DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
Zischen
signalisierte, dass die Luke zur Galerie geöffnet worden war. Garro drehte sich
um, denn er wollte sehen, wer ihn in diesem Moment der Einsamkeit störte — er
zelebrierte ihn nach jeder Schlacht. Als zwei Gestalten den leeren,
nachhallenden Säulengang betraten, umspielte ein flüchtiges Lächeln seinen
Mund. Er verbeugte sich leicht vor Amendera Kendel. Sie wurde von einer
jüngeren Frau begleitet, die eine nicht ganz so reichhaltig verzierte Version
eines Hexenjägerinnen-Gewands trug.
Kendel betrachtete Garro, der
sich vorstellen konnte, wie er auf sie wirken musste: gerade erst vom
Schlachtfeld zurückgekehrt, aber erfreut über den erfolgreichen Ausgang.
»Schwester«, sagte er.
»Ich darf annehmen, dass dieser
Tag für Sie zufriedenstellend verlaufen ist.«
Sie gestikulierte, und die
junge Frau an ihrer Seite sprach: »Gefechtshauptmann Garro — es ist schön, Sie
zu sehen. Den Zielen des Imperiums wurde mit großem Geschick gedient.«
Nathaniel zog eine Augenbraue
hoch und sah die junge Frau direkt an.
Anders als Kendel trug sie
weder eine Rüstung noch eine erkennbare Waffe. »Verzeihung, aber ich bin immer
davon ausgegangen, dass die Schwestern der Sororitas Silentum niemals ein Wort
sprechen dürfen.«
Die jüngere Frau nickte, wobei
sich ihr Gebaren ein wenig veränderte, als sie antwortete: »Das ist tatsächlich
so, Lord. Wenn eine Schwester erst einmal den Eid der Stille abgelegt hat, darf
sie bis in den Tod kein Wort mehr sagen. Ich bin Novizin, Hauptmann. Ich muss
diesen Eid erst noch ablegen, daher darf ich mit Ihnen reden. Angehende
Schwestern wie ich dienen unserem Orden, wenn eine Unterhaltung mit einem
Außenstehenden erforderlich ist.«
»Ich verstehe«, sagte Garro und
nickte. »Darf ich dann Ihre Herrin fragen, was sie von mir möchte?«
Kendel gestikulierte abermals,
die Novizin übersetzte, wobei ihre Stimme wieder einen förmlichen Tonfall
annahm. »Ich möchte mit Ihnen reden, bevor wir die Standhaftigkeit verlassen,
und zwar über das, was Sie und Ihre Männer an Bord des Jorgall-Zylinders mit
angesehen haben. Es ist der Wunsch des Imperators, dass darüber kein Wort
verlautet.«
Warum hatte Kendel den
nichtmenschlichen Psioniker mit einem Schuss in die Brust statt in den Kopf
getötet, wenn nicht, um die Geheimnisse zu wahren, die dieser verunstaltete
Schädel in sich barg? Langsam nickte er. Als einfacher Hauptmann überstieg es
sein geistiges Vermögen, das Wirken des Herrn der Menschheit auf der ätherischen
Ebene zu verstehen. Und wenn der Imperator dafür den Leichnam eines
Xenos-Mutanten benötigte, dann war es nicht an Nathaniel Garro, diesem Ansinnen
zu widersprechen. »Ich werde dafür sorgen. Der Imperator hat seine Pflichten,
wir haben unsere. Meine Männer Würden das niemals infrage stellen.«
Die Schwester machte einen
Schritt auf ihn zu und musterte ihn aufmerksam. Sie machte eine Geste hin zu der
Novizin, die kurz zögerte, eine Gegenfrage stellte und dann das Anliegen
weitergab.
»Schwester Amendera fragt ...
sie möchte wissen, ob das Kind zu Ihnen gesprochen hatte.«
»Es hatte keinen Mund«, gab
Garro schneller beabsichtigt zurück.
Kendel legte einen Finger auf
ihre Lippen und schüttelte den Kopf. Dann ließ sie den Finger zu ihrer Schläfe wandern.
Nathaniel betrachtete seine
Hände, an denen immer noch kleine Spritzer von nichtmenschlichem Blut klebten.
»Ich bin ohne Makel«, beharrte
er.
»Das Ding hat mich nicht
verseucht.«
»Hat es mit Ihnen gesprochen?«,
beharrte die Novizin.
Es dauerte eine Weile, ehe er
erwiderte: »Das Ding wusste, was ich bin. Es sagte, es könne das Morgen sehen. Und
alles, was ich anbete, würde sterben.« Garro zog eine verächtliche Miene.
»Aber ich bin ein Astartes. Ich
bete nichts an. Ich verehre keine falschen Götter, nur die Wirklichkeit der
Imperialen Wahrheit.«
Seine Antwort schien Schwester
Amendera zu beruhigen, da sie sich tief vor ihm verneigte.
»Ihre Loyalität — so wie die
der ganzen Death Guard — wurde nie angezweifelt, Hauptmann. Vielen Dank für Ihre
Ehrlichkeit«, gab die Novizin weiter.
»Es ist eindeutig, dass die
Kreatur versuchte, Ihre Absichten in die Irre zu führen. Es war gut von Ihnen,
ihr zu widerstehen.«
Die Ritterin des Vergessens beschrieb
das Zeichen des Aquila und verbeugte sich abermals.
Die junge Frau ahmte diese
Geste nach, dann sagte sie: »Meine Herrin wünscht, dass Sie und Ihre Kompanie
die Lob und dankbarkeit der Sororitas Silentum annehmen. Ihre
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