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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Länder, mit ihrem ausgeprägten Individualismus hoffnungslos vereinsamt. Schlimmer jedoch als die berufliche Isolierung traf sie die gesellschaftliche. Sie war eine leidenschaftliche Theater- und Konzertbesucherin gewesen. Aber wenn sie gegen Mittag aus Luanda, Teneriffa oder Kairo zurückkam und schlafen ging, verschlief sie regelmäßig den Abend. Abgesehen davon, daß Vorausreservierungen nicht mehr möglich waren, weil ihre geplanten Einsätze ohnehin anders verliefen, als sich das die wirklichkeitsfremde Einsatzplanstelle in ihren optimistischen Stunden vorstellte. Meistens verschlief sie zu Hause in ihrer Apartmentwohnung die Tage und durchwachte die Nächte.
    Sie war eine attraktive junge, emanzipierte Frau. Mit ihrer perlenglatten Haut, ihren lebhaften muschelgrauen Augen, ihren gescheiten Antworten und ihrer unersättlichen Unternehmungslust verfügte sie über eine reichhaltige Auswahl an Verehrern. Aber nach und nach kühlten ihre sämtlichen Freund- und Liebschaften ab. Der Grund war einfach: keiner der jungen Männer war bereit, auf die Dauer Verabredungen für drei Uhr nachts oder morgens um elf zu akzeptieren. Sie waren in normalen Berufen tätig, die sie am Tag zur Arbeit, nachts zum Schlafen zwangen. Margots Beruf kannte weder freie Wochenenden noch garantiert freie Oster- und Weihnachtstage. Und hatte sie sich einmal für einen Sonntag oder Feiertag verabredet, so wurde ihre pünktliche Rückkehr garantiert durch Nebel oder technische Schwierigkeiten gefährdet. Die attraktiven jungen Männer wurden es bald leid, vergeblich stundenlang am Flughafen auszuharren, um dann unverrichteter Dinge umzukehren.
    So war Thomas Gundolf geradezu prädestiniert, ihre große Liebe zu werden. Wie sie hatte er wechselweise Tag- oder Nachtschichten, liebte Unabhängigkeit und Privatinitiativen und war von einem unheilbaren Drang in die Ferne besessen. Da er als Flugdienstleiter über alle ihre Flüge informiert war, konnten sie aus ihrer gemeinsamen Freizeit das absolute Maximum herausholen. Das Wichtigste aber war, daß er älter als sie war und genau jene Reife besaß, die sie in ihren eigenen Berufskreisen so vermißte.
    Schon nach einem halben Jahr heirateten sie; und Margot hängte ihren Beruf an den Nagel, als ihre Tochter Beatrix geboren wurde – ein Kind, das im Gesicht, abgesehen von den muschelgrauen Augen, haargenau ihrem Vater glich. Michael folgte ein Jahr später, ein inzwischen aufgeweckter Junge mit einem überdurchschnittlichen Hang zum Träumen und Fabulieren.
    Mehr sei nicht drin, verkündigte sie nach der zweiten Geburt energisch ihren Produktionsstopp. Sie wolle in einigen Jahren, wenn die Kinder aus dem Gröbsten heraus seien, wieder ungezwungen auf Reisen gehen können.
    Das war ganz im Sinne ihres Mannes.
    Und jetzt, wo er seine Frau zum erstenmal seit sechs Jahren wieder als Stewardeß auf Reisen geschickt hatte, rief das Polizeipräsidium an. Wenige Stunden nach der ersten Bombenwarnung.
    »Ich hoffe, ich habe den Richtigen erwischt!« begann der Polizeipräsident ohne lange Formalitäten. »Meine Abteilung hat mir Ihre Nummer gegeben. Sie haben vorhin angerufen.«
    »Wegen der Bombenwarnung!« bestätigte Gundolf hoffnungsvoll. »Aber die Maschine ist inzwischen gestartet. Alles in Ordnung!«
    »Nichts ist in Ordnung!« zerstörte der Präsident abrupt seine Hoffnung. »Es geht nicht um Ihre gemeldete erste Warnung. Es geht um die zweite!«
    »Ich weiß von keiner zweiten.«
    »Jetzt wissen Sie es. Deswegen rufe ich ja an!«
    »Und Sie betrachten sie als ernst?«
    »Glauben Sie, ich würde mich sonst selber drum kümmern, Mann? Ich hab' versucht, Ihren Direktor, wie heißt er, Quandt, zu erreichen, aber ich komm' nicht durch. Und Sie haben doch direkten Funkkontakt zu dieser Maschine, wie heißt sie, AVI 2000?«
    »Diese neue Warnung richtet sich also direkt gegen eine bestimmte Maschine der ›Avitour‹?«
    »Gegen die AVI 2000, jawohl. Haben Sie die gleichen Befugnisse wie die Flugsicherung?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Können Sie veranlassen, daß dieses Flugzeug auf dem schnellsten Weg landet?«
    »Moment! Rolf, wo steckt die Zweitausend?«
    »Drei Minuten hinter Zürich!« erwiderte Allermann prompt.
    »Haben Sie Befugnisse?« drängte der Präsident.
    »Wir sind nicht die Flugsicherung. Wir haben nur internen Kontakt über spezielle Probleme, die die ›Avitour‹ betreffen. Aber wenn ich es dem Kapitän mitteile, dann holt er sofort über die Flugsicherung seine

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