Devil Riders 1 Herz im Sturm
müssen.“
„Hat Ihnen das nicht gefallen, Ma’am?“
Sie antwortete nicht, hob den Kater wieder hoch und barg das Gesicht in seinem Fell.
Ethan wusste, was ihr Schweigen bedeutete. Wieder tätschelte er ihre Schulter. Unter seiner großen unbeholfenen Pranke fühlte Tibby sich wie ein zerbrechliches Vögelchen an.
Der Kater warf ihm einen unheilvollen Blick zu. Ethan nieste.
Nach dem Abendessen brachte Callie Nicky ins Bett, gab ihm einen Gutenachtkuss und ging wieder die Treppe hinunter. Was war das nur für ein Tag gewesen! Laut Nicky der schönste Tag seines Lebens, für Tibby wahrscheinlich aber der schlimmste.
Callie gesellte sich zu den anderen im Salon. Tibby saß, den Kater auf ihrem Schoß, am Kamin und unterhielt sich mit Gabriel. Mr Delaney hatte am Tisch Platz genommen und legte eine Patience.
„Ich habe Mr Renfrew und Mr Delaney gerade erklärt, dass ich beabsichtige, meinen früheren Beruf als Gouvernante wieder aufzunehmen“, berichtete Tibby. „Wenn du nichts dagegen hast, Callie - ich habe Mr Renfrew gefragt, ob ich mit nach London reisen darf. Ich brauche neue Kleider, und in London finde ich am ehesten Arbeit.“
„Du brauchst dir keine Arbeit zu suchen“, sagte Callie sofort. „Ich stelle dich als Nickys Gouvernante ein.“
Tibby schüttelte den Kopf. „Nein, meine Liebe. Das ist zwar sehr freundlich von dir, aber ich bin nicht annähernd gut genug ausgebildet für Nickys Ansprüche. Ich bin einigermaßen geschult darin, jungen Mädchen typisch weibliche Betätigungen beizubringen, und auch von Mathematik habe ich ein wenig Ahnung, aber was Griechisch, Latein und solche Dinge betrifft - nein.“
„Dann stelle ich dich als meine Gesellschaftsdame ein.“
Tibby warf ihr einen eindringlichen Blick zu und sagte entschlossen: „Prinzessin Caroline, du bist nicht verantwortlich für die Zerstörung meines Häuschens, und ich werde mir nicht von dir ein Ruhegehalt auszahlen lassen.“
Callie sah sie unglücklich an. Natürlich war sie für die Zerstörung des Häuschens verantwortlich. Wenn sie nicht zu Tibby geflohen wäre ... Aber Tibby hatte nun mal ihren Stolz.
Gabriel beugte sich nach vorn. „Würden Sie einwilligen, für mich zu arbeiten, Miss Tibthorpe?“
Tibby runzelte die Stirn. „Als was?“
„Als Gouvernante. Ich brauche jemanden, der dem kleinen Jim das Lesen und Schreiben beibringt.“
„Wie bitte?“, rief Ethan aus. Gabriel bedachte ihn mit einem kühlen Blick, und Ethan widmete sich wieder seiner Patience.
„Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Jims Vater zurückkommt, und da Mrs Barrow wild entschlossen ist, den Jungen bei uns aufzunehmen, bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn zu erziehen.“ Callie war hocherfreut über diese Lösung, aber auch verwirrt und etwas misstrauisch. Einen verwaisten Fischerjungen aufzunehmen und jemanden für seine Erziehung zu bezahlen, war höchst ungewöhnlich.
Tibby sah nachdenklich drein; offensichtlich hegte sie ähnliche Zweifel wie Callie. Doch sie hatte kein Zuhause mehr und brauchte ein Einkommen. Sie wollte zwar von ihrem ehemaligen Zögling keine Almosen annehmen, aber es wäre ausgesprochen dumm, ein ganz normales Stellenangebot abzulehnen. „Wenn Sie sich dessen ganz sicher sind, Mr Renfrew, dann nehme ich Ihr Angebot natürlich dankend an. Ich werde Jim unterrichten, bis er so weit aufgeholt hat, dass er zusammen mit anderen Gleichaltrigen die Dorfschule besuchen kann. Danach kann ich Ihre Großzügigkeit unmöglich weiter in Anspruch nehmen.“
„Ich denke, das ist eine angemessene Entlohnung.“ Gabriel reichte ihr einen Bogen Papier, auf dem eine Zahl stand.
Tibby warf einen Blick darauf und errötete. „Das ist viel zu viel“, erwiderte sie verlegen.
„Unsinn, mit dem Jungen werden Sie sicher alle Hände voll zu tun haben. Er ist blitzgescheit, aber noch ein wenig ungeschliffen. Ich wette, er ist noch nie im Leben richtig erzogen worden.“ Tibby lächelte. „Ach, das macht mir nichts aus. Ich mag Jim und seine Ungeschliffenheit. Er ist aufgeweckt und neugierig. Anfangs werde ich die beiden Jungen zusammen unterrichten. Da sie aus zwei gänzlich unterschiedlichen Welten kommen, können sie viel voneinander lernen.“
Ethan sah von seinen Karten auf. „Was könnte ein Kronprinz von einem Jungen wie Jim lernen, der noch nicht einmal seinen eigenen Namen schreiben kann?“
Tibby drehte sich zu ihm um und sah ihn ernst an. „Nur weil Jim nie die Gelegenheit hatte, etwas zu lernen, heißt
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