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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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das mit dezenten
Purpur- und Goldfäden durchwirkt war. Sein fahles Gesicht schien mit Puder bedeckt
zu sein, die Konturen seiner Augen waren mit Kupfertinte nachgezogen, und das
silberne Haar war nach hinten gekämmt und zu einem komplexen Zopfmuster
geflochten worden.
    Ostian sank auf die Knie und
neigte den Kopf. Sich in unmittelbarer Nähe zu einem Wesen von solcher Schönheit
aufzuhalten, war mit nichts vergleichbar, was Ostian je erlebt hatte.
    Sicher, er hatte den Primarchen
der Emperors Children schon gesehen — doch so nah und dann noch mit diesen
dunklen Augen auf ihn gerichtet ... Ohne es zu wollen, kauerte er einen Moment lang
wie ein Idiot vor ihm.
    »Mein Lord, ich ...«, begann
er.
    »Bitte stehen Sie auf, Meister
Delafour«, sagte Fulgrim und kam näher. Ostian konnte den stechenden Geruch der
aromatisierten Öle wahrnehmen, mit denen sich der Primarch eingerieben hatte.
    »Ein Genie wie Sie muss niemals
vor mir niederknien.«
    Langsam erhob sich Ostian, doch
als er auch den Kopf heben wollte, verweigerte ihm sein Körper den Gehorsam.
    »Sie können mich ansehen«,
erklärte Fulgrim, und im nächsten Moment kam es Ostian vor, als habe der
Primarch die Kontrolle über seine Muskeln übernommen. Sofort und offenbar ohne
eigenes Zutun konnte er den Kopf heben. Fulgrims Stimme war wie Musik, jede
Silbe genau richtig betont, als könnte kein anderer Laut so zutreffend die Luft
erfüllen.
    »Ich sehe, Ihr Werk macht
Fortschritte«, sagte Fulgrim, während er um den teilweise bearbeiteten Block herumging
und ihn voller Bewunderung betrachtete. »Ich freue mich schon auf den Tag der
Fertigstellung. Sagen Sie, wird das einen bestimmten Krieger darstellen?«
    Ostian nickte, suchte aber
vergeblich nach den richtigen Worten, um diesem fantastischen Wesen seine
Gedanken mitzuteilen.
    »Wen? «
    »Es soll der Imperator sein,
der von allen geliebt wird«, brachte er schließlich heraus.
    »Der Imperator«, wiederholte
Fulgrim. »Ein gutes Motiv.«
    »Ich hielt es für angemessen«,
sagte Ostian, »wenn man bedenkt, wie perfekt dieser Marmorblock ist.«
    Fulgrim nickte, während er mit
geschlossenen Augen um die Statue herumging und mit den Händen über den Stein
strich, genauso, wie es Ostian erst wenige Minuten zuvor getan hatte. »Sie
besitzen ein seltenes Talent, Meister Delafour. Sie erfüllen einen Stein mit Leben.
Ich wünschte, ich könnte das auch.«
    »Wie ich hörte, besitzen Sie
großes Talent für die Bildhauerei, mein Lord.«
    Lächelnd schüttelte Fulgrim den
Kopf. »Ich kann angenehme Formen erschaffen, das ist richtig. Aber dem Stein
Leben einhauchen ... das ist etwas, was mich ratlos macht, und deshalb möchte
ich Sie um Hilfe bitten.«
    »Mich?« Ostian stockte der
Atem. »Ich verstehe nicht.“
    Fulgrim deutete auf die
Palette, die der Hebe-Servitor ins Atelier gebracht hatte, woraufhin ein
Mitglied der Phoenix Guard die Plane umschlug. Darunter kamen drei aus blassem
Marmor geschaffene Statuen zum Vorschein.
    Der Primarch fasste Ostian an
den Schultern und führte ihn zu den Statuen. Jede stellte einen Krieger in Rüstung
dar, und nach der Gravur auf den Schulterschützern zu urteilen, handelte es
sich um Kompaniehauptmänner.
    »Ich begab mich daran, jeden meiner
Hauptleute in Stein zu verewigen«, erklärte er. »Aber als ich mit dem Hauptmann
der Dritten fertig war, bekam ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
Irgendetwas ganz Wesentliches fehlte.«
    Ostian sah sich die Skulpturen
genauer an. Alle wiesen klare Linien und hervorragende Details auf, was sogar
auf die Mimik zutraf. Alle Linien waren absolut makellos, und nirgends zeugte
noch eine Spur davon, dass hier mit einem Meißel gearbeitet worden war.
Vielmehr hätte man meinen können, Skulpturen aus einer Gussform vor sich zu
haben.
    Aber so perfekt diese Arbeiten
auch waren, weckten sie in Ostian keine Leidenschaft. Ja, die Skulpturen waren
vollkommen, und genau das war der Fehler — denn ein so präzises Abbild der
Realität beinhaltete nichts von seinem Schöpfer. Da war nichts Menschliches,
das den Betrachter ansprach und ihm einen Blick in die Seele des Künstlers
gewährte.
    »Sie sind wundervoll«, sagte er
schließlich.
    »Lügen Sie mich nicht an,
Memorator«, erwiderte der Primarch in einem Tonfall, der Ostian veranlasste,
sich umzudrehen und in das eiskalte Gesicht des Mannes zu blicken. Fulgrim
starrte ihn auf eine Weise an, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Was wollen Sie, dass ich Ihnen
sage, mein

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