Dezembergeheimnis
ganzen Kram loszuwerden.«
Lea drückte ihre Freundin. »Hast du denn etwa direkt schon mit ihm Schluss gemacht?«
»Natürlich!«
»Aber was ist denn passiert? Das Letzte, was ich mitbekommen hab, war, wie er Noel in einer Bar hat sitzen lassen, um dich zu sehen.«
»Siehst du! Ist das nicht das Dreisteste, was du jemals gehört hast? Er lässt den armen Noel einfach sitzen!« Sie warf die Arme in die Luft und stampfte zurück ins Schlafzimmer.
Ihre blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sie trug lediglich die graue Jogginghose und den Sport-BH mit den pinken Neonstreifen. Mit einem Seufzen folgte Lea ihr.
»Ernsthaft, Sally? Schon
wieder
?«
»Es ging mir einfach auf den Keks; alles. Seine Haare, seine Klamotten«, dabei öffnete sie eine Schublade, holte eine Lederweste hervor und fuchtelte damit in Leas Richtung, »ständig dieser Motorradquatsch! Und mal ehrlich, er war sowieso viel zu alt.«
»Aber letzte Woche dachtest du doch auch nicht, dass sein Hobby Quatsch sei?« Sally schleuderte ein Kleidungsstück nach dem anderen hinter sich, während Lea sich bemühte, jedes aufzufangen und aufs Bett zu legen. »Es muss doch einen Grund gegeben haben, weshalb du plötzlich … «
»Er hat ständig getrunken! Und geraucht! Er passt einfach nicht zu mir!«
»Oh. Wirklich? An Silvester hat er nicht geraucht … Er hat sich sogar von dir in einen Anzug stecken lassen.«
»Ich weiß! Ist das nicht furchtbar?« Sally gab die Klamotten auf und ließ sich aufs Bett fallen.
»Aber damit hat er doch getan, was du wolltest? Ich sehe das Problem nicht.« Lea begann, die aufgefangenen Sachen zusammenzulegen und ordentlich auf den Sessel am Fenster zu stapeln.
»Nein, das kannst du wahrscheinlich wirklich nicht verstehen … Aber ich kann keinen Mann gebrauchen, der sich völlig für mich ändert! Er muss zu seinen eigenen Vorstellungen stehen!«
Einen Moment dachte Lea nach, dann murmelte sie: »Das verstehe ich wohl besser als du denkst.« Sie setzte sich neben Sally, die auf dem Rücken lag und beide Arme über die Augen gelegt hatte, und tätschelte ihren Oberschenkel. »Ich denke trotzdem nicht, dass er sich total aufgegeben hat. Er wollte dir nur einen Gefallen tun und dir entgegenkommen. Weil er dich mag.«
»Ts. Alles, was der mag, ist sein Motorrad.«
»Aber siehst du? Dann ist er sich doch selbst treu!« Lea lachte, Sally streckte ihr nur die Zunge raus und verpasste ihrer Hand einen leichten Klaps.
»Vielleicht war es zu früh, dass er schon fast hier eingezogen ist … «
»Das habe ich mir von Anfang an gedacht … Weißt du, auf der einen Seite ziehst du die Männer so nah an dich ran und auf der anderen bist du diejenige, die dann kalte Füße kriegt und Schluss macht.«
»Ich kriege doch keine kalten Füße. Ich kann nur eine Beziehung, in der mein
Freund
total besoffen in ein Geschäftsgespräch platzt, einfach nicht gebrauchen! Ich will ja kein Kind groß ziehen.«
»Ja, gut, das war vielleicht nicht direkt ein
Walt Disney
-Timing, aber er hat es doch aus keiner bösen Absicht gemacht … «
»Lea, jetzt hör doch mal auf, für diesen Typen Stellung zu beziehen! Du bist meine Freundin, also sei gefälligst auch auf meiner Seite!«
»Ich bin doch auf deiner Seite! Ich sage nur, dass du ehrlicher mit dir sein sollst.«
Sally lugte unter den Armen hervor und beäugte Lea misstrauisch. »Ich bin
immer
ehrlich mit mir. Was ist denn los mit dir? Normalerweise hättest du uns schon längst Eis gebracht, um mit mir auf die Männerwelt zu schimpfen.« Ihre Augen wurden groß, sie schnippte in eine aufrechte Position undzeigte mit dem Finger auf Lea. »Es ist Noel! Oh Gott, er verändert dich! Er zieht dich auf ihre Seite! Ich bin verloren! Was soll ich denn nur ohne dich tun?«
Lea schüttelte nur lachend den Kopf. »Du bist doof. Bleib hier, ich hol uns Eis … Vorausgesetzt du hast welches da.«
»Oberstes Fach im Gefrierschrank.« Sally ließ sich strahlend zurück aufs Bett gleiten.
»Manche Sachen ändern sich einfach nie … «
Als Lea mit je einer kleinen Packung Schokoladen- und Minzeis zurückkehrte, schlug Sally die Tages- und Bettdecke zurück und zusammen kuschelten sie sich ein.
»Liege ich jetzt hier, wo du und Paul … «
»Ist doch alles schon längst frisch bezogen.«
Sally zu trösten, dauerte dieses Mal nicht halb so lang wie sonst, was Lea selbst erstaunte. Bereits nach zwei Stunden saß sie wieder im Wagen, dieses Mal
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