Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
Vom Netzwerk:
Tür, die Brechstange hoch erhoben, auf alles gefasst …
    Außer auf den gewaltigen Arm, der bereits in Richtung meines Gesichts unterwegs war und mich gegen die Wand schmetterte. Mir blieb gerade genug Zeit für einen flüchtigen Blick auf den massiven Muskelprotz mit dem rasierten Schädel, ehe er seinen Unterarm gegen meine Kehle drückte und Bobby Acosta hinter ihm brüllte: »Bring den Wichser um!«
    Dann schmetterte der Muskelprotz eine Faust von der Größe eines Konzertflügels gegen mein Kinn, und alles versank in Dunkelheit.

[home]
    29
    I ch befand mich an einem weit entfernten Ort, winzige Funken flitzten durch ein Meer der Finsternis, auf dessen Oberfläche mit bleiernen Beinen und reglosen Armen ein benommener Dexter trieb, ohne lange Zeit etwas anderes zu empfinden als das reine
Sein,
bis mich schließlich aus weiter Ferne ein drängender Klang erreichte, der in einer äußerst überzeugenden Silbe kulminierte:
Autsch!
Und mir wurde bewusst, dass dieses »Autsch« weder ein mystisches Meditationsmantra noch ein verlorenes Land der Bibel war, sondern die einzige Möglichkeit, Dexters Status zu subsumieren, zumindest von den Schultern aufwärts. Autsch …
    »Los, wach auf, Dexter«, flehte eine leise weibliche Stimme, und ich spürte eine kühle Hand auf der Stirn. Ich hatte keine Ahnung, wessen Hand oder wessen Stimme, und in Wahrheit schien mir das auch nicht halbwegs so bedeutend wie die Tatsache, dass mein Kopf eine endlose See der Schmerzen war und ich meinen Hals nicht bewegen konnte.
    »Dexter, bitte«, insistierte die Stimme, und die kühle Hand tätschelte meine Wange, ehrlich gesagt wesentlich fester, als die Höflichkeit zu gebieten schien, und jedes
patsch, patsch
sandte eine neue Welle von
Autschs
durch meinen Schädel, bis ich schließlich die Kontrolle über meine Arme gewann und einen hob, um die klatschende Hand fortzuschieben.
    »Autsch«, sagte ich laut, und es klang wie der entfernte Schrei eines großen, erschöpften Vogels.
    »Du lebst«, sagte die Stimme, und die verdammte Hand kehrte zurück und tätschelte mir erneut die Wange. »Ich hab mir echt Sorgen gemacht.« Ich glaubte, die Stimme schon einmal gehört zu haben, aber mir fiel nicht mehr ein, wo, was mir im Moment angesichts der Tatsache, dass mein Schädel mit glühender Grütze gefüllt war, jedoch nicht sonderlich dringlich schien.
    »Auauau«, sagte ich, diesmal mit ein wenig mehr Nachdruck. Etwas anderes wollte mir beim besten Willen nicht einfallen, aber das machte nichts, da es die Lage so wunderbar zusammenfasste.
    »Los jetzt«, sagte die Stimme. »Mach die Augen auf, Dexter. Los.«
    Ich überdachte das Wort »Augen«. Ich war ziemlich sicher, dass ich es kannte. Es ging dabei um, äh … sehen? Angebracht irgendwo in der Nähe des Gesichts? Das klang richtig, und ich verspürte ein dumpfes Glücksgefühl; ich hatte einen Punkt gemacht. Braver Junge.
    »Dexter, bitte«, nörgelte die weibliche Stimme schon wieder. »Mach sie auf, los doch.« Ich spürte erneut ihre Hand, die meine Wange klopfen wollte, und die Abscheulichkeit dieser Vorstellung weckte mein Erinnerungsvermögen – ich konnte die Augen öffnen, und zwar
so.
Ich versuchte es. Das rechte klappte auf, während das linke noch ein paarmal zuckte, ehe es sich ebenfalls einer verschwommenen Welt öffnete. Ich zwinkerte mehrmals mit beiden, und das Bild wurde schärfer, ohne indes irgendeinen Sinn zu ergeben.
    Nur dreißig Zentimeter über mir schwebte ein Gesicht. Kein übles Gesicht, und ich war ziemlich sicher, dass ich es schon einmal gesehen hatte. Es gehörte einer jungen Frau und war momentan verzerrt vor Sorge, aber als ich es anblinzelte, während ich mich zu erinnern versuchte, wo ich es schon einmal gesehen hatte, begann es zu lächeln. »He, da bist du ja«, sagte sie. »Ich hab mir ganz schön Sorgen gemacht.« Ich zwinkerte wieder; es war unglaublich anstrengend und alles, was ich zustande brachte. Gleichzeitig zu denken war praktisch ausgeschlossen, weshalb ich das Zwinkern einstellte.
    »Samantha«, krächzte ich und war sehr angetan von mir. Das war der Name, der zu diesem Gesicht gehörte. Und ihr Gesicht schwebte so dicht über meinem, weil mein Kopf in ihrem Schoß ruhte.
    »Höchstpersönlich«, antwortete sie. »Schön, dass du wieder da bist.«
    In meinem pochenden Hirn kehrte allmählich Ordnung ein: Samantha, Kannibalen, Kühlkammer, riesige Faust … Es war ein wenig anstrengend, aber ich begann die verschiedenen Begriffe

Weitere Kostenlose Bücher