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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon viel berichtet worden. Möwen waren zähe Abfallfresser und traten überall dort in Schwärmen auf, wo Müllhalden und Menschenabfall lockten.
    Noch immer konnten sich die Fasanen nicht damit abfinden, endgültig vertrieben worden zu sein. Vom Kühkopf, ihrem Brutrevier her, versuchten sie immer wieder in schwerfälligen Flügen in Richtung Flughafen das alte Land zurückzugewinnen. Bauschutt und verrostete Maschinenteile lagen auf ehemaligen Maisfeldern abgelagert. Wo einst Haubentaucher und Bleßhühner die winzigen Seen nahe der Knoblochsaue bevölkert hatten, ragten jetzt Parkuhren und elektronische Installationen empor.
    Auch die Stare hatten keinen Fußbreit Boden aufgegeben. Sie bevölkerten nach wie vor in riesigen Mengen die Ausläufer der Startbahnen und die Rasenflächen dazwischen. Nur ein schmaler Randbezirk war noch von den einstigen herrlichen Auwäldern übriggeblieben.
    Dort, wo der Weg durch den Flughafen und die Ausbauarbeiten der nicht ganz vollendeten Startbahn bis dicht an den Rhein gedrängt wurde, stieß er auf ein umgeknicktes Schild: ›Im Laichschonbezirk ist jeglicher Fischfang in der Zeit vom 1. Februar bis 15. Juni eines jeden Jahres verboten! Zuwiderhandlungen werden verfolgt! Der Regierungspräsident in Darmstadt.‹
    Am Südrand Leeheims jedoch stand noch immer der Bensheimer Hof, ein Wehrbauernhof, der wie ein Kloster quadratisch und nach außen hin abgeschlossen gebaut worden war. Leeheim bestand noch immer aus langweiligen Ansammlungen phantasieloser, nüchterner zweistöckiger Reihenhäuser, grau und bräunlich getönt. Sie waren nicht vernichtet worden! Auch die Hauptstraße besaß noch die gleiche Trostlosigkeit wie vor dem Bau des Flughafens.
    Von Leeheim fuhr er in Richtung Dornheim weiter. Jetzt führte die Platzgrenze direkt an der Straße entlang. Ein drei Meter hoher Zaun, der offensichtlich den gesamten Platz umgab, ragte drahtig und schon wieder vom Winde verweht neben den Haselbüschen des Banketts auf.
    Einst lagen hier fruchtbare Kartoffeläcker; sie waren dem Fortschritt gewichen. Ein einsamer Birnbaum ragte lebensmüde aus einer künstlichen Mulde. Kurz vor Dornheim: Überreste von Sonnenblumenfeldern.
    Plötzlich stutzte er. Er trat auf die Bremse – stand. Er traute seinen Augen nicht.
    Wenige hundert Meter vor ihm stand ein uralter Amerikaner, der aus dem Nichts der Knoblochsaue aufgetaucht sein mußte – ein Buick mit durch und durch verrosteten Stoßstangen.
    Rasch setzte Kaller zurück. Jetzt verbargen ihn Weißdornhecken. Durch die blühenden Zweige sah er, wie vier der fünf Insassen der Reihe nach aufs Autodach, von dort über den Zaun sprangen. Waffen wurden hinterhergereicht, zum Schluß folgten zwei Kisten, offensichtlich mit Munition.
    Kaller saß startbereit. Wenn der letzte Mann mit dem Wagen davonjagte, würde er ihm folgen. Aber er hatte sich getäuscht. Auch der letzte sprang, vorher die Umgebung kurz und nicht übermäßig gründlich absuchend, mit einer umgehängten MP hinterher. Dann trottete die Gruppe, Waffen und Munition schleppend, über das Rollfeld, als handele es sich um einen legalisierten Spaziergang. Tatsächlich glaubte Kaller vorübergehend, er habe es mit einer Übung des Bundesgrenzschutzes oder einer zivilen Anti-Terroristengruppe zu tun. Aber der Buick, vor allem der letzte Mann belehrten ihn eines anderen. Er gab Gas und jagte, ohne sich um den zurückgelassenen Wagen zu kümmern, in Richtung Terminal davon. Es war die schnellste Art, die Polizei zu informieren. Eine Telefonzelle gab es in der Knoblochsaue nicht.
    Aber Kaller wäre besser beraten gewesen, wenn er das Flughafen-Revier der Polizei gemieden hätte.
    »Noch immer keine Nachricht von Jason?« fragte Querholz gereizt einen Assistenten.
    »Mehr oder weniger doch«, antwortete der umständlich. »Der Jason ist am frühen Nachmittag in der Erfeldener Altrheinschenke gesehen worden. Er hat dort zwei Schoppen Kirschwein getrunken. Die Kollegen erwarten ihn vor seinem Haus!«
    »In Ordnung!« kommentierte Querholz ironisch. »Dann darf ich den Herrn Naturschutzdoktor noch mit einem Alkoholgehalt von über Nullkomma acht hierher bitten? Sagen Sie Ihren Kollegen, sie sollen ihn im Streifenwagen herbringen! Be my guest, höh?«
    Der westliche Flughafenteil, der an Knoblochsaue und Kühkopf grenzte, war weder vom Kontrollturm noch von der ›Avitour‹- Zentrale aus einsehbar. Gerade dieser Teil sollte daher besonders durch Elektrozäune und befahrbare Patrouillenwege

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