Devil Riders 1 Herz im Sturm
nickte. „Rupert hatte die gleichen Augen - diese blasse, eisgraue Farbe. Ruperts Haar war von einem etwas dunkleren Blond, und er war größer und breiter gebaut; wie ein großer, wunderschöner goldener Bär.“
„Das hört sich an, als hätte Rupert sehr gut ausgesehen“, wagte Tibby sich vorsichtig vor.
„Ja, das hat er, sehr sogar.“
„Ich habe mir damals solche Sorgen um dich gemacht. Du warst noch so jung und behütet und der Prinz so viel älter. Nie habe ich es mehr bereut, arm zu sein und es mir nicht leisten zu können, mit dir zu deiner Hochzeit zu reisen. Du musst dich so einsam gefühlt haben.“
Callie sah aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft. „Du hättest dir keine Sorgen zu machen brauchen, Tibby. Mein Hochzeitstag war der glücklichste Tag meines Lebens.“
„Ach, Liebes, das freut mich so.“
„Ich habe mich stürmisch in Rupert verliebt, vielleicht nicht auf den ersten Blick, wie du schon sagtest, ich war noch sehr scheu und naiv - aber in den Wochen vor der Hochzeit. Er machte mir den Hof und überschüttete mich mit Juwelen und teuren Geschenken.“ Die meisten dieser Juwelen waren jetzt in ihren Unterrock eingenäht. Um sie wenigstens tat es Callie nicht leid. Sie würden Nicky und ihr selbst ein neues Leben ermöglichen. „Rupert war charmant, aufmerksam und sehr galant.“ Sie seufzte bei der Erinnerung. Ihr war fast schwindelig gewesen vor lauter Aufregung, weil ein so herrlicher Mann ihr permanent seine Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Er war vierzig gewesen, doch sie hatte ihn nie für alt gehalten; für sie war er immer nur glamourös und weltgewandt gewesen. Ein Abgott.
„Ich fühlte mich wie Aschenputtel. Jeden Tag fuhren wir aus; er schenkte mir Blumen, die Leute jubelten und winkten, und er legte den Arm um mich und küsste mich ... Ach, Tibby, es war genau so, wie wir es uns immer ausgemalt haben, ein einziger Traum. Er war Sir Galahad und Lochinvar in einer Person, und es war so ... du weißt schon, was ich meine, so romantisch.“
„Mein liebes Mädchen, ich freue mich so, das zu hören. Du hast keine Ahnung, welche Qualen ich ausgestanden habe, als dein Vater dich fortbrachte. Mit einem so viel älteren Mann verheiratet zu werden ... Ich war überzeugt, dass das keine glückliche Verbindung werden konnte.“
Callie schwieg und sah aus dem Fenster.
Nach ein paar Minuten fasste Tibby Mut. „Aber das wurde sie doch, oder? Wenn er alles war, was du dir je erträumt hast...“ „Nein. Sie wurde nicht glücklich. Es war alles nur schöner Schein.“
„Ach.“
„Später erfuhr ich, dass er mich gar nicht liebte. Er hatte mich nie geliebt, er mochte mich nicht einmal besonders. Es war nur Theater. Und weil er so attraktiv, charmant und erfahren war und ich noch so ein dummes, verträumtes, romantisches und leicht zu beeinflussendes Kind ... “ Sie verstummte und spürte den vertrauten bitteren Geschmack der Schande in ihrem Mund.
Tibby legte ihre Hand über Callies. „Das tut mir leid, Liebes, so unendlich leid.“
Callie schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln. „Das ist alles lange her. Ich war damals ein anderer Mensch.“ Sie war erleichtert, weil Tibby nicht gefragt hatte, wie sie herausgefunden hatte, dass Rupert sie nicht liebte. Nicht einmal Tibby hätte sie das erzählen können. Es mochte schon lange her sein, aber manche Wunden verheilten nie und schmerzten nach wie vor.
„Du bist noch jung“, begann Tibby. „Du könntest es noch einmal versuchen ...“
„Nein! Das könnte ich nicht ertragen.“ Sie atmete tief durch und fuhr mit unbefangenem Tonfall fort: „Ich werde nie wieder den Fehler begehen zu heiraten. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich darauf freue, mein eigenes Leben zu leben und selbst zu entscheiden, was ich tue, anziehe, esse oder lese. Ich gebe meine Unabhängigkeit für nichts auf der Welt mehr auf.“ Sie lächelte Tibby strahlend an.
Tibby ließ sich nicht so leicht täuschen, sagte aber nichts, sondern drückte nur Callies Hand.
Die Prinzessin sah wieder aus dem Fenster und versuchte, die Fassung zu wahren. Sie würde nicht weinen. Sie hatte zu viele Tränen an Rupert verschwendet.
Nie wieder. Nicht an Rupert und auch an keinen anderen Mann. Nicht einmal an einen freundlichen.
Sie warf einen Blick auf den Zweispänner vor ihnen. Auch Rupert war freundlich zu Kindern und Tieren gewesen. Die Art, wie er Nicky behandelt hatte, war kein Zeichen von Unfreundlichkeit gewesen - nur von mangelndem
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