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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ganzes ablösen kann. Aber wenn ich einen meiner langen Femme-fatale-Nägel darunterschiebe, geht's spielend! Du glaubst ja nicht, wie doof diese Pippimädchen an der Kasse sind. Die halten eine Flasche Hennessy glatt für Obstessig für zwei vierzig!
    Aber merk dir, Lektion drei: Stiehl nie einen echten Nerz im Supermarkt! Du mußt garantiert damit durch eine elektrische Schleuse, die auf irgendein eingenähtes Metallteil anspricht.«
    »Du machst das aus purem Sport, wie?«
    »Aus Wut! Mir stinkt diese bodenlos miese Manipulation der arglosen Käufer, die 'ne Schachtel Fleischsalat kaufen wollen und mit einer Rechnung über fünfzig Mark den Laden verlassen! Mit Miezen an der Kasse, die nicht mal gelernt haben, danke zu sagen. Nicht mal 'ne Flasche Champagner wickeln sie dir extra ein, Hauptsache, die Kasse klingelt!«
    Sie schlenderten durch die Gassen Niederlahnsteins. »Auf dem Rückweg versaufen und verfressen wir alles, okay?«
    »Okay!«
    »Sieh mal, Ronald: ein schnuckeliges Lokal!«
    »Schon wieder trinken?«
    »Schon wieder? Ich habe seit mindestens einer halben Stunde nichts mehr am Mund gehabt!«
    »Also gut, ein Gläschen vor der Rückfahrt!«
    Sie nahmen in einem Gartenlokal Platz. Die Steinwände waren mit Reben berankt. Über ihnen färbte sich der Himmel orangerot. Barockwolken segelten vorüber. Es gab Rheinwein aus Steinkrügen.
    »Ich habe die ganze Nacht gearbeitet!« bekannte sie. »Also stell dich nicht so an! Ich sollte erschöpfter sein als du! Aber ich bin taufrisch! Liebe macht mich immer taufrisch!«
    »Die ganze Nacht gearbeitet?«
    »Ich habe doch früher Chemie studiert. Ich bin gern in meinem Laboratorium …«
    Sie gab sich ihren Erinnerungen hin … Lötkolben, Lötmetall, Lötdraht. Metallschere, Metallsäge. Transistorbatterien, Glühbirnen, 5-Ampere-Draht, je zwei Meter. Einer blau, der andere rot. Eine Konservendose. Positive und negative Endklemmen. Kontaktpunkte …
    Sie sah auf ihre Armbanduhr:
    »Eine gute Zeit.« Sie kuschelte ihre Schultern in die milde Abendluft wie in ein Kissen. »Um diese Abendstunde geschehen die wunderbarsten Dinge!« ergänzte sie mysteriös. Drei Meter von ihnen entfernt hockte eine grüngraue Katze auf der Mauer und miaute kläglich. »Auf dem Boot hast du dreimal gefragt, ob ich Hasch oder Rauschgift nehme!«
    »Ja?«
    »Himmel!« Sie fegte mit dem Handrücken über den Tisch; Servietten und Zigarettenstummel flogen zu Boden. »Dieses ewige Geschwafel über Rauschgift – ich kann's nicht mehr hören! Ich hab' schon drei Monate nach der Hochzeit angefangen mit schwarzem Afghan – mit Rauschgift hat der weniger zu tun als eine Flasche ›Henkel Trocken‹! Die Ehe, wohlgemerkt, hatte den Segen des Staates und – weil es mein Gatte aus Prestigegründen so wollte – sogar den des ortsansässigen Pfarrers. Ich habe nichts gegen Atheisten, Ron, aber ich hasse Inkonsequenz. Wer nicht an Gott glaubt, soll sich nicht christlich trauen lassen. Wer nicht an Christi Geburt glaubt, soll gefälligst Weihnachten arbeiten gehen, das ist meine Meinung! Nun gut, trotz des Segens hat's nicht hingehaun; ich habe schon damals mit Wonne gehascht; es hat mich nicht so umgehaun wie eine halbe Flasche Whisky; für den doch in sämtlichen Blättern Deutschlands so überaus lukrativ für die Herausgeber Werbung betrieben werden darf … okay, okay, ich bin zyklothym wie Goethes Mutter, ich weiß! Also: Weißt du, was Benn zu diesem Problem gesagt hat? Na, wo bleibst du da mit deiner Bildung? Er hat gesagt: Der Staat, aber, wohlbemerkt, das war der aus der Zeit Benns, verhalte sich zum Drogenproblem wie ein Postbote zum Kosmopolitismus. Das find' ich gut – ungeheuer gut find' ich das! Wenn's um die Eroberung des Mondes geht, dann sind alle denkbaren Drogen und Torturen für die Astronauten erlaubt! Und Lieschen Müller hat ja keine Ahnung, wie diese Männer in all dem vergewaltigt worden sind, was der Staat sonst beim Drogenproblem für so schützenswert hält; es muß ihm nur Prestige bringen, dann ist alles erlaubt. Auch die deutschen Sportler und Mount-Everest-Bezwinger werden mehr mit Drogen vollgestopft, als ein armes Schwein von Hippie in einem halben Jahr in sich hineinhascht; aber der bringt dem Staat ja auch keinen Profit.
    Mir kommen die Tränen der Rührung, wenn ich von den Sorgen eines Staates um seine armen, armen Rauschgiftsüchtigen höre. Des gleichen Staates, der in seinen Raketenarsenalen genügend Overkillpower gehamstert hat, um innerhalb

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