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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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wie Bissspuren?«
    Camilla zuckte zusammen und sah sich mit einem an Furcht grenzenden Gesichtsausdruck zu mir um. »Woher weißt du das?«
    »Ach, nur ein Zufallstreffer«, behauptete ich, doch wirkte sie nicht überzeugt, weshalb ich hinzufügte: »Schon Hinweise auf das Geschlecht?«
    Sie starrte mich noch einen Moment an, dann schien sie meine Frage endlich verstanden zu haben. »Hm«, meinte sie, während sie sich ruckartig wieder den Knochen zuwandte. Sie hob einen behandschuhten Finger und zeigte auf einen der größeren Knochen. »Der Beckengürtel weist auf eine Frau hin. Vermutlich jung.«
    Ein kleines Etwas in dem Supercomputer, der Dexters Hirn darstellt, klickte, und im Ausgabeschlitz erschien eine Karte.
Jung, weiblich,
stand darauf. »Tja, äh, danke«, sagte ich zu Camilla, schon auf dem Rückzug, um diese kleine, interessante Idee näher zu betrachten. Camilla nickte nur und beugte sich wieder über die Knochen.
    Ich sah mich auf der Lichtung um. Drüben auf der anderen Seite, wo der Weg tiefer in den Sumpf führte, stand Lieutenant Keane und plauderte mit einem Mann, den ich vom FDLE kannte, vom Florida Department of Law Enforcement, einer Art innerstaatlicher Version des FBI ; ihr Zuständigkeitsbereich umfasst ganz Florida. Bei ihnen stand einer der gewaltigsten Männer, die ich jemals gesehen habe. Er war schwarz, etwa zwei Meter groß und mindestens vier Zentner schwer, die an ihm irgendwie nicht sonderlich dick wirkten – vermutlich wegen der konzentrierten Wildheit seines Blicks. Da der Mann vom FDLE mit ihm redete und nicht nach Verstärkung brüllte, ging ich davon aus, dass er ebenfalls hierhergehörte, obgleich ich keine Vorstellung hatte, warum. Wäre er ein Vertreter des Sheriffbüros oder des Broward County, hätte ich ihn mit Sicherheit schon einmal gesehen oder zumindest Gerüchte über jemanden dieser Größe gehört.
    Doch so interessant der Anblick eines echten Riesen auch war, reichte er doch nicht, meine Aufmerksamkeit länger zu fesseln, und ich musterte die andere Seite der Lichtung. Abgesehen von einer kleinen Gruppe Polizisten sah ich mehrere Detectives herumstehen. Ich ging zu ihnen hinüber und stellte meinen Koffer ab, während ich scharf nachdachte. Ich kannte eine junge Frau, die vermisst wurde, und ich kannte jemanden, der eine junge Frau suchte und sehr interessiert an dieser Verbindung sein würde. Aber wie sollte ich es anstellen? Ich bin wahrhaftig kein großer Politstratege, obwohl ich einiges davon verstehe – Politik ist nur eine Möglichkeit, meinem früheren Hobby zu frönen, indem man metaphorische Klingen statt echter ansetzt. Aber mir schien sie absolut freudlos. All dies vorsichtige Taktieren und die Intrigen waren so offensichtlich und sinnlos und führten zu absolut nichts, was auch nur im Entferntesten aufregend war.
    Dennoch wusste ich, dass sie in einer strukturierten Umgebung wie dem Polizeidepartment von Miami Dade unerlässlich waren. Und Deborah beherrschte beides nicht sonderlich gut, obwohl es ihr im Allgemeinen gelang, sich mit einer Mischung aus Härte und guten Ergebnissen durchzusetzen.
    Aber Deborah war in letzter Zeit so wenig sie selbst gewesen, mit ihrer Empfindlichkeit und ihrem Selbstmitleid, dass ich nicht wusste, ob sie einer Konfrontation gewachsen war, die sich wahrscheinlich als extrem politisch erweisen würde – ein anderer Detective leitete diese Ermittlung, und sie an sich zu reißen wäre selbst für eine Debs in Höchstform schwierig. Eine große Herausforderung war andererseits vielleicht genau das, was sie brauchte, um wieder sie selbst zu werden. Deshalb war es möglicherweise das Beste, sie einfach anzurufen und Bescheid zu geben – die Hunde des Kriegs zu entfesseln und die Würfel einfach fallen zu lassen, wie es ihnen gefiel. Ein wunderbar schiefes Bild, was es noch überzeugender wirken ließ, weshalb ich mich von den Polizisten zurückzog und nach meinem Handy griff.
    Deborah ließ es lange klingeln; auch dies etwas, das ihr überhaupt nicht ähnlich sah. Gerade als ich aufgeben wollte, hob sie ab. »Was?«
    »Ich bin in den Everglades an einem Tatort.«
    »Schön für dich.«
    »Debs, ich glaube, das Opfer wurde vor den Augen einer Menschenmenge getötet, gekocht und verzehrt.«
    »Wow, schrecklich«, sagte sie ohne echte Begeisterung, was ich ein wenig ärgerlich fand.
    »Habe ich schon erwähnt, dass es sich bei dem Opfer um eine junge Frau zu handeln scheint?«
    Einen Moment lang sagte sie gar

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