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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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während
ihre Kieferknochen knackten wie bei einer Schlange, die ihren Kiefer ausrenkte,
um Beute zu verschlingen, die für sie eigentlich viel zu groß war.
    Abscheuliches, tonloses
Kreischen kam aus ihren Kehlen, und Julius zwang sich, Fulgrim anzuschauen, da er
fürchtete, er könnte in seinem Dämmerzustand seine Freunde niederschlagen.
    Fulgrim umfasste das Geländer
der Loge und beugte sich vor, als müsse er sich gegen einen starken Sturm stemmen.
Sein Haar wirbelte ihm um seinen Kopf, und in seinen dunklen Augen brannte ein
violettes Feuer, während er die lautstarke Kakophonie genoss.
    »Was geschieht hier?«, brüllte
Julius, dessen Stimme mitgerissen und zu einem Teil der Musik wurde.
    Der Primarch richtete seine
dunklen Augen auf ihn, und dann schrie Julius auf, als er in ihnen ein
Zeitalter der Finsternis entdeckte, in dessen Tiefen Galaxien und Sterne
umherwirbelten, durchströmt von einer unbekannten Macht.
    »Es ist wunderschön«, sagte
Fulgrim im Flüsterton, der aber so verheerend laut in Julius' Ohren eindrang, dass
er von seinem Sessel gerissen wurde und er sich kniend am Geländer der Loge
festklammern musste. »Horus sprach von einer Macht, aber ich hätte mir niemals
träumen lassen ...«
    Verwundert nahm Julius zur
Kenntnis, dass er die Musik der Sopranistin tatsächlich sehen konnte, während
sie sich ins Publikum streckte und die Zuhörer umschlängelte wie ein lebendes
Wesen. Deren kreischende Schreie durchdrangen den Nebel, der sich in seinem
Gehirn eingenistet hatte, und dann sah er, welche Schrecken sich im Publikum
abspielten. Freunde wandten sich gegeneinander und traktierten sich gegenseitig
mit Fausthieben, andere fielen von unbändiger fleischlicher Lust erfasst über-einander
her, und es dauerte nicht lange, da glich das Publikum einer großen verwundeten
Bestie, die sich vor Schmerz und Verlangen wand.
    Es waren nicht nur die
Sterblichen, die solche Reaktio nen zeigten.
    Auch die Astartes wurden von
der Macht der Maraviglia über-wältigt. Blut wurde vergossen, da deren
Emotionen unter der anhaltenden Stimulation ihrer Sinne überkochten und es für
sie als Krieger nur eine Möglichkeit gab, das abzubauen, was sich in ihnen
aufstaute. Von der Bühne aus breitete sich wie eine Flutwelle eine Orgie des
Tötens aus, das Blut lief in Strömen, und dazu spielte weiter die Musik im La
Fenice .
    Plötzlich vernahm Julius ein
Geräusch, als würde jemand ein großes Segeltuch in Stücke reißen, und als er sich
umdrehte, stellte er fest, dass sich Fulgrims riesiges Porträt wand und
streckte, als wolle es sich aus dem Rahmen befreien. Feuer loderte in den
gemalten Augen, und ein heulendes Kreischen, das durch einen unfassbaren langen
Tunnel schallte, erfüllte seinen Schädel mit einem monströsen Durst und dem
Versprechen von entsetzlichen Vergnügungen.
    Lichter zuckten durch den Saal
und stiegen wie Flüssigkeit aus dem Orchestergraben auf. Es war das ölige, elektrische
Feuer aus den bizarren Instrumenten, das Gestalt annahm und sich dann in die
Form von flüssigen Schlangen veränderte, die in Myriaden Farben schillerten.
Wahnsinn und Exzesse folgten dem Licht, und jeder, der damit in Berührung kam,
gab sich auf der Stelle seinen wildesten, finstersten Gelüsten hin, die in seiner
Psyche verborgen lagen. Die Musiker spielten, als ob ein anderer die Kontrolle über
ihre Gliedmaßen übernommen hätte, ihre Gesichter waren ent-setzlich verzerrte
Masken, und die Finger tanzten wie Derwische über Tastaturen. Die Musik hatte sie
fest im Griff, und sie wollte nicht zulassen, dass irgendeine Schwäche auf der
Seite ihrer Erzeuger ihre Existenz leugnen konnte.
    Julius hörte, wie sich
schmerzhafte Untertöne in Coraline Asenecas Stimme schlichen, und es gelang ihm,
wieder zur Bühne zu schauen, wo die Primadonna wie wild tanzte, während der
Chor in unnatürlichem Kontrapunkt weitersang. Ihre Gliedmaßen verdrehten und verformten
sich, wie es keinem Menschen möglich sein konnte, und dann hörte er ihre
Knochen brechen ein Geräusch, das sich unter die Millionen Melodien mischte,
die das Theater erfüllten. Er sah, dass sie tot war, dass ihre Augen starr und
leblos ins Nichts starrten, und obwohl jeder Knochen in ihrem Körper zu Staub zermahlen
worden war, kam ihr Lied ihr nach wie vor über die Lippen.
    Der Wahnsinn, der vom La
Fenice Besitz ergriffen hatte, steigerte sich zu neuen Exzessen, da alles
Fleisch mit dem Mahlstrom an Bildern und Klängen infiziert wurde, die von der
Bühne

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