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DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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bewegte langsam den Zeigefinger hin und her.
    »Das Mechanicum löscht niemals etwas.«
    Mellicin schaute in ihre
Kaffeetasse und überlegte, ob sie wohl schnell genug sein würde, der Assassinin
den Inhalt ins Gesicht zu schütten. Die Frage hatte sich gleich darauf
erledigt, denn in der nächsten Sekunde saß die Frau neben ihr und presste sie
gegen die warme Fensterscheibe.
    Eine Hand schoss nach vorn,
stählerne Finger schlossen sich um ihren Hals und drückten ihren Kopf nach hinten.
    »Ich weiß nicht, was Sie von
mir wollen!«, schrie Mellicin, als die andere Frau den Datendorn gegen das augmetische
Auge drückte, das ihr eigentliches rechtes Auge ersetzte.
    »Ich werde schon finden, wonach
ich suche«, versprach ihr Remiare. »Ich muss nur tief genug bohren.«

2.06
     
     
    DAVOR HATTE ER SICH STETS
GEFÜRCHTET, aber jetzt, da es sein Leben war, wusste er, es gab keinen Grund,
sich vor etwas zu ängstigen. In der Welt des Fleischs war sein Körper gealtert
und schwächer geworden, aber hier in der Welt der amniotischen Lösung war er
allmächtig und unbezwingbar.
    In seiner simulierten
Kriegsmaschine kämpfte und tötete Princeps Cavalerio wie ein lebender
Metallgott, der einem Kampfkoloss gleich die virtuelle Arena betrat. Seine
Feinde starben einer nach dem anderen: Skitarii wurden unter seinen Füßen
zermalmt, Reavers wurden in der Hölle des Maschinengefechts in Stücke gerissen,
Warlords explodierten unter dem Beschuss mit mörder-ischen Salven.
    Die Welt des Fleischs lag
hinter Cavalerio, jetzt war die Welt des Metalls sein Reich.
    Flüssige Daten strömten um ihn
herum, die durch unter die Haut implantierte Rezeptoren zu ihm gelangten und seinen
Sensor-apparat mit Informationen füllten, die das Gehirn jedes anderen, der
nicht so aufgerüstet war, hoffnungslos überlastet hätten.
    Lichtblitze, von denen jeder
eine immense Fülle an Daten enthielt, umkreisten ihn wie Schwärme aus
leuchtenden Fischen, während er aus einer weiteren Simulation als Sieger
hervorging.
    Cavalerio war nicht mehr der
dürre, humpelnde Sterbliche, der über die Marsoberfläche gewandelt war. Das war
der Mann, der er einmal gewesen war, doch nun war er ein Geschöpf des
Mechanicums. Sein blasses Fleisch trieb in einer nährstoffreichen, dicklichen
Flüssigkeit, er hing an einer unüberschaubaren Vielzahl von Kabeln, die ihn mit
der Außenwelt verbanden.
    An jedem Tag, seit man ihn in
diesen Tank gesteckt hatte, gab es für ihn neue Anschlüsse, neue augmetische
Elemente und Ein-drücke. Erst jetzt wurde ihm deutlich, wie unvollkommen er als
simpler Sterblicher gewesen war, der mit fünf Sinnen hatte zurechtkommen müssen.
    Ein dickes starres Kabel
durchbohrte zwischen den Lenden-wirbeln sein Rückgrat, während andere, dünnere
Leitungen in seine Augenhöhlen führten. Ein ganzer Wald aus Kabeln verlief aus
seinem Hinterkopf und würde später mit der Mannigfaltigkeit verbunden werden,
wenn er erst einmal wieder das Kommando über eine Maschine übernahm. Beide Arme
steckten bis zu den Ellbogen in metallenen Hüllen, beide Füße hatte man
amputiert und durch Kaptische Hüllen ersetzt.
    Der Übergang war schwierig und
nicht ohne Rückschläge verlaufen, aber seine Famula Agathe hatte ihn auf jedem
Schritt seines Wegs begleitet und ihn beruhigt, getröstet und ihm Mut
zugesprochen, wenn wieder einmal ein Problem auftauchte, das es zu überwinden galt.
Auch wenn er sich anfangs gegen die Unterstützung durch eine Famula gesträubt
hatte, war Cavalerio inzwischen davon überzeugt, wie wichtig eine Person war,
wenn man selbst in einem amniotischen Tank steckte.
    Der schreckliche, schmerzhafte
Verlust des Victorix Magna ver-folgte ihn nach wie vor in seinen
Alpträumen, und daran würde sich bis zum Ende seines Lebens auch nichts mehr
ändern. Kein Princeps überstand den Tod seiner Maschine ohne Narben, aber bei
jedem simulierten Gefecht wuchs sein kriegerisches Selbstbe-wusstsein. Schon
bald wurde er schneller und leistungsfähiger, bis er den Punkt erreichte, an
dem er erkannte, dass er noch besser geworden war als in seinem alten Leben.
    Als diese jüngste Simulation
ihr Ende erreichte, verblassten die Heftigkeit des Gefechts und die
Begeisterung der Verbindung schnell wieder aus seinem Bewusstsein, zurück blieb
tiefes Bedauern. Es war nicht so, als würde man körperlich von einer Maschine
abgetrennt werden, aber es kam dem nahe, und schon jetzt verspürte er den
Hunger, ins Gefecht zurückzukehren.