... stimmt ja auch ein bißchen. Ich mach’ mich schon gern wichtig, manchmal. Erst recht, wenn ich was Aufregendes erleben darf.«
    »Manchmal«, lächelte Hendrik und machte eine wegwerfende Handbewegung: Schwamm drüber.
    Er dachte an verschiedene Geschichten, die er mit Clea erlebt hatte und die jedesmal auf nicht nachvollziehbaren Wegen, aber unfehlbar sicher irgendwie zu Röschen gelangt waren, obwohl er beide Mädchen immer darauf einschwor, nicht rumzutratschen, eben weil er sowohl die dunkelhaarige Kluge wie die blonde Lustige um sich haben wollte.
    »Was ist passiert? Ich meine, wie ist das ausgegangen, mit diesen Typen?«
    »Ich hab’ einen ... gekickt, als sie mich greifen wollten. Der ist zusammengekracht. Auseinandergefallen, als ob er aus Lebkuchen wäre. Und die andern ... na, besonders schnell beim Rennen waren sie nicht. Ein paar Haken in den Wald und ich war sie los.«
    »Bist ja auch ein Supersportler«, schmeichelte Clea.
    Hendrik stand auf, streckte ihr die Hand entgegen: »Wollen wir?«
    »Wohin?« fragte sie zweifelnd.
    »Zurück in die Stadt. Wir folgen den Gleisen. Besser als Moos am Baum, oder?«
    »Jedenfalls glaubhafter«, sagte Clea und nahm seine Hand.

18.
Bei den Ökonomen
     
    Rosalies Nacht war unerwartet angenehm gewesen.
    Zwischen der Lichtung mit den rockenden Tieren und Bäumen einerseits und dem Frankfurter Stadtzentrum andererseits, in das Mandelbaum, der älteste Kommunist Deutschlands und sie selbst sich heute vorarbeiten wollten, hatte die kleine Gruppe auf einer beinah menschenleeren Straße – die wenigen Leute, die hier rumstolperten, kümmerten sich ausschließlich um ihre eigenen verwirrten Angelegenheiten – ein geräumiges, offenstehendes Bettengeschäft gefunden.
    Dort drinnen ließ sich ein nettes Camp aufschlagen.
    Als es dunkler wurde, nahm der älteste Kommunist Deutschlands ein paar Kerzen von einer Dekorationsleiste, stellte sie auf Dekonachttischlein und den Boden, zündete sie an und unterhielt Rosalie, die es sich auf dem breitesten und größten der Vorführbetten bequem gemacht hatte, mit alten Geschichten: »Es ist alles nicht halb so schlimm, wie es aussieht. Wenn man glaubt, die Welt ist schlecht eingerichtet, hat man vor dem Durcheinander keine Angst, weil man ja weiß, daß ein Durcheinander kommen muß, damit es besser wird.«
    Dann erzählte er von Rußland 1905 und 1917, von der Pariser Commune, der Münchner Räterepublik.
    »Ob es sich beim großen Durcheinander allerdings auch in unserem Fall um einen Umsturz dieser Art handelt«, gab Mandelbaum zu bedenken, »darauf würde ich derzeit noch nicht wetten wollen.«
    Geschmeidig erwiderte der Alte: »Es gibt stabile schlechte Situationen, instabile schlechte Situationen, instabile gute Situationen und stabile gute Situationen. Die beste Situation ist die stabile gute, in der wir uns, das sieht jeder, gerade nicht befinden. Aber die schlechteste ist doch die, aus der wir kommen, die stabile schlechte. Die instabile schlechte wiederum ist erträglich, weil sie ja kippen möchte; die instabile gute aber auszuhalten, weil sie sich ja immer noch stabilisieren kann.«
    »Außerdem ist es hier kuschlig«, fand Rosalie. Sie atmete auf; seit einigen Stunden fühlte sie sich irgendwie beengt – das war, auch wenn

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