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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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Verstand schien seine Tätigkeit aufzugeben. Das war das erste Mal, dass ich Damian nicht in seiner üblichen, schweren Lederkluft sah. Er trug nur eine schwarze Trainingshose, die ihm tief auf den Hüften saß. Sein Körper war athletisch und perfekt proportioniert. Er war schön. Ich betrachtete die breiten Schultern und glatten Muskeln. Aber jeder Impuls, ihn zu bewundern, wurde sofort im Keim erstickt, denn der Ausdruck in seinem Gesicht passte leider nicht zum Rest.
    Kurz glaubte ich, Spott darin zu erkennen, als sei er sich der Faszination, die er auslöste, bewusst, doch dann durchbrach sein ärgerlicher Blick meine Stirn und brannte sich in meinen Kopf.
    Ich senkte hastig den Blick. Man müsste Damian dringend einen neuen Kopf auf seinen Körper schrauben. Zumal er sein Haar so kurz rasiert hatte, dass man die Kopfhaut sah.
    „Ist die Halle etwa nicht gesperrt?“
    „Doch. Aber das ist ein Notfall.“
    Damians Augen wurden schmal. „Welcher?“
    Ich räusperte mich. „Tiffany hat ihre Ohrringe liegen lassen. Hier, auf einer der Bänke.“ Ich suchte ihren Blick. „Deine Ohrringe“, zischte ich. „Tiffany!“
    Tiffany stand unmittelbar vor Andrej, der ein bronzefarbenes Schwert in der Hand hielt. Das lange blonde Haar hing in feuchten Strähnen um sein Gesicht. Der ganze Körper war schweißüberströmt, schien zu dampfen und war ang e spannt, als könn t e er die Unterbrechung kaum ertragen.
    Tiffany starrte auf Andrejs breiten Schultern. Auf den mächtigen, nackten Brustkorb, der sich hob und senkte. Sie schien die Schweißtropfen zu verfolgen, die über die glatte Haut seiner Bauchmuskeln ihren Weg abwärts suchten.
    Tiffany sah aus, als würde sie jeden Moment ohnmächtig an Andrejs Brust si n ken. Ganz offensichtlich hatte sie vergessen, weshalb sie hier war.
    „Tiffany?“
    Sie blinzelte und wandte langsam den Kopf. „Ja“, sagte sie endlich, drehte sich um und ging wie in Zeitlupe zu einer der Bänke.
    Und ließ mich mit den beiden allein.
    Damian blutete aus einer Verletzung, die sich quer über seine Brust zog , aber er hatte nur Verachtung in seinem Blick .
    Tiffany hielt ihre Ohrringe triumphierend nach oben, aber ich wünschte, sie würde sich etwas beeilen.
    „Du bist verletzt“, sagte ich zu Damian.
    „Ja“, meinte er. „Weil ihr mal einfach hier hereinspaziert, mitten in unser Tra i ning.“
    Andrej grinste plötzlich. „Konzentration, Damian. Es gibt doch immer jema n den, der irgendwann, irgendwo eine Tür aufreißt und hereinstolpert.“
    Oje. Damians Verletzung war auch noch unsere Schuld.
    Andrej hatte einen Schnitt im Oberarm und einen in Höhe der Taille. „Du hast mehr Verletzungen, als Damian“, hörte ich mich sagen.
    Andrejs Gesicht verfinsterte sich.
    Das von Damian war undurchdringlich.
    Ich ging mit Tiffany hinaus.
    Sie nahmen ihren Kampf sofort wieder auf. Dennoch spürte ich Damians Mis s billigung wie ein Stechen im Hinterkopf, noch lange, nachdem ich die Tür hinter uns zugezogen hatte.
     
    ***
     
    Damian warf die Lederjacke über den Stuhl, zog die Stiefel aus, schälte sich aus dem Rest seiner Klamotten und legte sich aufs Bett.
    Die Zeit bis zur Dunkelheit war lang, und da er alleine wohnte und auf die G e sellschaft, die er in der Zentrale gefunden hätte, verzichtete, bedeutete Schlaf die einfachste Möglichkeit, um bis zur nächsten Jagd Zeit zu überbrücken. Doch Damian spürte eine Unruhe, die ihn am Schlafen hinderte. Nicht, dass er sich vor Schlaflosigkeit fürchtete. Abgesehen vom Arkanum war Schlaf eine Angelegenheit des Willens und nicht der Notwendigkeit. Doch Träume, die der Schlaf mit sich brachte, entzogen sich seiner Kontrolle. Und inzwischen hatte er gelernt, seine Träume zu fürchten.
    Schließlich kam der Schlaf doch. M it ihm ein Traum. Darin sah er in einen Spi e gel, erblickte ein gut aussehendes, sympathisches Gesicht mit breiten Wangenkn o chen, umrahmt von struppigem blondem Haar. Er spürte Zufriedenheit. Sein Werkzeug, der Körper, den er ausgewählt hatte, war außergewöhnlich stark und dennoch völlig unter Kontrolle. Die Flamme der Essenz flackerte nur noch schwach, und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie völlig erstickt war. E r hatte den Körper zusätzlich gehärtet, sodass er so gut wie unverwundbar war und immer präziser arbeitete. Inzwischen gehorchte das Werkzeug so weit, dass er das erste Mal seiner Lust hatte folgen können, Lust, der es sich bisher stets ve r weigert hatte.
    Das Lächeln, das er dem

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