Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
Martial-Arts-Helden auf einem Rachefeldzug; ein anderer zeigt ihn als Patienten, der sein Gedächtnis verloren hat und nicht länger weiß, wem er vertrauen kann. Beides sind typische Filme für ihn, düster, intelligent, mit großer atmosphärischer Dichte und ohne das typische Hollywood-Happy-End.
Ich betrachte seinen schlanken, durchtrainierten Oberkörper, sehe zu, wie er spektakuläre Kicks und Schläge vollführt. Es ist bewundernswert, dass ein Mann eigens für einen Film eine Kampftechnik erlernt. Seine Augen sind glasklar, voller Kraft und Härte, und ich kann nur staunen, mit welcher Überzeugungskraft er seine Rolle spielt. Trotzdem kehren meine Gedanken zu einem jüngeren Marc aus einem anderen Film, einem Kriegsstreifen, zurück. Damals war der Ausdruck in seinen Augen weicher. Verletzlicher. Ängstlicher. Ich muss zugeben, dass ich dieses Gesicht lieber mag.
Bis um ein Uhr morgens sitze ich vor meinem Laptop, dann mache ich mir einen Becher heiße Schokolade, hülle mich in die Tagesdecke und setze mich auf den Balkon. Eine eisige Brise streift meine nackten Zehen.
Der Campus ist wunderschön bei Nacht. Vereinzelte gelbe Lichter werfen tiefe Schatten auf die Gemäuer, und der Efeu, der alles bedeckt, wirkt beinahe lebendig. Ich drehe mich um und blicke in das Gesicht meiner Mutter auf dem Foto am Fenster. Sie lächelt unter einem ausladenden Sonnenhut hervor. Aber sie ist viel zu dünn angezogen für die nächtliche Kälte, deshalb gehe ich hinein, schlinge einen Schal um den Bilderrahmen, damit ihr schön warm ist, und trete wieder hinaus.
Um mich herum herrscht völlige Stille.
In diesem Moment ertönt ein Klopfen an der Tür. Ich fahre vor Schreck zusammen und umklammere meinen Becher ein wenig fester. Bestimmt ist es Tanya oder Tom. Oder alle beide. Hoffentlich ist nichts passiert.
Ich schäle mich aus der Decke, stelle meine Tasse beiseite und gehe hinein.
Wieder klopft es, diesmal lauter.
»Tanya?«, rufe ich. Keine Antwort. »Tom?«
Ich lege die Hand auf den Türknauf, zögere aber. Es ist schon spät, und ich bin ganz allein. Vielleicht ist es ja leichtsinnig, einfach die Tür aufzureißen. Aber das College ist gut abgesichert. Sämtliche Tore werden abends abgeschlossen und von Wachmännern kontrolliert, außerdem benötigt man einen elektronischen Schlüssel, um in die Gebäude mit den Zimmern der Studenten zu gelangen.
Ich öffne die Tür.
Marc Blackwell steht vor mir, blass und mit angespannten Zügen. Sein Haar ist ungewohnt zerzaust von der nächtlichen Brise.
Er hat eine Hand an den Türrahmen gelegt und stützt sich dagegen. »Ich habe Licht gesehen.«
Ich starre ihn mit offenem Mund an.
»Darf ich reinkommen?«
»Natürlich.« Ich öffne die Tür etwas weiter.
Als er eintritt, fällt mir auf, wie es hier aussieht – Kleider und Bücher liegen verstreut auf dem Boden. Die Kakaoflasche steht offen da, daneben liegt ein benutzter Löffel. Eigentlich hasse ich Unordnung, aber heute habe ich nicht die Energie aufgebracht aufzuräumen – nicht nach allem, was passiert ist. Und jetzt hält er mich bestimmt für eine fürchterliche Schlampe.
Eilig hebe ich ein paar Sachen auf und stopfe alles in den Kleiderschrank.
Marc sieht flüchtig zu der zerknüllten Decke auf dem Bett hinüber, dann tritt er hinaus auf den Balkon und lässt den Blick über den Campus schweifen.
Ich folge ihm. »Was … was tust du hier?«
»Du hast meine Blumen aufbewahrt.«
»Ja. Sie waren so schön. Genauso wie die Karte.«
Marc nickt. »Du musst mir glauben, Sophia. Als ich die Blumen geschickt habe, konnte ich nicht ahnen … Ich hasse mich selbst dafür, dass ich so empfinde, aber ich muss dich besitzen. Sonst verliere ich den Verstand.«
Wieder spüre ich dieses heftige Ziehen in meinem Innern. Seine Nähe scheint all meine Sinne erwachen zu lassen – der Duft seines Körpers steigt mir in die Nase. Ich sehe ihn vor mir, in sämtlichen Farben und aus allen erdenklichen Blickwinkeln. Es ist fast, als wäre ich mein ganzes bisheriges Leben blind gewesen. Ich höre seine Stimme, deren Klang in meinem Körper zu vibrieren scheint.
»Ich muss wissen, welche Erfahrung du bisher gemacht hast«, meint Marc. »Hattest du schon mal einen Freund?«
Ich werde rot. »Ja.«
»Erzähl mir davon.«
»Ach, es war nichts Ernstes. Nur ein paar Jungs, auf dem College und auf der Uni. Teenagerkram eben. Ich musste während des Studiums ständig arbeiten, deshalb hatte ich gar keine Zeit für ein
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