Dexter
den Angestellten vorbehalten war.« Sie sah mich an, und ich nickte.
»Ich erinnere mich«, sagte ich.
»Dort steht auch die Hausmeisterbaracke, in der Bobby Acosta sich angeblich aufhält.« Sie zeigte auf Chutsky. »Du kommst von rechts und gibst mir Deckung. Dexter von links.«
»Du willst doch nicht etwa einfach die Tür eintreten und reinstürmen? Das ist doch verrückt«, meinte Chutsky.
»Ich werde ihn auffordern, herauszukommen«, sagte Deborah. »Ich will, dass er glaubt, ich wäre allein. Dann sehen wir ja, was passiert. Falls es eine Falle ist, habe ich euch beide als Rückendeckung.«
»Sicher«, antwortete Chutsky zweifelnd. »Aber du stehst völlig ungeschützt im Freien.«
Sie winkte ärgerlich ab. »Mir passiert schon nichts. Ich glaube, dass das Mädchen ebenfalls hier ist. Sei also vorsichtig. Kein Ramboscheiß.«
»Okay. Diesen Bobby willst du vermutlich auch lebend, oder?«
Deborah starrte ihn einen Moment zu lang an. »Selbstverständlich«, antwortete sie schließlich. Sie klang nicht sonderlich überzeugend. »Auf geht’s.« Sie drehte sich um und marschierte zum Tor. Chutsky sah ihr eine Sekunde nach, dann nahm er zwei Reservemagazine aus dem Koffer und steckte sie ein, verschloss ihn und warf ihn ins Auto.
»Okay, Kumpel.« Er drehte sich zu mir um und sah mich aus erstaunlich feuchten Augen an. »Pass bloß auf, dass ihr nichts passiert«, wies er mich an, und zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, sah ich so etwas wie ein echtes Gefühl in seinem Gesicht.
»Das werde ich«, versprach ich beeindruckt.
Er drückte meine Schulter. »Gut.« Er musterte mich noch einmal, dann drehte er sich um und folgte Deborah.
Sie stand vor dem Tor und griff durch den Maschendraht nach einem Vorhängeschloss auf der anderen Seite. »Sollte dich nicht jemand darauf aufmerksam machen, dass du im Begriff stehst, dir illegal Zutritt zum Gelände zu verschaffen?«, bemerkte ich. Aber auch wenn das stimmte, machte ich mir ehrlich gesagt mehr Gedanken darüber, was passierte, wenn wir Samantha wiederfanden und sie mit ihren wilden Geschichten auf eine fasziniert lauschende Welt losließen.
Debs zerrte an dem Schloss, und es rutschte ihr in die Hand. »Das Schloss ist aufgebrochen worden«, verkündete sie fürs Protokoll. »Jemand ist in den Park eingedrungen, vermutlich illegal, und wahrscheinlich, um eine Straftat zu verüben. Es ist meine Pflicht, der Sache nachzugehen.«
»He, eine Sekunde«, sagte Chutsky. »Wenn sich der Junge irgendwo da drin versteckt, warum ist das Tor dann nicht verriegelt?«
Ich unterdrückte den Drang, ihm um den Hals zu fallen, und ergänzte nur: »Er hat recht, Deborah. Das ist eine Falle.«
Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Wir wussten doch, dass es eine sein könnte. Deshalb habe ich euch mitgenommen.«
Chutsky runzelte die Stirn, rührte sich aber nicht vom Fleck. »Das gefällt mir nicht.«
»Es muss dir auch nicht gefallen«, blaffte Deborah. »Du musst es nicht einmal tun.«
»Allein lass ich dich da nicht rein. Und Dexter auch nicht.«
Unter normalen Umständen hätte ich wahrscheinlich den Wunsch gehegt, Chutsky für sein Angebot, Dexters zarte Haut auf dem Altar unnötiger Gefahren zu opfern, in den Allerwertesten zu treten. Doch zufällig teilte ich seine Meinung – nur dieses eine Mal. Für mich war klar, dass jemand mit ein bisschen gesundem Menschenverstand dabei sein sollte, und wenn ich mich so unter meinen Gefährten umsah, blieb nur ich. »Sehr richtig«, sagte ich. »Außerdem können wir Verstärkung rufen, wenn es uns da drin mulmig werden sollte.«
Was anscheinend genau die falsche Bemerkung war. Deborah funkelte mich aufgebracht an, marschierte zu mir herüber und blieb einen Zentimeter vor meinem Gesicht stehen. »Gib mir dein Handy«, befahl sie.
»Was?«
»Jetzt!«, blaffte sie und streckte die Hand aus.
»Das ist ein nagelneuer BlackBerry«, protestierte ich, aber mir blieb eindeutig nichts anderes übrig, als ihr entweder das Handy zu geben oder unter einem Schlaghagel die Funktionsfähigkeit meines Arms einzubüßen, weshalb ich nachgab.
»Deins auch, Chutsky«, kommandierte sie. Er zuckte die Achseln und reichte es ihr.
»Keine gute Idee, Schatz«, sagte er.
»Ich riskiere auf gar keinen Fall, dass einer von euch Clowns die Nerven verliert und alles vermasselt.« Sie trabte zu ihrem Auto, warf die Handys auf den Fahrersitz – auch ihr eigenes – und kam zurück.
»Hör mal, Debbie, wegen der Handys …«, setzte
Weitere Kostenlose Bücher