DGB 09 - Mechanicum
Tunnel gestoßen, den Schauplatz eines sinnlosen Gemetzels,
und dennoch wollte die Mannigfaltigkeit sie immer noch weiter schicken.
»Warum ist ihnen niemand zu
Hilfe gekommen?«, wunderte sich Maven. »Warum hat man sie alle einfach so
zurückgelassen?«
»Der Mars hat momentan
schwerwiegendere Probleme. Du hast die Feeds gehört. Es herrscht Bürgerkrieg.«
Maven hörte das widerstreitende
Verlangen aus der Stimme seines Freundes heraus, das er ganz genauso empfand.
Die eingehenden Feeds waren von
einer Million Meldungen verstopft worden — Kriegserklärungen, Hilferufe und
hasserfüllte Schreie. Die Schmieden des Mars, die durch unzählige Epochen der
Finsternis hindurch Seite an Seite gestanden und alle Widrigkeiten unbeschadet
überstanden hatten, fügten sich nun gegenseitig das zu, wozu die Alte Nacht
nicht in der Lage gewesen war.
Das Pflichtgefühl gegenüber
ihrem Orden verlangte von Maven, diese Suche abzubrechen und schnellstens nach
Westen zu reiten, um sich den anderen Knights anzuschließen und die Magma-Stadt
zu verteidigen.
Aber seine Ehre hielt ihm vor
Augen, dass man eine einmal begonnene Mission nicht abbrechen konnte, sondern
zum Ab-schluss bringen musste.
Maven nahm durch die
Mannigfaltigkeit wahr, wie heftig Equitos Bellum an ihm zog, und damit
war für ihn klar, welchem seiner widerstrebenden Verlangen er nachgeben musste.
»Es ist näher«, sagte er. »Ich
kann es fühlen.«
»Dann sollten wir ihm folgen«,
entschied Cronus und schlug den Weg in Richtung Syria Planum ein. »Je eher wir
es töten, umso schneller können wir zu unseren Brüdern zurückkehren.«
Der Cargo-5 bewegte sich durch
die tiefen Schluchten des Noctis Labyrinthus, und die Dunkelheit schien das
Fahrzeug immer weiter in sich hineinzuziehen, wie ein Jäger seine Beute
anlockte.
Die Finsternis war kalt, und
die schwache Heizung in der Kabine half kaum, die Kälte zu bekämpfen, doch nach
der Durchquerung der Syria Planum wollte sich so schnell niemand beschweren.
Je tiefer sie vordrangen, desto
kälter wurde es, und schließlich schlug sich Raureif auf den Scheiben nieder, ein
Phänomen, das keiner von ihnen je zuvor gesehen hatte. Rho-mu 31 sah sich
gezwungen, kostbare Batterieleistung auf die Heizung umzuleiten, damit die
Scheiben nicht völlig zufroren und er noch erkennen konnte, wohin sie unterwegs
waren.
Die Scheinwerfer des Cargo-5
flackerten und waren kaum in der Lage, die Düsternis zu durchdringen. Die Luft
in der Kabine wurde stickig und muffig, da der Aufbereiter seinen Dienst
versagte.
Stunde um Stunde verging, und
obwohl es hier nichts gab, was irgendwie an eine Straße erinnerte, war der
Grund des Canyons vergleichsweise eben, so dass ihr Fahrzeug die Kilometer
förmlich fraß. Sobald sie eine Gabelung erreichten, gab Dalia Rho-mu 31 mit
einer Kopfbewegung die einzuschlagende Richtung zu verstehen, als fürchte sie
sich davor, die Grabesstille zu stören, die das Noctis Labyrinthus erfüllte.
Niemand fragte sie, woher sie
den Weg wusste, den sie nehmen mussten.
Krachende Statik drang aus dem
ölverschmierten Kom, und Zouche beugte sich vor, um es auszuschalten.
Dann sah er verwundert über die
Schulter nach hinten.
»Seltsam. Das Kom ist gar nicht
an.«
»Mellicin sprach davon, dass
die Adepten seinerzeit diese Region wegen technischer Probleme wieder verlassen
hatten«, warf Caxton ein.
Eigentlich war es nur eine
beiläufige Bemerkung gewesen, aber sie trug dazu bei, dass sich das allgemeine Unbehagen
noch steigerte.
Weitere mechanische Störungen
machten ihnen zu schaffen, je länger sie unterwegs waren. Wie viel Zeit insgesamt
verstrich, ließ sich nach dem zweiten Tag in der Dunkelheit nicht mehr genau
sagen, da alle Chronometer exakt zum gleichen Zeitpunkt aus-fielen. Etliche Stunden
später flackerte die Kabinenbeleuchtung und schaltete sich in dem Moment ab,
als sie eine Schräge in einen noch tieferen Canyon hinabfuhren. Er war in tiefe
Schatten gehüllt, die nie von der Sonne berührt wurden.
Finsternis umschloss sie, und
Dalia fühlte sich, als hätte man ein dickes schwarzes Tuch über das Gefährt
gelegt, während ihnen eine Schar schwarzer Geister folgte und sie aus den
Schatten beobachtete. Allen kam es vor, als wären tausend Augen auf sie
gerichtet — die Nackenhaare stellten sich auf und schrien eine Warnung hinaus,
obwohl nichts Bedrohliches zu sehen war.
Einige Male begann der Motor zu
stottern und fiel aus, und jedes Mal musste er von Caxton mit viel gutem
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