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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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Anwesenden in einem schulklassenähnlichen Raum eine
Power
Point
-Präsentation nach der anderen zum Besten gaben.
    Ihres Versprechens wegen machte sich Lea fleißig Notizen und es war ja auch nicht alles uninteressant. Es gab schöne Ideen, Kinder wieder mehr an öffentliche Bibliotheken zu binden, und auch wie immer die bescheuerten Kandidaten, die forderten, endlich mit Eintrittsgeldern zu arbeiten, um einen besseren Bestand zu gewährleisten. Frau Löwenberger und ihre Freundinnen stellten ein gemeinsames Projekt vor, welches jedoch leider vorerst nur zögerlich hingenommen wurde.
    »Alles nur noch faule Säcke, die sich auf ihre alten Tage ausruhen wollen«, zischte Frau Löwenberger, als sie wieder neben Lea Platz nahm. »Keine Initiative für neue Ideen und Innovation!« Lea nickte schnell und bemühte sich, die kleinen Zeichnungen von Sonne, Mond und Sternen auf ihrem Block zu verbergen.
    Sie versuchte, sich zu bessern, wirklich. Aber ihre volle Aufmerksamkeit lag einfach nicht bei diesen Themen. Nicht mal in diesem Raum oder dieser Stadt. Je öfter sie an Noel dachte, desto mehr wollte sie ihn anrufen. Und gleichzeitig wurde ihre Angst immer größer.
    Was, wenn er beschäftigt war? Was, wenn er sauer wurde, wenn sie ihm erzählte, wie sie sich hier anstellte? Er war immerhin so dagegen gewesen und obwohl sie ihren Kopf durchgesetzt hatte, fühlte sie sich hier vor allem allein. Und wie gelähmt.
    Sie wollte ihm ja vertrauen – das, was sie bei der Abfahrt am Telefon gesagt hatte, war schließlich nicht gelogen gewesen. Aber was, wenn es ihn gar nicht interessierte, wie es ihr ging? Was, wenn ihm noch gar nicht aufgefallen war, dass sie bereits den dritten Tag hier war?
    Nein, das konnte nicht sein. Er hatte selbst gesagt, sie solle ihn anrufen. Jederzeit. Aber was, wenn seine Stimme zu hören alles nur noch schlimmer machte?
    Wie Wespen um Schinken zogen diese Gedanken Kreise durch ihren Kopf, bis Frau Löwenberger Lea nach dem Abendessen zur Seite schob.
    »Was ist mit Ihnen los? Sie kriegen den Mund nicht auf und scheinen überhaupt nicht daran interessiert zu sein, was hier passiert! Gestern dachte ich ja noch, Sie hätten sich wieder gefangen, aber heute waren Sie mit dem Kopf ja schon wieder überall, nur nicht hier.«
    »E-es tut mir leid   … « Lea konnte den Blick aus den grau-blauen Augen spüren, sah aber beharrlich auf die Stelle, wo die blonden Haare endeten.
    »Eine Entschuldigung bringt mir nichts.
Ich
verpasse nichts, ich tue, weswegen ich hergekommen bin. Nur zweifle ich langsam daran, ob sich solche Großzügigkeiten heutzutage noch lohnen, wenn sie einem so gedankt werden. Denken Sie, dass Sie morgen in besserer Verfassung sein werden, um sich mit mir die Vorträge der Verlage anzuhören? Ansonsten kann ich meinen freien Tag auch anders verbringen und bekomme die wichtigsten Daten nachgereicht.«
    »Nein, morgen wird es anders, versprochen.«
    »Sparen Sie sich Ihre Versprechungen. Hören Sie, ich weiß, dass Bibliotheken nicht Ihr Traumthema sind, aber wenn alles, was Sie diese Woche hier hinterlassen, dieser Schatten von einem schlechten Eindruck ist, dann   … «
    »Ich verstehe, Frau Löwenberger.« Lea sah auf. »Morgen wird es besser.«
    Die Chefin musterte sie einen Moment, dann nickte sie. »Gut. Und jetzt gehen Sie schlafen, sogar Kreide sieht lebhafter aus als Sie.«
    Wie befohlen, nahm sie Jacke und Tasche und stolperte ins Hotel. Dort angekommen, teilte ihr das Handy einen verpassten Anruf von
Zuhause
mit, was sie gleichzeitig erleichterte und in Angstschweiß ausbrechen ließ. Einerseits wollte sie nichts anderes, als Frau Löwenbergers Rat befolgen und sich ins Bett legen und gleichzeitig konnte sie Noel nicht länger hinhalten.
    Eiligst machte sie sich bettfertig und sobald sie im Pyjama unter der Decke saß, hielt sie das Telefon mit beiden Händen und drückte auf
Rückruf
.
    Es dauerte keine fünf Sekunden, bis Noel den Hörer abgenommen hatte. Zu ihrem Erschrecken zitterten Leas Hände, sobald sie seine Stimme hörte.
    »Noel, ich bin’s.«
    »Na, endlich!«, stöhnte er. »Ich habe gedacht, du würdest viel eher anrufen!«
    »Tut mir leid, hier war viel los   … «
    »Also ist alles gut? Ist es interessant?«
    »Ja, es ist sehr interessant   … «
    »Was ist los, du klingst so seltsam?«
    Sie wollte es sagen, wirklich. Die Worte
Ich fühle mich hier falsch
lagen ihr bereits auf der Zunge, aber im letzten Moment schluckte sie sie runter. »Nichts, alles gut.

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