Devil Riders 1 Herz im Sturm
kämpfen, um das Eigentum deiner Mutter zu verteidigen. Und wenn er mit unlauteren Mitteln gekämpft hat, ist dein Handeln nachvollziehbar. Allerdings solltest du ihm auch keinen Vorwurf machen; er ist nicht so erzogen worden wie ein Gentleman.“
Nicky dachte darüber nach. „Ich weiß nicht genau, was ich machen soll - ob ich mich bei ihm entschuldigen soll oder nicht.“
„Was würdest du denn gern tun?“
„Papa hat immer gesagt, man solle sich nie bei einem entschuldigen, der von niederem Stand ist. Und Jim ist doch sicher ein Leibeigener, oder?“
„Wir sprechen in England nicht mehr von Leibeigenen“, klärte Gabriel ihn auf. „Aber vermutlich ist Jim der Sohn eines armen Fischers.“
„Also würde Papa sagen, ich soll mich nicht entschuldigen.“ Nicky seufzte. „Mama hingegen meint, wenn ich etwas Unrechtes getan habe, soll ich mich immer entschuldigen, ganz gleich, wer die betreffende Person ist. Allerdings ist Mama eine Dame, und Damen denken anders.“
„In der Tat“, stimmte Gabriel zu.
„Natürlich habe ich Papa immer gehorcht, aber manchmal hat es sich nicht gut angefühlt, hier drinnen.“ Er klopfte an seine Brust.
„Ich verstehe. Aber diese Angelegenheit jetzt hat nichts mit Mama oder Papa zu tun, nicht wahr? Was denkst du also, was du tun solltest?“
Wieder versank Nicky ins Grübeln. „Ich fühle mich schlecht, weil ich Jim geschlagen und ihm beinahe die Nase gebrochen habe. Ich habe gegen ihn nicht wie ein Gentleman gekämpft.“
Gabriel nickte.
„Ich würde gern wieder mit Jim reden. Er mag nur ein Leib... ein armer Fischerjunge sein, aber er ist interessant.“ Nicky sah Gabriel von unten her an. „Ich möchte, dass er nicht mehr böse auf mich ist. “ „Du würdest dich also bei ihm entschuldigen, damit ihr Freunde sein könnt?“
Nicky überlegte. „Nein, ich will mich entschuldigen, weil ich etwas Falsches getan habe“, beschloss er.
„Und wenn du ihn nicht mögen würdest? Würdest du dich dann trotzdem bei ihm entschuldigen?“
Er zögerte. „Ich glaube, ich würde mich trotzdem entschuldigen, aber das wäre nicht so einfach, denn wenn er mein Feind wäre, würde er sich dadurch mir überlegen fühlen.“
Wieder nickte Gabriel. „Was ist wichtiger - was dein Feind über dich denkt, oder was du selbst von dir hältst?“
„Das ist eine gute Frage“, sagte Nicky nachdenklich. „Die Meinung meines Feindes ist mir unwichtig. Sie haben recht, Sir.“ Eine Weile ritten sie schweigend weiter. „Sir, das war ein sehr gutes Gespräch. Vielen Dank“, meinte der kleine Junge ernst.
Gabriel strubbeite ihm durchs Haar. „Mir hat es auch Spaß gemacht. Du bist ein guter Junge, Nicky. Kein Wunder, dass deine Mutter stolz auf dich ist. So, wollen wir jetzt ein wenig schneller reiten?“ *
„Ja, so schnell wie der Wind!“, bat Nicky.
Sie ritten so schnell wie der Wind. Nicky hielt sich an Gabriels Unterarmen fest und drängte ihn, schneller, schneller, noch schnei- ler zu reiten!
Schließlich fand Gabriel, dass es für Trojaner genug war und zügelte ihn zu einem gemächlichen Galopp.
„Das war herrlich!“, rief Nicky aus. „Ich habe vorher nie gewusst, dass Reiten wie Fliegen sein kann!“ Inzwischen hielt er sich viel lockerer auf dem Pferd und passte sich instinktiv den Bewegungen des Tieres an. Mit dem richtigen Sattel und ein paar Hilfsvorkehrungen für sein schwaches Bein konnte der Junge reiten, davon war Gabriel überzeugt.
„Ja, das war es wirklich. Du sagtest, dein Vater wäre ein ausgezeichneter Reiter gewesen?“
„Der beste Reiter in ganz Z... in meinem Land.“
Gabriel stellte aufs Geratewohl eine Vermutung auf. „Und er ist bei einem Reitunfall ums Leben gekommen. Beim Springen über einen Zaun?“
„Nein, er wurde erschossen. Sie sagten, es wäre ein Unfall gewesen, aber das stimmte nicht.“
Also ist er tatsächlich tot, dachte Gabriel. „Es war kein Unfall?“ „Nein. Sie waren hinter ihm her und haben ihn erwischt. Jetzt sind sie hinter mir her“, sagte der Junge sachlich.
„Ich verstehe. Und wie lange ist das her?“
Nicky dachte kurz nach. „Über ein Jahr. Papa wurde einen Monat vor meinem Geburtstag umgebracht, ich war also noch nicht einmal sieben.“
„Aha.“ Gabriel schwieg. Das Kind war tatsächlich in Gefahr. Er leistete seiner Mutter im Stillen Abbitte. „Hat Mama noch einen anderen Namen als Mama?“
Nicky lachte. „Natürlich. Papa nannte sie Caroline, aber Großvater sagte immer nur Callie zu
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