Devil Riders 1 Herz im Sturm
hatte mit Gelächter gerechnet, doch Rafe Ramsey nickte nur. »Ich dachte mir schon so etwas.“
„Wie eine Uniform“, fügte Luke Ripton hinzu. „Oder eine Flagge.“
Ihr Verständnis überraschte Callie. Sie waren alle Soldaten gewesen. Callie hatte geglaubt, Soldaten würden solche „Kriegslisten“ belächeln. Plötzlich fiel ihr wieder das Schwert ein. „Woher hattest du dieses Schwert?“, fragte sie Nicky. Sie sah die anderen an und erklärte: „Erst hielt er nur einen schwarzen Rohrstock in der Hand, doch schon im nächsten Moment stürmte er die Treppe mit einem Schwert hinunter.“
„Das Schwert war in dem Stock“, berichtete Nicky. „Ich habe an dem Knauf gedreht und plötzlich war er ab, und in dem Stock war das Schwert.“
„Großtante Gerties Schwertstock“, sagten Gabriel und Harry wie aus einem Mund.
Callie war vollkommen verblüfft. „Ihre Großtante besaß einen Schwertstock ?“
Gabriel lächelte bei der Erinnerung daran. „Ohne ihn ist sie nirgends hingegangen. Sie war eine äußerst Respekt einflößende alte Dame. Soweit ich weiß, hat sie die Klinge nie gegen einen Menschen eingesetzt, aber einmal bekam ein Straßenräuber den Stock zu spüren. Der Kerl war wohl ein wenig anmaßend und dachte, er hätte es mit einer gebrechlichen alten Dame zu tun, bis die gebrechliche alte Dame ihm den Stock über den Kopf zog und ihn außer Gefecht setzte.“
Alle lachten, und Gabriel erhob sein Glas. „Auf Großtante Gertie und ihren allzeit verlässlichen Schwertstock!“ Sie tranken.
„Fahren wir jetzt immer noch nach London, Mama?“, fragte Nicky, als die anderen ihre Gläser geleert hatten.
Callie warf Gabriel einen raschen Blick zu.
„Heute nicht mehr, Nicky“, sagte er. „Erst warten wir einmal ab, ob Graf Anton noch weitere Tricks im Ärmel hat. Er hat die Angewohnheit, Brände zu legen, daher werde ich Wachen postieren. Ich habe mit Sir Walter über die Taten des Grafen gesprochen, und er will ihn dazu verhören. Die große weiße Jacht, die wir in der Bucht von Lulworth haben liegen sehen, gehört vermutlich Graf Anton.“ „Und wenn Graf Anton nicht mehr zurückkommt?“, beharrte Nicky.
Gabriel sah Callie an. „Das muss deine Mutter entscheiden. Was immer sie wünscht.“
Sie wich seinem Blick aus. Was immer sie wünscht. Es war so ähnlich wie das, was er vorhin gesagt hatte. Für Sie würde ich alles tun. Sie brauchen es mir nur zu sagen.
Bei ihm hatte das geklungen wie ein Versprechen, wie ein Eid. Sie wollte nicht darüber nachdenken, sie weigerte sich. Sie war jetzt älter und klüger und glaubte nicht mehr an edle Versprechungen. Oder Taten. Doch diese Ritterlichkeit schien dem Mann formlich angeboren zu sein. Manche Männer waren so.
Sie konnte nicht bleiben. Immerhin war sie nach wie vor ein nicht geladener Gast, auch wenn er sie mehr als willkommen geheißen hatte. Es wurde Zeit, dass sie ihr neues Leben anfing. Weglaufen war keine langfristige Lösung. Sie musste sich etwas Dauerhafteres, Beständigeres aufbauen.
In der Zwischenzeit würde sie für Nickys Schutz sorgen - im Grunde hatte Mr Renfrew das längst getan. Was konnte es für einen besseren Schutz geben als vier große ehemalige Soldaten, fünf sogar, wenn man Mr Delaney mitzählte?
Und London? Sie war sich noch nicht sicher, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte, dennoch hatte sie konkrete Pläne, was London betraf.
„Ja, Nicky, wir fahren nach London“, beschloss sie. „Tibby und ich müssen einkaufen gehen.“
„Wir alle?“, wollte Nicky wissen. „Jim auch?“
Callie zögerte.
Gabriel ergriff das Wort. „Erst muss ich mit Jim unter vier Augen sprechen. Jim?“ Er zeigte zur Tür und Jim setzte sich sichtlich furchtsam in Bewegung.
„So, Jim, ich glaube, du bist uns gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen“, sagte Gabriel, sobald er mit Jim allein in der Bibliothek war.
Jim saß vor ihm auf einem Stuhl und sah klein, dünn und verängstigt aus. Der Peitschenhieb des Grafen hatte einen blauroten Strich quer über seinem Gesicht hinterlassen, den Mrs Barrow inzwischen mit ihrer Salbe behandelt hatte. Jim zog abwehrbereit den Kopf ein; durch den radikal kurzen Haarschnitt wirkten seine Ohren noch größer als sonst, was ihm ein verwundbares Aussehen verlieh. Er sagte nichts.
„Du hast uns erzählt, dass dein Vater erst seit ein oder zwei Wochen weg ist“, fuhr Gabriel sanft fort.
Jim nickte und schluckte krampfhaft.
„Mrs Barrow hat ihren Mann losgeschickt, damit er sich
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