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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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von Trauer erfüllt.
    Serena machte eine Aufnahme
nach der anderen, als man sie durch die Überreste der Stadt führte. Nicht einmal
die zerrissenen Leiber der toten Laer konnten davon ablenken, wie faszinierend
es war, einen Spaziergang durch eine über dem Ozean schwebende Stadt zu machen.
Die Bilder und Farben waren so lebendig, dass sie gar nicht alles erfassen
konnte. Ihre Sinne waren fast schon überreizt.
    Und dann erreichten sie den
Tempel.
    Bei seinem Anblick wurde Serena
nur noch von dem Gedanken erfüllt, hineinzugelangen. Während Hauptmann Julius
und die Iteratoren dorthin vorgingen, wurden die Memoratoren von solch
stürmischer Entschlossenheit gepackt, dass sie sich mit völlig unpassender Hast
dem Tempel näherten.
    Auf dem Weg durch die verstreut
liegenden Trümmer schlug ihr ein seltsamer, rauchiger Geruch entgegen. Sie
hielt ihn zunächst für Weihrauch, der von den Armee-Einheiten eingesetzt wurde,
um den Gestank von Tod und Blut zu überdecken. Dann aber entdeckte sie geisterhafte
Schwaden aus rosafarbenem Rauch, der aus den porösen Tempelmauern austrat, und
sie wusste, es war etwas von nichtmenschlichem Ursprung. Einen Moment lang
erfasste sie Panik, doch dann atmete sie den Geruch ein und nahm ihn bewusster
wahr. Schließlich gelangte sie zu der Ansicht, dass es ein recht angenehmer
Duft war.
    Bogenlampen waren inzwischen
aufgestellt worden, die den höhlenartigen Eingangsbereich des Tempels
beleuchteten.
    Die wundersamen Farben und Wandmalereien
waren von solcher Intensität, dass es Serena den Atem verschlug. Auch die
anderen Künstler, mit denen sie unterwegs war, ließen mit entsprechenden Lauten
und Ausrufen ihr Erstaunen erkennen, während Imago-logen Panoramabilder der
Umgebung anfertigten.
    Von irgendwoher aus dem
Tempelinneren konnte Serena Musik hören, wilde, leidenschaftliche Musik, die sich
einem Splitter gleich in ihr Herz bohrte. Sie wandte sich von den Wandmalereien
ab und folgte Bequas blauem Haar, während der Sirenengesang lauter wurde und
sie beide dazu antrieb, schneller weiterzugehen.
    Plötzlich kochte ihre Wut auf
Bequa hoch, und sie spürte, wie sie zornig den Mund verzog. Serena folgte ihr,
und je tiefer sie in den Tempel eindrang, desto lauter schwoll die Musik an.
Obwohl sie sich der Leute bewusst war, nahm Serena von ihnen keine Notiz.
    Ihre Gedanken kreisten einzig um
das, was ihr Körper empfand.
    Musik, Licht und Farben umgaben
sie zu allen Seiten, und sie musste die Hand ausstrecken, um Halt zu finden, da
sie von ihren Wahrnehmungen überwältigt zu werden drohte.
    Sie trieb sich an,
weiterzugehen, bog um eine Ecke ... und sank sogleich auf die Knie, als ihre
Sinne mit der erschreckenden Schönheit und der atemberaubenden Energie der
Lichter und Klänge in diesem Tempel konfrontiert wurden.
    Bequa Kynska stand mitten in
dem riesigen Saal, die Arme hatte sie einem »V« gleich ausgestreckt und hielt die
Stäbe eines Kom-Diebs hoch, während die Musik sie umspülte.
    Serena war sicher, dass sie in
ihrem ganzen Leben noch nie etwas derart Schönes gesehen hatte. Die Farben
brannten in ihren Augen, und angesichts dieser Vollkommenheit musste sie sich
zwingen, die Tränen zurückzuhalten.
    Jetzt, da sie zurück in ihrem
Atelier war, brauchte sie all ihre Kräfte auf, nur weil sie vergeblich versuchte,
diesen kurzen Augenblick der perfekten Farbe noch einmal einzufangen. Sie
drückte den Rücken durch und wischte mit dem Ärmel die Tränen weg, dann hob sie
aus dem Durcheinander auf dem Fußboden eine andere Palette hoch und begann
abermals, Farben zu mischen.
    Sie nahm Kadmiumrot und gab
Quinacridon-Karmesinrot dazu, versetzte das Ergebnis mit ein wenig
Perylen-Kastanienrot, konnte aber schon jetzt erkennen, dass der Farbton eine
Spur von dem abwich, was ihr vorschwebte.
    Schon regte sich wieder Zorn in
ihr, da fiel ein Tropfen Blut von ihrem Arm in die Mischung — und auf einmal
war der Farbton exakt getroffen. Es war absolut perfekt, und lächelnd wurde ihr
klar, was sie zu tun hatte.
    Serena griff nach dem Messer,
mit dem sie normalerweise die Schreibfeder anspitzte, und zog die Klinge über
ihre Haut. Über dem Ellbogen schnitt sie tief ins Fleisch.
    Blut tropfte aus der Wunde, und
Serena hielt die Palette darunter und strahlte, als sie sah, wie sich die
richtige Farbe entwickelte.
    Nun konnte sie zu malen
beginnen.
     
    Solomon duckte sich, um unter
dem Schwert hinwegzutauchen, dessen Klinge auf ihn zuschoss. Dann riss er schnell
die eigene Waffe hoch, um den

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