Dezemberglut
Seine Finger waren kühl, ihr Griff erstaunlich sanft, und ich fühlte Erleichterung wie eine sanfte Welle in meinen Körper fli e ßen. Mein Kopf lag jetzt an seinem schwarzen Shirt. Da war der Geruch von L e der und ein subtiler, kaum greifbarer Duft, sein eigener, der eine unwiderstehliche Wirkung auf mich hatte, auf meinen ganzen Körper, und für einen kurzen M o ment war alles, alles gut.
Damian lockerte seinen Griff, aber als er seine Hand langsam von meiner Stirn entfernen wollte, bewegte ich spontan den Kopf nach vorn, um sie weiter zu sp ü ren. Damian zögerte, dann hielt er mich noch einen Moment.
„Geht es?“ Er ließ mich vorsichtig los.
Ich nickte widerstrebend, am liebsten hätte ich mich an ihm festgehalten. Weiter dieses warme Gefühl gespürt, das meinen Körper durchflutete.
„Ist wirklich alles in Ordnung?“
„Prima.“ Ich nickte und holte tief Luft. „Nur ein Cocktail mit Schirmchen fehlt.“
Da war ein ungewohntes, angedeutetes Lächeln in seinen Augen. „Das lässt sich bestimmt nachholen.“
Ich nagte an meiner Unterlippe und versuchte, meine Gefühle zu sortieren. Sie waren gerade ziemlich durcheinandergeraten, aber vor ihm in Dankbarkeit und Ehrfurcht zu erstarren, war wirklich das Letzte, was ich wollte. Das ging gar nicht.
„Das alles wäre gar nicht passiert, wenn du hier gewesen wärest.“ Ich hob das Kinn. „Du hast gesagt, dass du heute das Training leiten wirst . Aber bei alten Menschen muss man wohl immer damit rechnen, dass sie vergesslich sind.“
Er sah mich verwundert an. „Ich wurde aufgehalten.“
„Aha.“ Ich wartete, aber er machte sich nicht die Mühe, mir eine Erklärung zu geben. Natürlich nicht.
Sein Blick suchte vorsichtig in meinem Gesicht. „Vielleicht sollte ich dir doch das Gedächtnis löschen, wenn du so nachtragend bist.“
„Gut. Dann würde ich weniger Zeit damit verbringen, mich über dich zu ärgern. Ich bin nämlich nicht unsterblich. Da zählt jede Minute.“
„Offensichtlich.“ Er zog mich nach oben, ich schwankte kurz, und er hielt mich fest. Sein Gesicht zeigte Besorgnis. „Geht es?“
Ich nickte.
„Tiffany?“
Sie war sofort an meiner Seite.
„Pass auf sie auf.“
Tiffany straffte ihre Schultern und nickte.
Damian musterte mich. „Ich fahre dich gleich nach Hause.“ Seine Stimme war ausdruckslos. „Vorher muss ich noch etwas erledigen.“
Wir starrten ihm ehrfurchtsvoll hinterher, als er sich mit langen Schritten en t fernte. Auch wenn Damian wirklich nicht so aussah, wie ich mir den Retter und Rächer der Schwachen vorstellte – mein Mentor hatte meine Sache zu seiner pe r sönlichen Angelegenheit gemacht. Wer hätte das gedacht?
***
Charis war unverletzt. Auf dem Weg ins Büro war Damian erstaunt über die E r leichterung, die er fühlte. Natürlich hatte sie gegen Louisa keine Chance gehabt, aber die Heftigkeit ihres Widerstands hatte ihn beeindruckt. Trotz ihrer Panik war sie nicht zusammengebrochen.
Und – diesmal hatte sie seine Berührung sofort zugelassen und sich von ihm b e ruhigen lassen. Das war gut. Hilfreich. Er hatte sich auf ungewohnte Weise zufri e den gefühlt.
Louisa saß in einem Sessel in dem kleinen Büro, dessen Fenster zur Halle ging. Sie schien dem Geschehen dort keine Aufmerksamkeit zu widmen. Stattdessen hatte sie graziös die Beine übereinandergeschlagen und las mit gerunzelter Stirn die Trainingspläne. Als er das Büro betrat, lächelte sie ihn an, als wäre nichts g e schehen.
Damian schloss die Jalousien. „Was sollte das, Louisa? Ich hatte dich gebeten, ein Training zu leiten. Mit Übungen, die ich dir beschrieben habe. Mehr nicht.“
„Deine Kleine meinte, sie arbeite daran, wie sie sich gegen Vampire verteidigen kann. Ich wollte ihr nur zeigten, wie lächerlich das ist.“
„Nicht unbedingt“, meinte er grimmig.
Louisa lachte. „Dein Humor ist manchmal seltsam, Damian. Sie war doch sofort unter meine Kontrolle.“
„Du kannst wirklich stolz sein. Die Kleine war außer sich vor Angst.“
„Na und? Sie ist nur ein Mensch. Sie soll nach Hause gehen, ein Eis essen und sich unters Solarium legen . Hier hat sie nichts zu suchen.“
„Wusstest du, dass ich ihr Mentor bin?“
Louisa schwieg und lächelte nichtssagend.
„Wolltest du ihr eins auswischen oder mir?“
Sie warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Du nimmst dich viel zu wichtig, Dam i an. Sie war frech und respektlos. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass dir ihr G e fühlszustand
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