Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
Vom Netzwerk:
denn diese Zweifel und Rätsel existierten bereits.
Der Mystiker war nicht derjenige, der Mysterien entstehen ließ, sondern derjenige,
der sie durch seine Arbeit zunichte machte.
    Die Mysterien, die Blayke zu
zerstören versuchte, waren solche, die die Menschheit daran hinderten, ihr ganzes
Potenzial auszuschöpfen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu begreifen.
Mit all dem stand er im Widerspruch zu den verzweifelten Philosophien von Männern
wie Shang Khal und dem Despoten Kalagann, also von Tyrannen, die den
unabwendbaren Abstieg ins Chaos predigten, in ein entsetzliches Reich, das
einmal der Mutterleib der Schöpfung gewesen war und nun ihr Grab sein würde.
    Blayke benutzte Schönheit als
ein Fenster, durch das man in diese wundersam ausgemalte Zukunft gelangen konnte.
    Von zeitgenössischen Denkern
hatte er sich zu den Gedanken des alchimischen Symbolismus hingezogen gefühlt,
und er war wie die Hermetisten zu der Überzeugung gelangt, dass die Menschheit
ein Mikrokosmos des Göttlichen war. Er begann, Bücher förmlich zu verschlingen,
und so kam es, dass er in der Orphischen und Pythagorischen Tradition nach
einer Weile ebenso belesen war wie auf den Gebieten des Neo-Platonismus, des
Hermetischen und des Kabbalistischen. Auch war er bestens vertraut mit den
Schriften von Gelehrten wie Erigena, Paracelsus oder Boehme. Julius kannte
keinen dieser Namen, doch er war sich sicher, Evander Tobias würde ihm helfen
können, diese Schriften selbst zu studieren, sollte er den Wunsch danach
verspüren.
    Mit solchermaßen gewichtigem
Wissen bewaffnet, begann das gigantische Skelett von Blaykes Mythologie in
seinem großartigsten Werk Das Buch Urizen Gestalt anzunehmen.
    Mit diesem epischen Werk begann
die Geschichte vom Sturz des Himmlischen Mannes in den Mahlstrom der
Erfahrungen, was Blayke »die dunklen Täler der Selbstsucht« bezeichnete. Im
Verlauf des Buchs rang die Menschheit mit der Aufgabe, seine weltliche
Leidenschaft in die Reinheit dessen umzuwandeln, was Blayke das Ewige nannte.
Um diesen kosmischen Prozess voranzutreiben, personifizierte Blayke die Essenz
der Revolution und den feurigen Erneuerer, ein Wesen, das er als Ork
bezeichnete. Julius musste lachen. Der Name war so treffend und ließ ihn
rätseln, ob Blayke wohl die Plage der Grünhäute vorhergesehen hatte, von der
die Galaxis befallen war.
    Dem Gedicht zufolge hatte der
Sündenfall der Menschheit den Menschen von seiner Göttlichkeit getrennt, so dass
er durch alle Zeitalter hindurch gezwungen war, eine Wiedervereinigung mit dem
Göttlichen anzustreben. In diesem Gedicht hieß es, die Seele der Menschheit
wurde zerschlagen, und auf dem Weg zurück zum Ewigen musste der Mensch jeden
Teil seines Wesens wieder zusammenfügen. Es ähnelte einem Mythos über Gyptische
Gräber, von dem er gelesen hatte. Die Legende berichtete von der Zerstückelung
eines antiken Gottes namens Osiris am Anfang der Zeit und von der Verpflichtung
der Menschen, alle zerstückelten Teile zusammenzutragen, damit sie ihre
spirituelle Ganzheit zurückerlangen konnten.
    In Blaykes Schriften erkannte
Julius eine unkonventionelle Stimme in einer konventionellen Zeit, für die
solche Philosophien gänzlich ungeeignet waren. Mit tyrannischen Mächten
konfrontiert, denen man mit Vernunft nicht beikommen konnte, blieb ihm keine
andere Wahl, als in brutalen Bildern zu denken und auf seine Fähigkeiten als
Mystiker zurückzugreifen.
    Aus ihm war etwas geworden, das
die Mächte der Ordnung nicht gern sahen — eine störende spirituelle Kraft, die
die Menschen dazu aufrief, ihre Leidenschaften zu wecken, um sich zu verändern
und sich weiterzuentwickeln.
    »Wissen ist lediglich eine
Sinneswahrnehmung«, las Julius lächelnd aus dem Buch vor. »Leidenschaft ist der
Quell für alles, was den Menschen ausmacht, und die Vernunft ist das einzig
Widernatürliche. Absolute Lust zu erreichen und Schmerz zu erfahren, sind Sinn
und Zweck allen Lebens.«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Zwölf
    Stolz kennt keine Reinheit
    Paradies
    Niemals vollendet
     
     
    ABERMALS WAREN ALLE PLÄTZE am
runden Tisch in der Heliopolis besetzt. Der Saal wurde nur von den Flammen
erhellt, die in der Kohlenpfanne in der Tischmitte loderten, sowie von einigen
Fackeln, die an den goldenen Podesten der Statuen ringsum hingen. Dies war erst
das zweite Mal, dass Saul Tarvitz die Heliopolis betrat, doch er wusste, dass
er sich seit jenem ersten Aufenthalt in den Reihen dieser Bruderschaft sehr
verändert

Weitere Kostenlose Bücher