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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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sonore Stimme klang aus dem Äther. Auf der Bahn startete eine › Tristar‹. Ihr Lärm wurde gedämpft durch die neuartige Lärmschutzverglasung.
    »Hier AVI 2000, Neuigkeiten?«
    »Captain Bloch? Hier Gundolf. Cockpit leer?«
    »Cockpit leer. Bis auf Besatzung.«
    Bloch ließ sich gern zu einem militärisch-knappen Stil verleiten.
    »Wir haben hier ein kleines Problem für Sie.«
    »Ich werde es lösen.«
    »Ausgezeichnet. Die Polizei hat uns benachrichtigt: Sie haben eine Bombe an Bord!«
    Ein Atemzug lang schwieg der Lautsprecher. Die ›Tristar‹ hob ab. Steil ragte der Bug in den Himmel. Überwinden der Schwerkraft durch Geschwindigkeit. Ro-Halbe V-Quadrat. Rotation-Speed V 2. Fahrwerk ein.
    »Ah, here we go again! Diesen Mist mache ich nun zum vierten Mal mit! Wissen Sie noch: Tunis?«
    Gundolf wußte. Zweimal war nach dem Start Blochs dort Bombenwarnung gegeben worden. Jedesmal war die Maschine, unter allen Sicherheitsmaßnahmen, umgekehrt und sicher gelandet. Keine Bombe. Interpol war einem äußerst komplizierten Typ von Sexualverbrecher auf die Spur gekommen: Der Deutsche Manfred Schlemmer, Amateurbastler und Flugmodellbauer, hatte sich in seinem Opel ein Funkgerät eingebaut, mit dem man die internationale Notfrequenz und alle internen Company-Frequenzen abhören konnte. Mit seinem Wagen auf Urlaub in Tunesien, hatte er sich attraktive Mädchen zur Lustfahrt eingeladen, nachdem er mehrere Gesellschaften wegen Bombenalarm angerufen hatte. Während er sie im Fond vernaschte, ließ er sein Radio laufen. Das aufgeregte Hin und Her im Funk steigerte, nach seiner eigenen Aussage vor dem Untersuchungsrichter, seine sonst nicht übermäßige Potenz ungemein.
    »Tunis – ich weiß. Aber dieses Mal, meint man, sei es etwas Ernstes, Echtes. Man hat vertrauliche Informationen aus Bonn. Der Sicherheitsdienst scheint eingeschaltet zu sein und behauptet … Moment mal!«
    Allermann hatte einen Anruf bekommen, Notizen gemacht, sie Gundolf rasch zugeschoben.
    »Sie machen mir Freude!« kommentierte Bloch inzwischen über den Lautsprecher.
    »Also, letzte Information: Bombenwarnung muß als echt betrachtet werden. Man hat eine heiße Spur.«
    »Eine Bombenwarnung«, korrigierte Bloch lakonisch, »ist, sofern sie wahrgenommen wird, immer echt. Nur die Bombe vielleicht nicht. Die kann ein Windei sein.«
    Gundolf rieb sich die Stirn. Es konnte um Minuten gehen, um Sekunden. Um mehr als zweihundert Menschenleben. Entschlüsse mußten gefällt werden, ebenfalls in Sekundenschnelle. Später würde eine Kommission, in tagelangen Sitzungen, bei einer guten Tasse Kaffee, in aller Seelenruhe darüber befinden, ob der Entschluß richtig war.
    »Captain Bloch? Wo, genau, sind Sie?«
    »Zwölf Flugminuten hinter Zürich«, erwiderte Bloch, der schon verstanden hatte.
    »Landen Sie auf dem schnellsten Weg in Kloten und lassen Sie evakuieren. Die Sache kann jeden Augenblick hochgehen.«
    »Ist das eine Anordnung der ›Avitour‹-Flugdienstzentrale?« fragte Bloch sachlich und ruhig zurück.
    Gundolf fühlte die Schweißtropfen auf seiner Stirn.
    »Wollen wir uns jetzt um Kompetenzen streiten?« fragte er zaghaft; er war nicht der große Held, der unerschrocken die Welt umwälzte. Sollte sich die Bombe als echt herausstellen, würde man seine Reaktionsschnelligkeit preisen. War sie ein Windei, war er des Spottes gewiß. Der Mann, der den Bermuda-Eröffnungsflug abblies! »Okay, ja. Eine Anordnung! Rufen Sie Zürich!«
    Plötzlich war er ganz eindeutig.
    »Ich bin in fünfundzwanzig Minuten unten!« sagte Bloch kurz. »Aus!«
    Er war in der gleichen Lage wie Gundolf. Sollte sich die Bombe als echt herausstellen, würde man seine Reaktionsschnelligkeit preisen. War sie ein Windei, war er des Spottes gewiß. Der Mann, der den Bermuda-Eröffnungsflug abblies!
    »Aus!« Er sah Mahlberg an. »Das ist das Ende unserer Reise zu Palmen, Strand und ewig währender Sonne. Wie sag ich's meinen Passagieren?«
    Quandt war am Apparat; Ulla hörte über die Nebenanlage mit. Gundolf lehnte sich gelassen im Sessel zurück. Er ahnte, was kommen würde. Der Sessel war verstellbar wie ein Flugzeugsitz. Die linke Armstütze ließ sich zu leicht aus der Raste drücken; immer, wenn er sich mit leicht verdrehtem Körper links aufstützte, brach sie nach unten weg. Er nahm sich vor, immer daran zu denken.
    »Bringen Sie mir rasch noch ein Kleenex, Ulla?«
    »Sie kriegen einen knackigen Schnupfen, was?«
    »Zu lange im Heu gelegen, die Nächte sind noch zu

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