DGB 05 - Fulgrim
Bodenschätze in die Wege zu leiten. Solomon wusste, er war nur
ein einfacher Krieger, aber als er dieser Welt in die Augen sah, wünschte er,
er wüsste einen Weg, wie er die habgierige Zerstörung dieser Landschaft
verhindern könnte.
Wenn sie doch das Licht der
Wissenschaft und der Vernunft verbreiteten, warum war dann das Mechanicum nicht
in der Lage, die Ressourcen eines Planeten abzubauen und gleichzeitig die
Nebenwirkungen dieser Industrie zu verhindern, die immer wieder auf
Umweltverschmutzung, Überbevölkerung und die Vergewal-tigung der Schönheit
einer Welt hinausliefen?
Aber solche Überlegungen waren
Solomon letztlich egal wenn dieser Planet so verlassen war, wie er schien, dann
würden sie ohnehin bald weiterreisen, während eine Garnison von Lord-kommandant
Fayles Archite Palatines zurückblieb, um diese Welt des Imperiums zu beschützen.
»Solomon«, rief Julius, der
neben den Stormbirds stand.
Er wandte den Blick von dieser
atemberaubenden Aussicht ab und kehrte zu den anderen zurück. »Was gibt es?«
»Machen Sie Ihre Männer bereit«,
sagte Julius.
»Wir werden uns diese Ruine
dort genauer ansehen.«
Das Innenleben des La Fenice hatte sich im Lauf der letzten zwei Monate deutlich verändert, überlegte
Ostian, während er ein weiteres Glas von dem billigen Wein trank. Wo zuvor noch
der Hauch eines verblassenden bohemehaften Schicks zu spüren gewesen war,
wirkte nun alles wie in einem ins Gigantische aufgeblasenen Theater aus einem
dekadenteren Zeitalter.
Goldblätter bedeckten die
Wände, und jeder Bildhauer an Bord hatte den Auftrag erhalten, Dutzende
Kunstwerke für die unzähligen, neu aufgestellten Podeste zu schaffen. Oder besser
gesagt: fast jeder Bildhauer an Bord. Künstler bemalten wie wahnsinnig Decke
und Wände mit ausladenden Fresken, und ein Heer an Näherinnen war damit
beschäftigt, einen riesigen bestick-ten Theatervorhang fertig zustellen. Ein
großer Bereich über der Bühne wurde für ein Werk von Serena d'Angelus frei gehalten,
an dem sie angeblich arbeitete.
Allerdings hatte Ostian seit
Wochen seine Freundin nicht mehr gesehen, so dass er keine Bestätigung für
diese Aussage bekommen konnte. Über einen Monat war sein letzter Kontakt mit
Serena inzwischen her, und da hatte sie schrecklich ausgesehen. Kaum noch etwas
erinnerte an jene anspruchsvolle Frau, in die er sich — wenn er sich selbst
gegenüber ganz ehrlich war — zu verlieben begonnen hatte. Sie hatten sich nur
begrüßt, dann war Serena auch schon unter einem fadenscheinigen Vorwand
davongeeilt.
»Ich muss zu ihr gehen, ich
muss sie sehen«, murmelte er, als würde sich sein Vorhaben leichter in die Tat umsetzen
lassen, weil er sich dazu aufforderte.
Eine Gruppe aus Tänzerinnen und
Sängerinnen stand auf der Bühne und probte zu einer grässlichen Kakophonie, von
der Ostian nur hoffen konnte, dass sie keine Musik darstellen sollte. Die
Memoratorin und Schauspielerin Coraline Aseneca stand mitten auf der Bühne, während
die Frau, die seinen Flug nach Laeran vereitelt hatte, umheirstolzierte und die
Tänzerinnen und den Chor anbrüllte. Bequas blaues Haar waberte um ihren Kopf
wie ein Büschel Seetang aus einer anderen Welt. Ihr Kleid flatterte wallend
hinter ihr her, da sie aus Wut über die Unfähigkeit der An-wesenden nicht
stillstehen konnte. Aus Ostians Sicht war es grotesk, was man dem La Fenice antat.
Das maßlose Design verwandelte
die Ästhetik insgesamt in ein wirres Durcheinander. Zumindest war der Bereich
um die Bar herum unverändert geblieben, da die verrückten Innenarchitekten noch
nicht den Mut aufgebracht hatten, mehrere Hundert verärgerte Memoratoren von
ihren Plätzen zu vertreiben.
Sie befürchteten einen
ausgewachsenen Aufstand.
Viele dieser Memoratoren
scharten sich gerade um einen hoch aufragenden Astartes namens Lucius, der sein
Publikum mit Geschichten von einem Planeten namens Mord unterhielt und
unwahrscheinliche Erlebnisse schilderte, die den Kriegsmeister, Sanguinius und
ihn selbst betrafen. Ostian hielt es für recht beschämend, dass ein mächtiger
Krieger wie dieser Astartes so offensichtlich versuchte, die Gäste des La
Fenice zu beeindrucken, doch diese Ansicht behielt er lieber für sich.
Früher kam man ins La Fenice ,
um sich zu entspannen, aber der andauernde Baulärm, die plärrende »Musik« und
das Geheul auf der Bühne hatten daraus einen Ort werden lassen, an dem man nur
noch zusammenkam, um sich zu beklagen und die Tatsache zu verfluchen, dass
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