Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
»Wenn man überlegt, wie gut er auf seine Schwester und Denise aufpasst. Das klingt doch sehr nett.«
»Du versuchst grundsätzlich, das Gute in jedem Menschen zu sehen«, bemerkt Jen lächelnd. »Spar dir deine Meinung auf, bis ich dir erzählt habe, was ich sonst noch über ihn weiß.«
»Schieß los.«
»Keine seiner Beziehungen hat länger als ein paar Wochen gehalten. Und keines der Mädchen, mit denen er zusammen war, wendet sich später an die Presse. Das ist ziemlich ungewöhnlich. Es gibt ständig jemand Neues an seiner Seite. Ständig. Aber keine der Frauen bleibt länger bei ihm.«
»Vielleicht findet er sie großzügig ab, und sie haben deshalb keinen Grund, öffentlich über ihn herzuziehen.« Ich nehme die nächste DVD vom Stapel: Die vietnamesische Braut . »Den mag ich besonders gern.«
Jen drückt mir ein Glas in die Hand. »Dann sehen wir ihn uns an.«
Wenn Jen und ich uns einen Film ansehen, kann man eigentlich nicht von »ansehen« sprechen. Wir quasseln ununterbrochen dabei. Aber heute sitzen wir schweigend da und blicken auf Marc Blackwells gebräuntes, verschwitztes und schmutzverkrustetes Gesicht.
In diesem Film ist er gerade einmal sechzehn und blickt mit derselben Intensität in die Kamera, und trotzdem ist der Ausdruck irgendwie … anders. In seinem Blick liegt eine Weichheit und Offenheit, die in meinem Vorsprechen nicht zu sehen war.
»Er ist so süß, findest du nicht?«, meint Jen.
Ich sehe zu, wie Marc versucht, eine Waffe zu laden, die Kugeln jedoch seinen unerfahrenen Händen immer wieder entgleiten. Seine Wangenknochen sind nicht ganz so ausgeprägt wie heute, nicht ganz so kantig.
»Keine seiner Beziehungen hat länger als ein paar Wochen gehalten«, murmle ich, während mein Blick von dem jugendlichen Marc Blackwell auf dem Bildschirm zu dem Gesicht auf der Rückseite einer anderen DVD schweift, die den Mann von heute zeigt. Erst jetzt fällt mir auf, dass Marc als Erwachsener fast ausnahmslos kalte, harte Typen spielt. Actionhelden. Männer mit einer schrecklichen Vergangenheit.
»Ich frage mich, was mit ihm passiert ist«, sage ich zu Jen. »Was hat ihn so kalt werden lassen?«
»Wie gesagt, der Schlüssel liegt in seiner kaputten Kindheit. Sein Vater scheint ein echtes Ungeheuer gewesen zu sein.«
»Kann sein.«
»Man muss ihn ständig ansehen.« Jen trinkt einen Schluck Wein. »Wenn ich mir vorstelle, dass du morgen schon dem echten Marc Blackwell in die Augen siehst.«
»Das bezweifle ich.« Ich nippe an meinem Glas. »Morgen beziehen wir erst einmal unsere Zimmer und richten uns ein. Der eigentliche Unterricht beginnt erst übermorgen.« Ich schlage mir die Hände vors Gesicht. »Es ist unglaublich. Ich bin völlig fertig mit den Nerven. Sieh ihn dir bloß mal an.« Ich deute auf den Bildschirm. »Er ist so ein toller Schauspieler. Was ist, wenn ich nicht gut genug bin?«
»Mach dich nicht lächerlich. Er hat dich doch beim Vorsprechen gesehen und weiß, dass du spielen kannst.«
»Er hat mich beim Vorsprechen gesehen«, wiederhole ich, während mir die Bedeutung der Worte erst richtig bewusst wird. »Marc Blackwell hat mich beim Vorsprechen gesehen. Das ist so … Wahnsinn!«
»Und es hat ihm gefallen.«
Meine Hand zittert, als ich das Weinglas abstelle. »Es ist wie ein Traum.«
»Hast du alles gepackt?«
»Ja.«
»Dann fahre ich dich morgen Nachmittag nach London und helfe dir beim Auspacken. Ich kann es kaum erwarten, endlich das College zu sehen. Es klingt absolut traumhaft.«
❧ 9
N achdem wir uns eine halbe Stunde lang durch das Londoner Gewirr aus Einbahnstraßen gekämpft haben, sehen wir endlich die Hinweisschilder des Colleges und folgen ihnen, bis wir vor der Einfahrt stehen.
Beim Anblick der roten Ziegelgebäude mit den üppig verzierten Türmen auf dem riesigen Grundstück stößt Jen einen leisen Schrei aus. »Sieh dir das an! Das ist ja unglaublich. Wer hätte gedacht, dass es so etwas mitten in London gibt? Man würde annehmen, dass hier auf jedem Quadratzentimeter eine Ladenzeile mit Apartments steht.«
Jen fährt durch das Tor und den gekiesten Weg entlang, der sich durch die Rasenflächen schlängelt. »Das ist ja der reinste Palast, Soph.«
»Eher ein Zauberschloss«, wende ich ein und deute auf einen der Türme. Mit einem Zauberwald und vielleicht auch einem schrecklichen Ungeheuer.
»Was bin ich froh, dass du nicht so viel Gepäck mitgenommen hast«, stellt Jen fest. »Es sieht nämlich ganz so aus, als gäbe es hier eine
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