DGB 08 - Am Abgrund
Kommando-hierarchie etwas Absolutes, Unumstößliches. Und ganz so
wie bei der Haltung eines Ultramarine erlaubte auch diese Hierarchie kein
Verbiegen oder Verdrehen.
»Wenn wir nach Terra
zurückkehren«, erklärte Cestus, »dann könnten wir versuchen, Alarm zu schlagen.
Wenn im Warp Ruhe einkehrt, dann könnten wir eine Nachricht nach Macragge
schicken und die Legion warnen.«
Er wusste, in seinen Worten
schwang keine Überzeugung mit.
»Aber du hast dich schon längst
gegen diesen Weg entschieden, richtig, alter Junge?«, fragte der ehrwürdige
Brynngar.
»Ja, das habe ich.«
Der alte Wolf lächelte und ließ
dabei seine nadelspitzen Eckzähne hervorkommen. Das stählerne Grau seiner Mähne
und des Barts, die Unversöhnlichkeit des cremefarbenen Augapfels seines nutzlos
gewordenen Auges, die schroffen Narben früherer Kämpfe strahlten etwas
Stoisches, Kraftvolles aus. Aber aller kriegerischen Attribute und aller
Wildheit zum Trotz besaß dieser Mann auch Weisheit.
»Wenn die Söhne von Russ in den
Krieg ziehen, dann lassen sie nicht nach, bis die Schlacht geschlagen ist«,
sagte er voll Inbrunst.
»Wenn es sein muss, jagen wir
diese Schufte bis ins Auge des Warp und laben uns an ihren Verräterherzen.«
»Die World Eaters ergreifen nicht
die Flucht, wenn sie von einem Gegner verfolgt werden«, erklärte Skraal mit
blutrünstigem Blick.
»Wir jagen den Gegner und töten
ihn. So handelt unsere Legion.«
Cestus nickte und betrachtete
die um ihn gescharten Krieger mit großem Respekt.
»Eines muss Ihnen allen klar
sein: Wir befinden uns im Krieg«, betonte der Ultramarine. »Wir befinden uns im
Krieg mit unseren Brüdern, und wir müssen diesen Kampf mit der gleichen Härte
und Überzeugung führen, wie wir es auch bei jedem Feind der Menschheit machen würden.
Wir tun dies im Namen des Imperators.«
»Im Namen des Imperators«,
brummte Skraal.
»Aye, für den Thron«,
pflichtete Brynngar ihm bei.
Cestus verbeugte sich tief.
»Ihre Treue ist mir eine große Ehre. Bereiten Sie Ihre Schlachtenbrüder auf das
vor, was vor uns liegt. Ich werde einen Kriegsrat einberufen, sobald Hauptmann
Mhotep auf der Streitbar eingetroffen ist.«
Seine letzte Bemerkung
veranlasste Brynngar dazu, das Gesicht zu verziehen, doch der Ausdruck war
gleich wieder verflogen, als sich die Astartes zurückzogen, um sich zu ihren
Kriegern zu begeben.
»Admiral Kaminska«, sagte der
Ultramarine, als die anderen die Brücke verlassen hatten.
Kaminska hob den Kopf, dunkle
Ringe lagen unter ihren Augen.
»Ich werde Navigator Orcadus
vorbereiten müssen. Wir können folgen, sobald der Feind aufgebrochen ist.« Mit
dem Daumen betätigte sie eine Kom-Taste auf der Armlehne ihres Kommando-throns.
»Kapitän Ulargo, Bericht.«
»Wir haben größtenteils
oberflächliche Schäden davongetragen, außerdem ein schweres Leck auf einem
Deck«, meldete Ulargo von der Feuerklinge .
»Machen Sie Ihr Schiff bereit.
Wir folgen ihnen«, ließ Kaminska ihn wissen.
»In den Abgrund?«
»Ja, haben Sie irgendwelche
Einwände?«
»Kommt der Befehl von Hauptmann
Cestus?«
»Das tut er«, antwortete sie.
»Dann werden wir Ihnen folgen«,
sagte Ulargo. »Ich möchte aber etwas anmerken: Ich glaube, in unserer
momentanen Verfassung ist eine Verfolgungsjagd im Warp nicht die beste
Vorgehensweise.«
»Zur Kenntnis genommen«,
erwiderte Kaminska.
»Gehen Sie in Position, um uns
zu folgen.«
»Ja, Admiral«, bestätigte
Ulargo.
Als das Kom abgeschaltet wurde,
ließ sich Kaminska in ihren Kommandothron sinken, als würden die Schlacht und
der Verlust ihrer Kameraden wie eine zentnerschwere Last auf ihr liegen.
»Admiral«, fragte Cestus, der
ihr Unbehagen deutlich spürte.
»Sind Sie nach wie vor in der
Lage, diese Mission auszuführen?«
Sie wirbelte herum und warf dem
Ultramarine einen zornigen Blick zu. »Es mag sein, dass ich nicht über die
legendäre Ausdauer eines Astartes verfüge, aber ich werde das hier bis zum Ende
durchziehen, Hauptmann. So oder so.«
»Dann haben Sie mein volles
Vertrauen«, gab Cestus zurück.
Die Stimme von Steuermaat
Venkmyer am Sensoriumpult linderte die Anspannung ein wenig.
»Hauptmann Mhoteps
Rettungskapsel wurde an Bord geholt«, sagte sie.
»Außerdem hat die Feuerklinge weitere Überlebende von der Abnehmender Mond bergen können.«
»Und von der Grenzenlos ?«,
wollte sie wissen.
»Tut mir leid, Admiral, von
dort gibt es keine Überlebenden.«
Kaminska betrachtete die
taktische Anzeige auf dem Schirm
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