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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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man
nicht in die Planung dieser Umbaumaß-nahmen einbezogen worden war. »Ist Ihnen
auch schon aufge-fallen, dass hier nur die Leute eine Arbeit bekommen haben,
die mit nach Laeran gereist waren?«, fragte jemand neben ihm.
    Er drehte sich um und erkannte
einen schlechten Dichter namens Leopold Cadmus. Ostian hatte hin und wieder ein
paar Worte mit dem Mann gewechselt, aber bislang glücklicherweise vermeiden
können, eines seiner Werke lesen zu müssen.
    »Ja, das ist mir aufgefallen«,
erwiderte er, während ein Trupp Bauarbeiter lautstark einem Servitor
Anweisungen gab, wo der die Statue eines nackten Engels absetzen sollte.
    »Das ist eine verdammte
Schande«, beklagte sich Leopold.
    »Allerdings«, stimmte Ostian
zu, obwohl er sich insgeheim fragte, welche Funktion jemand wie Leopold hätte
übernehmen wollen.
    »Ich dachte, jemand wie Sie
hätte ganz sicher irgendeinen Auftrag erhalten«, sagte er, wobei Ostian der
eindeutig eifersüchtige Unterton nicht entging.
    Kopfschüttelnd entgegnete er:
»Ich hatte das eigentlich auch gedacht, aber wenn ich mir ansehe, was die aus
dem La Fenice machen, kann ich eigentlich froh sein, dass ich damit
nichts zu tun habe.«
    »Wie meinen Sie das?«, wollte
Leopold mit schleppender Stimme wissen, und erst jetzt fiel Ostian auf, dass
der Mann betrunken war.
    »Na ja, sehen Sie sich doch nur
mal um.« Er zeigte auf die Gemälde an der Wand. »Die Farben wirken, als hätte ein
Blinder sie ausgewählt, und was die Motive angeht ... sicher, in einem Theater
würde ich auch das eine oder andere Aktgemälde erwarten, aber diese Bilder sind
ja schon Pornographie.«
    »Ich weiß«, meinte Leopold.
»Wunderbar, nicht wahr?«
    Ostian ignorierte die Bemerkung.
»Oder hören Sie sich doch nur diese elende Musik an. Ich habe Bequa Kynskas
Arbeiten geliebt, als ich sie zum ersten Mal hörte. Aber das da klingt, als
hätte man eine Katze am Schwanz aus dem Fenster gehängt und sie würde nun versuchen,
an der Glasscheibe Halt zu finden. Und erst diese Skulpturen! Bei denen weiß
ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Sie sind grobschlächtig, und bei keiner würde
ich sagen, dass sie fertiggestellt ist.«
    »Nun, Sie sind der Experte«,
sagte Leopold.
    »Ganz genau«, gab er zurück und
schauderte, als ihm einfiel, dass er diesen Satz vor kurzem schon einmal gehört
hatte.
    Es war ein ganz normaler Tag
gewesen, an dem er mit Hammer und Meißel den Marmorblock bearbeitete, um seine
Vision auf den Stein zu übertragen. Die Statue erwachte allmählich zum Leben,
der gepanzerte Körper des Kriegers schälte sich aus dem Stein.
    Ostian entfernte alles, was
nicht zu der Form gehörte, die er im Geiste gesehen hatte. Seine silbernen
Hände bearbeiteten den Marmor, wobei die Metrikulatoren in seinen Fingerspitzen
den Stein untersuchten, um mögliche Bruchstellen und empfindliche Punkte im
Inneren des Blocks aufzuspüren.
    Jeder Schlag mit dem Hammer war
gründlich abgewägt — eine Mischung aus Instinkt, der ihm verriet, wie viel
Kraft er aufwenden musste, um die gewünschten Konturen zu erzielen, und aus
Hochachtung vor dem Stein an sich. Nach einer langsamen Anfangsphase, in der er
noch seine Wut die Hammerschläge hatte bestimmen lassen, war er von einer neuen
Ruhe und Respekt vor seiner Vision erfasst worden, die ihn behutsamer ans Werk
gehen ließen. Außerdem hatte er jene Gelassenheit gefunden, die mit der
Befriedigung einherging, zu sehen, dass etwas Wunderschönes entstand.
    Als er einen Schritt nach
hinten trat, wurde ihm auf einmal bewusst, dass sich noch jemand in seinem
chaotischen Atelier aufhielt. Er drehte sich um und entdeckte einen riesigen
Krieger in lila-goldener Rüstung und mit einer Hellebarde mit goldener Klinge
in der Hand. Die Rüstung war mit etlichen Verzierungen versehen, die die eines
gewöhnlichen Astartes bei weitem übertrafen. Der Helm des Kriegers war mit
Flügeln verziert, und das Visier zierte das Gesicht eines großen Raubvogels.
    Ostian nahm seinen Mundschutz
ab, während fünf weitere, identisch aussehende Krieger sein Atelier betraten,
gefolgt von einem Hebe-Servitor mit einer breiten Palette, auf der unter einem
weißen Tuch verborgen drei unregelmäßig geformte Objekte lagen.
    Ostian identifizierte die
Krieger sofort als Mitglieder der Phoenix Guard, der persönlichen Leibwache von
...
    Fulgrim betrat das Atelier, und
beim Anblick des hünenhaften Primarchen erstarrte Ostian förmlich. Der Meister
der Emperors Children trug ein simples, tiefrotes Gewand,

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