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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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von Minuten die halbe Erde zu vernichten – und der auch dazu bereit ist. Diese ausdrücklich deklarierte Verteidigungsbereitschaft – ich halte dieses Wort für das obszönste der Weltgeschichte. Und dieser gleiche Staat, der bereit ist, Millionen seiner Bürger hinzuopfern, wenn er die Zeit für gekommen hält, dieser gleiche Staat steckt Leute in den Bau, die keiner Menschenseele etwas Böses zugefügt haben, außer, nach der Meinung eben dieses Staates, sich selber! Ron, dabei kannst du doch verrückt werden, dabei kannst du doch überhaupt nur noch durch Rauschgift überleben! Dieser Staat stellt Untersuchungen an über die Gehirnschädigung durch Drogen, und gleichzeitig gibt er Millionen für die Herstellung bakteriologischer Waffen aus! Schädigung des Gehirns? Ich glaube, und ich will verdammt sein, wenn es nicht stimmt, ein Gehirn, das die sogenannte ›Nato‹ -Verteidigungsbereitschaft widerspruchslos akzeptiert, das kann gar nicht mehr geschädigt werden!«
    Matthias saß dem Polizeipräsidenten gegenüber. »Meine Zeit ist knapp!« teilte Querholz mit.
    »Ich habe sie nicht in Anspruch genommen!« erwiderte Jason.
    »Sie wissen, daß über uns, über unserem Deutschland ein Flugzeug kreist, das jeden Augenblick explodieren kann?«
    »Ich habe davon gehört.«
    Querholz beugte sich jäh vor: »Wann? Zum ersten Mal?«
    »Durch den Rundfunk. In der Erfeldener ›Altrheinschenke‹. Ich habe die Radiomeldung rein zufällig gehört. Ich schalte nie absichtlich Nachrichten ein. Weder im Rundfunk noch im Fernsehen.«
    »Weshalb nicht?«
    »Wir leben im Zeitalter der Pseudoinformation. Ich glaube: Die letzte wirklich echte Information wurde sechzehnhundertundfünfunddreißig durch einen Ausrufer in Miltenberg oder Michelstadt im Spessart mitgeteilt.«
    »Sie betrachten sich als Gegner moderner Zivilisation?«
    »Ich weiß nicht, was Sie darunter verstehen. Wenn in der Tagesschau zum dreiundvierzigsten Mal ein Gesicht gezeigt wird, das jeder kennt, wenn Hände gedrückt, Ehrenfronten abgeschritten werden, obwohl jedermann weiß, wie so etwas vor sich geht … Wenn ein Politiker gezeigt wird, wie er eine Flugzeugtreppe hinuntersteigt, wo jeder weiß, wie man eine Flugzeugtreppe hinuntersteigt … Nennen Sie das Information? Zwölf Minuten Phrasen, Festbanketts, Statements … in der gleichen Zeit sterben in irgendeinem kaum registrierten Krieg Tausende unter Napalmbomben; in Südamerika stirbt eine Schmetterlingsart aus durch Gifte, an denen in knapp zwölf Jahren Tausende von Menschen zugrunde gehen werden … Kein Wort über die Schmerzen, die eine simple Gewehrkugel verursacht … immer nur Händedrücke …«
    »Meine Zeit ist knapp. Also: In Ihren … in den Versammlungen der › Vereinigung Umweltschutz e.V.‹ sind in letzter Zeit Bombendrohungen laut geworden.«
    »Ich weiß …«
    »Machen Sie exakte Angaben. Wer hat sie geäußert? Kennen Sie die Leute? Bitte Namen! Wo wohnen sie?«
    »Wissen Sie, was einer unserer hochbezahlten Herrn Minister antworten würde, wenn man ihn fragt, ob er morgen an wolkenlosen Himmel glaube? Er würde antworten:
    ›Wir haben diese interessante Frage ausgiebig geprüft und ihr Für und Wider in ausführlichen Diskussionen besprochen. Wir verfolgen die meteorologischen Vorgänge mit Sorge und werden nicht versäumen, gegebenenfalls unser Veto einzulegen, wenn unsere Interessen geschädigt werden.‹ Eher ginge ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Politiker mit schlichtem Ja oder …«
    »Zur Sache: Kennen Sie eine Ira Hagenow? Oder eine Hanna Mertz?«
    »Und ganz Deutschland hockt staunenden Ohres und Auges am Schirm und fühlt sich großartig informiert! Nein, ich kenne keine Hanna oder Ira.«
    »Kennen Sie sich mit Flugzeugvorrichtungen aus?«
    »Keine Ahnung!«
    »Ist niemals jemand an Sie herangetreten mit der Bitte, etwas gegen den störenden, überhandnehmenden Luftverkehr zu unternehmen?«
    »Natürlich. Wir protestieren ja seit Jahren … Seit einem Jahrzehnt gegen die Errichtung des Otto-Lilienthal-Flughafens!«
    »Sie geben zu, daß Sie den Luftverkehr auf dem neuen Hafen unterbinden wollten?«
    »Keinesfalls. Ich hätte ihn nur gern dichter an Darmstadt, Mainz oder Frankfurt gesehen als ausgerechnet am Kühkopf!«
    Der Polizeipräsident seufzte.
    »Ich sehe, Sie haben kein Vertrauen zur Polizei. Hier geht es nicht um Umweltschutz. Hier geht es um ein paar Gangster! Und sie sind Ihnen bekannt! Sie haben in Ihren Versammlungen öffentlich mit

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