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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Persönlichkeit auf das Niveau eines einfachen Protokollbeamten begibt.«
    »Sie lenken nicht ungeschickt ab. Sie haben doch großes Interesse daran, daß dieser Flughafen nicht funktioniert.«
    »Meine Methoden sind andere als Ihre. Ich kämpfe auf einem Feld, das Ihnen völlig fremd ist: auf dem geistigen!«
    »Ach, mein bester Herr Kaller: In Ihrem Alter hatte ich das alles längst durch: den Dostojewski, Herders Ideen, Rot und Schwarz, Platons Dialoge – so ist es ja nun auch nicht. Aber ich habe einen klaren Kopf dabei behalten: Ich bin nicht nach Wolkenkuckucksheim gezogen, und ich bin nicht zu einem quichotteschen Narren vergreist! Um es kurz zu machen: Kennen Sie eine gewisse Ira? Ich weiß: Sie antworten jetzt mit ›Nie gehört.‹«
    »Nie gehört!« sagte Jan Kaller.
    »Schade! Sie haben doch sehr viele Veranstaltungen der ›Vereinigung Umweltschutz e.V.‹ besucht! Ich möchte wissen, ob diese Ira dabei war.«
    »Ich weiß es aber nicht.«
    »Aber Sie waren heute nachmittag zusammen mit ihr am Zaun!«
    »So kann man es auch sehen! Ich wußte nicht einmal, daß eine Frau unter den fünf war!«
    »Die unterscheiden sich heute auch nicht mehr nach Aussehen, sondern nach Weltanschauungen. Wissen Sie etwas über die Bombenwarnungen übers Telefon? Sagen Sie nicht schon wieder nein!«
    »Nein!« sagte Kaller.
    »Sie haben Verbindung zu dieser Gruppe, und Sie könnten eine Menge tun, wenn Sie uns alle gewünschten Informationen geben würden. Noch ist dies eine zwanglose Unterhaltung, kein Verhör!«
    »Zwanglos?«
    »Es muß irgend jemanden in der Gruppe geben, der sich mit Flugzeugen auskennt. Darüber hätte ich gern exakte Angaben. Mit wem haben Sie sich darüber unterhalten? Zum Beispiel auf den Abenden der › Vereinigung Umweltschutz e.V.‹?«
    »Mit niemandem! Ich verstehe von Flugzeugen weniger als von einer Dampflokomotive!«
    »Auf dem letzten Abend ist öffentlich mit einem Bombenattentat gedroht worden. Und Sie kämpfen seit Jahr und Tag auf Ihrem … geistigen Feld gegen den Flughafen! Aber Sie haben mit der Sache nichts zu tun – im wahrsten Sinne des Wortes nicht!«
    »Nein!« sagte Kaller.
    »Ich erwarte noch einen Herrn aus Ihren Kreisen. Es wäre peinlich für Sie, wenn er Ihre Mitwisserschaft bestätigen würde. Noch haben Sie Zeit, Herr Kaller!« Das Telefon läutete. »Ja, ich komme rüber! Sofort!«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Sie können nicht. Ich bitte Sie, sich unten zur Verfügung zu halten. Ich brauche Sie eventuell noch. Der Beamte wird Sie hinunterführen.«
    Bevor sich Querholz zurückbegab in den Konferenzsaal, zündete er sich auf dem Flur eine Zigarette an und überdachte die Lage.
    Trotz aller routinemäßigen Aufregung und Anspannung würde dieser Fall reibungslos über die Bühne gehen.
    In weniger als einer Stunde konnten die Herren aus Bonn mit den zweieinhalb Millionen und Kampinsky dasein. Die Übergabe würde erfolgen, das Versteck der Bombe mitgeteilt werden, die ›Steppenadler‹ landen und die Herren und Damen Terroristen damit in Richtung Arabien abdampfen. Wenn die Besatzung Glück hatte (an ihre Erschöpfung dachte er nicht), konnte sie gegen frühmorgens mit leerer Maschine zurück sein. Es sei denn, die Araber würden den Terroristen erlauben, die ›Steppenadler‹ plus Besatzung wochenlang zur Verfügung zu halten, woran er nicht glaubte.
    Und was würde er, Polizeipräsident Querholz, bei der ganzen Aktion geleistet haben? Nichts, absolut nichts. Ein rein diplomatischer Vorgang, wenn man so wollte. Keine Lorbeeren für den Mann, der ohnehin schon mit dem Spitznamen ›Staubwedel und Weihrauch‹ umherlief.
    Er seufzte schwer. Es war sinnlos, die Spur über Jan Kaller oder Dr. Jason zu den Terroristen hin zu verfolgen! Selbst wenn er kostbare Aufschlüsse erhielt, er konnte sie nicht verwerten. Man würde die Herren Gangster mit den besten Wünschen und zweieinhalb Millionen auf Vergnügungstour in den Orient schicken! Zum Kotzen!
    Er öffnete die Tür zum Konferenzsaal und erwartete, daß alle Beteiligten mit dem Fernglas die Vorgänge am Funkhäuschen verfolgten. Statt dessen starrten alle den Verkehrsminister an, der offensichtlich soeben eine wichtige Mitteilung gemacht hatte. Alle Augen wandten sich jetzt ihm zu.
    »Gibt es was Neues aus Bonn?« fragte der Polizeipräsident, überflüssig genug.
    Der Verkehrsminister schniefte durch die Nase, rollte die Handflächen auswärts und einwärts und wiederholte dann, was er offensichtlich bereits den

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