DGB 10 - Engel Der Tiefe
aber
auch Stimmen, die sich auf Gotisch unterhielten. Der Redemptor konzentrierte
sich, doch es gelang ihm nicht, über den Lärm der Maschinen hinweg etwas von
dem zu verstehen, was da gesprochen wurde.
Aufmerksam betrachtete er den
Laufsteg, soweit er den überblicken konnte, und hielt Ausschau nach Bewegungen.
Da er in der unmittelbaren Umgebung niemanden entdecken konnte, öffnete er
zufrieden die Tür und kroch nach draußen auf den Laufsteg aus Plastahl.
Die Montagehalle wies eine
rechteckige Form auf, die Wände wurden von sechs riesigen Nischen gesäumt, die
bis zur Decke reichten. Zu beiden Seiten dieser Nischen fanden sich gigantische
Servoarme, die an in den Permaton eingelassenen Schienen in der Höhe beliebig
verstellt werden konnten. Ähnliche Schienen verliefen auch an der Decke entlang,
an ihnen hingen riesige Kräne.
In diesen Nischen wurden die
Titanen zusammengebaut, ange-fangen bei der Skelettstruktur der Füße bis hinauf
zum Kopf.
Der Steg, auf dem Nemiel
kauerte, befand sich an einem Ende des Gebäudes im dritten Stockwerk. Die
Ebenen über ihm waren in Dunkelheit getaucht, nicht mal eine Notbeleuchtung
hatte man angeschaltet. Von unten schien das rötliche Licht nach oben, als
würden sie sich in einer echten Schmiede befinden, in der ein Feuer loderte.
Immer wieder schlug ein Schwall heißer Luft gegen den Gesichtsschutz seiner
Rüstung, verursacht durch riesige leistungs-starke Industrieschweißbrenner. Das
melodische, kalte Rasseln von eisernen Kettengliedern schallte aus den tiefen
Schatten hoch über dem Grund zu ihnen.
Hunderte Ketten hingen von der
Decke herab drehten sich und schlugen aneinander, da die Luft in der Halle
unentwegt in Bewegung war. Jede der mehr als fünfzig Meter langen Ketten war
mit Dutzenden Haken bestückt, von denen je einer durch einen Leichnam getrieben
worden war. Nemiel erkannte tote Tanagrische Dragoner, Skitarii – darunter
sogar einige Prätorianer – sowie die eher schmächtigen Körper von Tech-Adepten
und halbme-chanischen Magi. Ihre Leiber waren von Kugeln durchbohrt, von
Bolter-Geschossen zerrissen, von Energiekrallen aufgeschlitzt oder mechanischen
Fäusten zermalmt worden. Ihre Körperflüssigkeiten tropften wie beständiger
Regen auf die gewaltigen Vehikel, die unter ihnen standen.
Es waren sechs an der Zahl, wie
Nemiel sehen konnte. Das Chassis eines jeden war so breit, dass sie nur
hintereinander aufgereiht in der Halle stehen konnten, die sie von einem Ende
bis zum anderen komplett in Beschlag nahmen. Die gepanzerten Karosserien wurden
von in Zwillingspaaren angeordneten Panzerketten getragen, die Frontpartie war
abgeflacht und stieg steil an, bis sie eine Höhe von mindestens zwei
Stockwerken erreichte. Schildgeneratoren säumten die Flanken, die zudem mit
automatischen Quad-Lasern und Mega-Boltern bestückt waren.
Nemiels Blick wurde allerdings
unweigerlich zu der gewaltigen Kanone gelenkt, die das Herzstück der Fahrzeuge
bildete. Eine komplexe Anordnung aus Hebebühnen und riesigen Bügeln deutete
darauf, dass die Kanone in der Höhe verstellt werden konnte und wie ein
herkömmliches Artilleriegeschütz abgefeuert wurde. Die Heckpartie der Gefährte
war wie der Leib eines überdimensionalen Insekts gegliedert und schien noch
stärker gepanzert zu sein als der Rest der Hülle.
»Was im Namen des Imperators
ist denn das?«, zischte Kohl.
Es war das erste Mal, dass
Nemiel den Sergeant verblüfft erlebte.
Techmarine Askelon hockte sich
vorsichtig neben ihnen hin und bekam große Augen, als er die Maschinen in der
Montagehalle stehen sah. »Belagerungswaffen«, sagte er mit einern Hauch von
Ehrfurcht. »Aber weitaus größer als alles, was ich je gesehen habe. Die sehen
aus wie Makrokanonen, die man in diese Fahrzeuge eingebaut hat.« Er deutete auf
das vorderste Gefährt.
»Sehen Sie diese
Zwillingsketten? Die gehören nicht zu einem normalen Antrieb. Das sind
spezielle Einheiten, von der Größe und der Leistungsfähigkeit vergleichbar mit
denen, die beim super-schweren Panzer Baneblade verwendet werden. Die haben
drei auf jeder Seite, und dabei stellen sie nur die Basis für jedes Fahrzeug
dar.«
Tech-Adepten krabbelten wie Ameisen
über die Kriegsmaschinen und arbeiteten im Blutregen hektisch an der
gepanzerten Hülle. In regelmäßigen Abständen waren mit Blut Symbole auf die
Flanken der Maschinen gezeichnet worden, doch sie waren zu weit entfernt, als
dass Nemiel sie hätte erkennen können. Der Redemptor bemerkte an dem
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