DGB 08 - Am Abgrund
Weile,
bis man zu den Kampfstätten und Ritualkammern vorgedrungen war, wo die Word
Bearers in den Arenen mit Bolter und Klinge ihr kämpferisches Geschick schärf-ten.
Hier unten war auf jeder Fläche das Wort gegenwärtig.
Schotte und Streben waren mit
Sätzen beschriftet, in den Kanzeln der Säle und Kapellen lagen von Lorgar
verfasste Bücher, ganze Bibliotheken waren dem Wort gewidmet, das gesamte
Schiff war von der Weisheit und dem Eifer des Primarchen getränkt.
Früher einmal hatte das Schiff
den Namen Raptorous Rex getragen, ein dem Imperator ergebenes Schiff,
der Lorgar von Colchis geholt und den Word Bearer zum Befehlshaber gemacht
hatte. Inzwischen war es ein Tempel für anderes geworden, ein willigeres und
dankbareres Idol, und den falschen Imperator der Menschheit hatte man aus
seinen Korridoren verbannt.
Tenaebron erreichte die
schmale, hohe Kammer, die wie ein stählerner Canyon wirkte und in der die Aspiranten
untergebracht waren. Sie verharrten schlafend in Glaskuppeln an den Wänden,
jeder mit einem klobigen Lebenserhaltungssystem versehen, das sie mit frischer
Luft und Nährstoffen versorgte. Zusammengerollt und nackt lagen sie da, immer
wieder ließ gewaltige Kraft in ihrem angeschwollenen gepeinigten Kopf sie
zucken, was es aussehen ließ, als würden sie träumen. Augen und Mund waren zuge-wachsen,
und manche wiesen überhaupt keine Gesichtszüge mehr auf, da ihr Körper
aufgegeben hatte zu atmen, zu essen oder die Außenwelt zu erfahren.
Drei Scriptoren der Word
Bearers salutierten ihrem Ordens-meister, als Tenaebron auf dem Bildschirm in
der Mitte des Raums die einzelnen Anzeigen der Lebensfunktionen überprüfte. Die
Scriptoren verbeugten sich tief, als Kor Phaeron ihm folgte, und gingen
schweigend vor ihm auf die Knie.
»Aufstehen«, wies er sie an,
und sie gehorchten sofort. »Ist alles vorbereitet?« Die Frage war an den
Ordensmeister gerichtet.
Tenaebron studierte die Daten
auf dem Bildschirm, drehte sich zu seinem Lord um und nickte. »Beginnen Sie den
Sturm«, knurrte er.
»Soll sein Zorn sie brechen.«
Wieder reagierte der
Ordensmeister mit einem Nicken, dann gab er seinen Scriptoren die Anweisung,
die Kogitatoren zu aktivieren, die mit den Kuppeln der Aspiranten verbunden
waren.
Kor Phaeron ließ Tenaebron
seine Arbeit erledigen und entfernte sich ohne ein weiteres Wort.
In ihren Kuppeln begannen sich
die Aspiranten zu regen, als sei aus dem Traum ein Alptraum geworden.
Zadkiel traf auf der Brücke
ein, als der Sturm einsetzte.
Die Aussicht unter ihm wurde
von zuckenden Lichtern erfasst, als ob dort ein Gewitter toben würde.
Komplizierte symbolische Karten des Warp waren auf den drei Hauptbildschirmen
zu sehen und deuteten darauf hin, dass der Warp in Unruhe geraten war.
Die Brückencrew, die von
Steuermeister Sarkorov mit Befehlen überhäuft wurde, saß über die Bildschirme
gebeugt, die Gesichter waren in den grünen Schein der über die Monitore
rasenden Datenreihen getaucht.
»Die Warp-Rebellen!«, fauchte
Zadkiel.
»Nicht unbedingt«, murmelte
Ikthalon. Der Ordenspriester, der Reskiel nach dem blinden Passagier hatte
suchen lassen, war auf die Brücke gerufen worden und stand neben dem Kommando-thron.
»Die Aspiranten wurden erst vor kurzem aufgeweckt. Es war vermutlich ein
Vorbote des gegenwärtigen Aufruhrs im Empyrean. Ich glaube, es ist eine höhere
Macht am Werk. Wie es scheint, schwindet das Vertrauen in uns, diese Mission
ausführen zu können.« Ikthalon gab sich Mühe, die Spitzen nicht durch-klingen
zu lassen, aber es änderte nichts an der Unterstellung, Zadkiel sei womöglich
unfähig.
Der Admiral ging darüber
hinweg. Der Warpsturm und seine Ursache waren in diesem Moment für ihn von
größerer Tragweite.
»Kor Phaeron?«, überlegte er.
»Außer unserem Erzlord könnte
ich mir niemanden vorstellen, der zu unseren Gunsten einschreiten würde.«
Zadkiel verzog den Mund, als
ihm ein anderer Gedanke kam. »Es ist zweifellos Tenaebron, der versucht, das
für das Orden der Leere zu beanspruchen, was dem Orden der Quillborn gehört.«
»Er ist sehr ehrgeizig«,
stimmte Ikthalon ihm ohne eine Gefühls-regung zu.
»Es wäre unhöflich«, entschied
Zadkiel und nahm seinen Platz auf dem Kommandothron ein, »ihm diesen
bescheidenen Sieg zu verwehren. Er wird neben unserem eigenen Sieg ohnehin
völlig verblassen. Steuermeister Sarkorov«, rief er. »Bringen Sie uns schnell
nach Macragge. Soll der Warp die Streitbar verschlingen.«
Als ein
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