Dexter
hätte er einen unpassenden Zeitpunkt gewählt.
»Was?«, sagte er. »Das stimmt.«
Die Tür schwang auf, und Detective Hood kam herein. »Ich bin so verdammt gut, dass ich mir selbst Angst einjage«, verkündete er, während er herüberstolzierte und sich Deborah gegenüber auf einen Stuhl fallen ließ.
»Dann los, machen Sie mir Angst, Richard«, forderte Deborah ihn auf. »Was haben Sie?«
Hood zog einen Zettel aus der Tasche und entfaltete ihn. »In Rekordzeit«, betonte er. »Tyler Spanos’ blauer Porsche Cabrio, Baujahr 2009 .« Er schnippte gegen das Papier. »Der Typ hat eine illegale Werkstatt, er schuldete mir noch einen Gefallen. Ich hab letztes Jahr mal ein Auge zugedrückt.« Er zuckte die Achseln. »Es wäre seine dritte Vorstrafe gewesen, deshalb hat er mich jetzt angerufen.« Er schnippte wieder gegen den Zettel. »Er steht zum Umlackieren oben in Opa-Locka. Ich hab eine Streife hingeschickt, die die Lackierer festgesetzt hat, zwei Haitianer.« Er warf den Zettel vor Deborah auf den Tisch. »Wer ist hier der Boss?«
»Fahren Sie hin«, erwiderte Deborah. »Ich will wissen, wem sie ihn abgekauft haben, und mir ist völlig egal, wie Sie das herausfinden.«
Hood grinste sie wölfisch an. »Cool. Manchmal liebe ich meinen Job.« Er glitt mit überraschender Anmut aus dem Stuhl und verschwand, »Here comes the Sun« pfeifend, durch die Tür.
Deborah verfolgte seinen Abgang, und als sich die Tür hinter ihm schloss, kommentierte sie trocken: »Der erste Durchbruch, und dieser Schwachkopf hat ihn mir verschafft.«
»Na, ich weiß nicht … Durchbruch?«, meinte Deke. »Inzwischen sind doch wegen der Lackierung alle Fingerabdrücke und so weg.«
Debs sah ihn mit einem Ausdruck an, bei dem ich mich unter das nächste Möbelstück verkrochen hätte. »Jemand hat was Dummes getan, Deke«, sagte sie. »Sie hätten das Auto irgendwo versenken sollen, aber jemand wollte auf die Schnelle ein paar Riesen machen, deshalb haben sie es verkauft. Und wenn wir herausfinden, wer der Verkäufer war …«
»Finden wir das Mädchen«, vollendete Deke.
Deborah musterte ihn, und ihre Miene wirkte nahezu wohlwollend. »Richtig, Deke. Dann finden wir das Mädchen.«
»Na ja dann, okay«, meinte Deke.
Wieder öffnete sich die Tür, und Detective Alvarez trat ein. »Das wird Ihnen gefallen«, verkündete er, und Deborah sah ihn erwartungsvoll an.
»Haben Sie Bobby Acosta gefunden?«, fragte sie.
Alvarez schüttelte den Kopf. »Die Spanos’ sind hier und wollen mit Ihnen sprechen.«
[home]
18
F alls es sich bei dem Mann, der als Erster durch die Tür trat, um Mr. Spanos handelte, war Tylers Vater ein achtundzwanzig Jahre alter Bodybuilder mit Pferdeschwanz und einer verdächtigen Ausbuchtung unter dem linken Arm. Das wiederum hätte bedeutet, dass er Tyler im Alter von zehn Jahren gezeugt hatte, was selbst für Miami ein wenig unwahrscheinlich schien. Aber wer immer dieser Mann war, er wirkte äußerst ernst, und er sah sich gründlich im Raum um, was auch ein Anfunkeln meiner Person und Dekes umfasste, ehe er den Kopf in den Flur reckte und nickte.
Der Mann, der nun hereinkam, sah ein wenig mehr so aus, wie man es sich vom Vater eines halbwüchsigen Mädchens erhoffte. Um die vierzig, relativ klein und ein bisschen pummelig, mit sich lichtenden Haaren und Goldrandbrille. Sein Gesicht war verschwitzt und müde, und der Mund stand ihm offen, als müsste er nach Luft schnappen. Er stolperte ins Zimmer, sah sich einen Moment hilflos um und blieb dann blinzelnd und schwer atmend vor Deborah stehen.
Eine Frau huschte hinter ihm her. Sie war jünger und etliche Zentimeter größer, hatte rotblondes Haar und trug viel zu viel kostspieligen Schmuck. Ihr folgte ein weiterer junger Bodybuilder, diesmal mit Bürstenschnitt statt Pferdeschwanz und einem mittelgroßen Aluminiumkoffer in der Hand. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Die Frau marschierte zu Deborah, zog einen Stuhl heran und führte Mr. Spanos hinüber. »Setz dich«, kommandierte sie. »Und mach den Mund zu.«
Mr. Spanos sah sie an, blinzelte noch heftiger und ließ sich von ihr in den Sitz helfen. Den Mund allerdings schloss er nicht.
Die Frau sah sich um und entdeckte noch einen Stuhl am Konferenztisch, den sie zu Mr. Spanos herüberzog. Sie setzte sich, sah ihn an und schüttelte den Kopf, ehe sie ihre Aufmerksamkeit Deborah zuwandte.
»Sergeant – Morgan?«, fragte sie, als sei sie sich des Namens nicht ganz
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