Devil Riders 1 Herz im Sturm
annehmen.“
Schon bald gerieten Callie und Tibby in einen wahren Strudel aus Stoffmustern, Schnitten und Farben. Callie blieb hart und weigerte sich, all die Unmengen von Kleidern zu bestellen, die Lady Gosforths und Giselles Meinung nach unbedingt erforderlich waren.
Giselle bereute schnell die plötzliche Absage ihrer anderen Kundin, denn die Prinzessin schien sich nicht im Geringsten für die neueste Mode zu interessieren.
„Die hier sind alle viel zu überladen“, beharrte Callie. „Sehen Sie nur, dieses Modell sieht eher aus wie eine Hochzeitstorte, nicht wie ein Kleid!“
Nach einigem Hin und Her einigten sie sich dann doch schließlich darauf, wie das Hochzeitskleid aussehen sollte. Es sollte aus cremefarbenem Satin bestehen, sehr schlicht geschnitten, mit etwas Spitze am Halsausschnitt und an den Ärmeln. Giselle versuchte, sie leidenschaftlich zu einer Rüschenborte aus braunem und weißem Satin zu überreden, am Saum, am Halsausschnitt und an den kurzen Ärmeln, doch Callie blieb unerbittlich. Eine Borte, ja, aber keine Rüschen.
„Ich will nicht hausbacken und unmodisch wirken“, sagte sie, „aber wie meine Kleider aussehen, bestimme ich selbst. Ohne Rüschen. Das passt nicht zu mir.“
Giselle gab ein leises Schnauben von sich, das verriet, dass sie absolut mit Callie übereinstimmte - und das war nicht als Kompliment gemeint. Der Hochadel, besagte dieses Schnauben, war auch nicht mehr das, was er einmal gewesen war.
Gemeinsam mit Giselle suchten sie Seidenhändler auf, wo sie sich Dutzende Bahnen Stoff ansahen. Callie und Tibby hielten sich Bahn für Bahn der bunten Stoffe vor, Seide und Satin für Callie, während Tibby stur darauf beharrte, dass sie Bombassin, Baumwolle und Wolle bevorzugte.
Wie kichernde junge Mädchen begeisterten sie sich für alle diese Farben, und Callie versuchte, Tibby zu einem blauen Seidenkleid für die Hochzeit zu überreden. „Es bringt deine Augenfarbe fantastisch zur Geltung, Tibby“, schwärmte sie und fügte unbedacht hinzu: „Ethan wird hingerissen sein!“
Die arme Tibby errötete heftig und legte den Stoff zur Seite. Callie bestellte ihn heimlich trotzdem.
Ihr Versprecher tat ihr furchtbar leid. Tibby hatte eine Schwäche für den großen Iren, das wusste sie, aber genauso war ihnen beiden klar, dass eine Verbindung zweier so unterschiedlicher Menschen mit so unterschiedlichem gesellschaftlichem Hintergrund ein Ding der Unmöglichkeit war. Es war gedankenlos und grausam von ihr gewesen, anzudeuten, zwischen den beiden könnte sich eines Tages mehr entwickeln.
Callie bestellte Kleider in hellen, leuchtenden Farben; Morgenkleider in Rosa, Grün und Pfirsichgelb; ein Ausgehkleid aus grüngoldenem Batist und eins in Himmelblau; einen smaragdgrünen Umhang und eine kurze, knapp sitzende blaue Jacke mit weißen Posamentenverschlüssen aus Satin, bei der ihr das Herz aufging, so schön fand sie sie.
Ihr Lieblingsstück jedoch war ein scharlachroter Umhang aus feinster Wolle mit Kapuze und schwarzem Samtbesatz; ein Ersatz für den Umhang, den sie auf dem Schiff zurückgelassen hatte. Sie hielt sich den Stoff vor, besah sich im Spiegel und glaubte zu hören ... Du siehst aus wie ein köstliches Bonbon in dieser roten Verpackung...
Sie errötete bei dieser Erinnerung und wollte sich schon für einen grünen Stoff entscheiden, überlegte es sich dann aber wieder anders. Sie hatte noch nie Scharlachrot getragen. Warum sollten seine Worte sie davon abhalten? Außerdem gefiel es ihr ganz gut, sich wie ein Bonbon zu fühlen.
Sie kauften Strümpfe aus Seide und Baumwolle, bestellten neue Korsetts, Hemden, Unterröcke, Pantalons und Nachthemden.
„Sie wollen doch nicht diese da kaufen!“, rief Lady Gosforth aus.
„Doch, warum nicht?“ Callie hatte sich mehrere Nachthemden aus Baumwolle und eins aus Flanell ausgesucht. „Sie werden lange halten und wärmen gut.“
Lady Gosforth war so schockiert, dass sie eine Weile keinen Ton hervorbrachte. „Ein Nachthemd kauft man nicht, weil es haltbar ist und wärmt! Nicht in Ihrem Alter und nicht als zukünftige Braut!“
„Ich schon“, erwiderte Callie ruhig und erwarb die Nachthemden.
Lady Gosforth schnaubte mindestens so empört wie Giselle vorhin, doch das war Callie gleichgültig. Sie hätte endlos weiter Kleider einkaufen können, von denen sie immer schon geträumt hatte, aber sie war sich auch bewusst, dass ihre neue Garderobe möglichst praktisch sein musste. Dennoch amüsierte sie sich großartig.
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