Dexter
sich gewellt, und auf ihnen und am Rand der Delle fanden sich kleine, braune Flecken. Etwas musste aus einer Art Behälter gespritzt sein, der dort gestanden hatte.
»Sprüh schon«, knurrte Deborah.
Ich sah Vince an, der die Achseln zuckte. »Ich hab schon eine saubere Probe genommen. Das ist kein Blut.«
»In Ordnung«, sagte ich und sprühte einen kleinen Fleck auf einem der Büsche ein.
Fast augenblicklich erschien ein schwaches, blaues Glühen. »Kein Blut«, schnarrte Deborah verächtlich. »Und was zum Teufel ist das?«
»Scheiße«, murmelte Vince.
»Nicht besonders viel Blut«, stellte ich fest. »Das Schimmern ist zu schwach.«
»Aber es ist Blut«, beharrte Debs.
»Äh, ja«, gab ich zu.
»Also ist es irgendein anderer Scheiß mit Blut
darin
«, folgerte sie.
Ich sah Vince an. »Tja«, meinte ich. »Das nehme ich an.«
Deborah nickte und blickte sich um. »Hier findet also eine Party statt.« Sie zeigte auf die Feuerstelle. »Dort drüben ist das Opfer. Und hier, auf der anderen Seite, steht das hier.« Sie funkelte Vince an. »Mit Blut darin.« Sie wandte sich an mich. »Was ist es?«
Ich hätte nicht überrascht sein dürfen, dass dies auf einmal mein Problem war, aber ich war es trotzdem. »Ich bitte dich, Debs«, sagte ich.
»Vergiss es«, erwiderte sie. »Ich brauche eine deiner speziellen Techniken.«
»Ich könnte dir im Department mal meine spezielle Technik zeigen«, warf Vince ein. »Ich nenn ihn Ivan.«
»Halt die Klappe, Weichei«, schnauzte Deborah. »Komm schon, Dexter.«
Offensichtlich blieb mir keine andere Wahl, deshalb schloss ich die Augen, atmete tief ein, lauschte …
Und erhielt nahezu augenblicklich eine amüsierte Antwort des Passagiers. »Bowle«, sagte ich und riss die Augen auf.
»Was?«, fragte Debs.
»Es war eine Schüssel mit Bowle. Für die Party.«
»Mit menschlichem Blut darin?«
»Bowle«, wiederholte Vince. »Jesus’ Titten, Dex, du bist ein echt kranker Arsch.«
»He«, sagte ich unschuldig. »Ich hab ja nichts davon getrunken.«
»Du bist total durchgeknallt«, fügte Deborah hilfreich hinzu.
»Hör mal, Debs. Es stand nicht am Feuer, und im Boden ist diese Delle.« Ich kniete mich neben Vince und zeigte auf die Vertiefung in der Erde. »Etwas Schweres, es spritzt in alle Richtungen, jede Menge Fußspuren – du musst es nicht Bowle nennen, wenn dich das nervös macht. Aber genau das war es.«
Deborah starrte auf die Stelle, auf die ich wies, blickte hinüber zur Feuerstelle und dann wieder auf den Boden zu ihren Füßen. Sie schüttelte langsam den Kopf, kauerte sich neben mich und sagte: »Bowle. Scheiße.«
»Du bist echt ein kranker Arsch«, wiederholte Vince.
»Stimmt«, sagte Deborah. »Aber ich glaube, er hat recht.« Sie stand auf. »Außerdem wette ich mit dir um ein Dutzend Doughnuts, dass sich darin Spuren von Drogen finden«, fügte sie mit deutlich hörbarer Befriedigung hinzu.
»Das prüf ich«, meinte Vince. »Ich hab einen guten Test für Ecstasy.« Er betrachtete sie mit seinem üblichen Geifern. »Würdest du den Ecstasy-Test gern mit mir zusammen machen?«
»Nein danke«, erwiderte sie. »Du hast nicht den entsprechenden Stift.« Sie wandte sich ab, ehe er sich eine seiner grauenhaften Entgegnungen einfallen lassen konnte, und ich folgte ihr.
Ich brauchte keine drei Schritte, bis mir auffiel, dass mit ihr etwas nicht stimmte, und als mir das klarwurde, blieb ich abrupt stehen und brachte sie so dazu, sich zu mir umzudrehen.
Verblüfft starrte ich meine Schwester an. »Debs, du lächelst.«
»Stimmt«, sagte sie. »Weil wir gerade bewiesen haben, dass der Fall mir gehört.«
»Wie kommst du darauf?«
Sie versetzte mir einen harten Schlag. Für sie mag er beiläufig gewesen sein, aber es tat trotzdem weh. »Stell dich nicht dumm. Wer trinkt Blut?«
»Autsch. Bela Lugosi?«
»Er und alle anderen Vampire«, antwortete sie. »Soll ich dir Vampir buchstabieren?«
»Na und – oh.«
»Genau, oh«, stimmte sie mir zu. »Wir haben einen Möchtegern-Vampir, Bobby Acosta. Und jetzt haben wir ein verdammtes Vampir-Saufgelage. Hältst du das für Zufall?«
Das tat ich nicht, aber mein Arm schmerzte zu sehr, um es zuzugeben. »Wir werden sehen«, sagte ich.
Bei unserer Rückkehr in die Zivilisation war es definitiv Zeit zum Mittagessen, doch Deborah schien meine subtilen Hinweise nicht zu bemerken und fuhr ohne Zwischenhalt direkt zum Hauptquartier, obwohl doch die Route 41 sich zur Calle Ocho wandelt und wir mühelos
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