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Deutschland macht dicht (German Edition)

Deutschland macht dicht (German Edition)

Titel: Deutschland macht dicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Gattung ganz besonders verantwortungslose Menschen ermöglicht.«
    »Entschuldigung, wie bitte?« Clea glitt auf der Treppe aus, nicht allzu schlimm, aber sie geriet genug ins Schlingern, daß sie von Rosalie abgefangen und gestützt werden mußte. Daß sie das zuließ, verriet Hendrik genug darüber, wie flau ihr war. In den Fingerspitzen seiner beschmutzten Hand kribbelte es.
    »Der Herrscher dieser neuen Welt ist wütend. Man hat seine Tochter gestohlen. Und man hat sein Gedächtnis verloren«, fuhr Mandelbaum fort.
    »Du meinst, er hat sein Gedächtnis verloren?« hakte Hendrik nach, dem an dem Satz etwas krumm vorkam.
    »Nein«, wiederholte Mandelbaum, »nicht er selbst – man hat sein Gedächtnis verloren. Es irrt in den Träumen der Leute herum. An die kommt niemand ran. Sie werden nicht geträumt, man hat die Insassen des Taschenuniversums von ihnen abgeschnitten.«
    »Träume«, sagte Clea weich und wollig, als spräche sie aus dem Schlaf. »Wieso Träume?«
    »Beim Träumen wird die Raumzeitorientierung jeweils auf den neuesten Stand gebracht. Dazu sind sie da«, stellte Mandelbaum fest.
    »Hä?«
    »Träume bestimmen die Koordinaten fürs Wachsein, ziehen die geodätischen Linien. Der Unsinn, an den ihr euch erinnert, manchmal, wenn ihr aufwacht, ist nur Staffage. Dekoration. Das Produktive am Traum geht ins Gewebe um euch ein. Es macht die Welt für den Wachzustand überhaupt erst bereit.«
    »Ich verstehe kein Wort«, gab Hendrik ungefragt zu.
    »Meine Berechnungen ... Rosalie, du hast meine Berechnungen noch?« wollte der Hase wissen. Rosalie haute sich kurz mit der flachen Hand auf ihren Hintern. In der Tasche dort steckte, wie Hendrik sah, ein Bündel zusammengefalteter Papiere, die über und über mit Zahlen und Symbolen bekritzelt zu sein schienen.
    Mandelbaum hatte diese Notate nachts im Bettenladen angefertigt.
    »Und jetzt will dieser Dämon also sein Gedächtnis zurück?« stöhnte Clea. Am Ende der Treppe, auf der Erdgeschoßebene des Bahnhofs angelangt, hatte sie sichtlich schwere Mühe damit, aufrecht zu gehen. Ihre Knie fühlten sich an wie mit Wasser vollgesogener Schwammwabbel.
    Hendrik und Rosalie halfen ihr.
    Mandelbaum sagte: »Nein, denn das Dumme an diesem Gedächtnisverlust ist, daß er die Erinnerung ans vormalige Vorhandensein des Gedächtnisses selbst mit umfaßt. Daß ihm die Tochter fehlt, das spürt der Dämon allerdings. Deshalb läßt er seine Armee ...«
    »Meint ihr diesen Laden?« fragte Hendrik und zeigte auf einen verwüsteten Mini-Supermarkt mit eingeschlagenen Scheiben. Das Verbotsschild, von dem Rosalie gesprochen hatte, hing an einem Streifen braunen Tesafilms von der rückwärtigen Wand. Die Regale lagen in Stücken, Waren krümmten sich unter Schmerzen auf dem Boden.
    »Richtig«, sagte Rosalie.
    Clea flüsterte: »Hoffentlich hilft’s«, als Hendrik sich bückte und eine heilgebliebene Flasche Kirschwasser aufhob.

22.
Der fanatische Käse
     
    Es krachte unten noch drei, vier Mal. Die Aktuatoren wagten weitere Vorstöße, der Käse wehrte sich seiner Haut. Am Ende zogen sich die Angreifer zurück. Hilde Pinguin lag flach auf dem Bauch, Haare hingen ihr im Gesicht, die Augen waren trüb. Die Katze schien ins Nichts geflohen. Ganz flach atmete die Millionärin.
    Der Käse rief mit reibeisenrauher Stimme: »Ist jemand oben? Iblis soll mich fressen, wenn da oben niemand ist!«
    Hilde Pinguin hielt bang den Atem an.
    »Man antworte mir!« schrie der Käse.
    Die Verängstigte zitterte, so leise sie konnte.
    »Oh, ich werde böse! Ich komme hoch!«
    Stufe um Stufe hopste er empor.
    »Gleich bin ich oben!« Hops.

    Hilde Pinguin versuchte, sich den Garstel vorzustellen, der da kreischte.
    Ihr fiel nur »Pumuckl« ein. Hops.
    »Es wird jetzt ernst, schmeck’s! Für dich, für euch! Ich unterstehe dem Gesetz, ich bin für Scharia, für Sufis und Mullahs und alles, was ich aus diesem Bereich sonst so kenne!«
    In Wirklichkeit hatte der Käse keine Ahnung, wovon er redete.
    Seine schwere Meise hatte er sich im Kühlschrank eines engagierten Offenbacher Israelhassers aus kernkatholischem Elternhaus eingefangen. Zum Zeitpunkt der Plombierung Deutschlands waren acht Spezialisten des hessischen Landeskriminalamts mit ihrer monatelangen Überwachung des Käsebesitzers eben an den Punkt gelangt, an dem man ihnen höheren Orts den Zugriff auf diesen gestatten wollte. Bei der Schürzung des Knotens im Raumzeitgefüge war das Hirn des Gotteskriegers jedoch in den Käse

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