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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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Caliban insgesamt zwanzig Arkologien der Phase eins errichtet werden, aber
die Bevölkerung dieses Planeten ist zahlenmäßig noch gar nicht groß genug, um
den verfügbaren Raum zu belegen.«
    Der Scriptor runzelte die
Stirn. »Das bedeutet aber doch sehr viel vergebliche Arbeit. Ich dachte, man
errichtet neue Gebäude dann, wenn sie benötigt werden, anstatt alles
gleichzeitig zu bauen.«
    »Wer weiß das schon?«,
entgegnete Morten und spreizte die Hände. »Das Administratum hat seine Gründe
dafür. Ich sehe keinen Anlass, daran zu zweifeln.«
    »Und wie verteilt sich die
Bevölkerung innerhalb der Arkologie?«, wollte er wissen.
    »Die Eingeborenen quartieren
wir auf den unteren Ebenen ein«, antwortete der General. »Die Garnison, die
Infrastruktur des Administratums und die Bewohner von anderen Welten sind in den
oberen Ebenen untergebracht, wo sie sicherer aufgehoben sind.«
    Zahariel sah den General ausdruckslos
an.
    »Die Eingeborenen?«
    »Ich bitte um Entschuldigung,
mein Herr«, sagte Morten er-schrocken und setzte sich gerader hin. Vor
Verlegenheit verfärbte sich sein bulliger Hals rot. »Nur eine Redewendung. Das
war nicht abwertend gemeint.«
    »Nein, natürlich nicht«, gab
der Scriptor kühl zurück.
    »Und wie steht es mit der
Grundversorgung der Einwohner?«
    Morten schnappte kurz nach
Luft. »Nun, ich kann nicht leugnen, dass es schwierig ist. Die unteren Ebenen
waren von den Unruhen am stärksten betroffen, deshalb ist da die Infrastruktur
besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Wir schicken jeden Tag
Arbeitsteams mit bewaffneten Eskorten hin, damit sie Reparaturen erledigen
können, und wir haben an strategisch wichtigen Posi-tionen medizinische
Stationen eingerichtet, damit die Verletzten behandelt werden können.«
    »Und wie groß ist die Anzahl
der Einwohner, die derzeit ohne Strom und Wasser sind?«, erkundigte sich
Zahariel.
    »Das sind etwa zwanzig Prozent.
Wenn es uns gelingt, weitere größere Aufstände zu verhindern, dann werden wir
diesen Prozentsatz in den nächsten Wochen deutlich verringern können.«
    Zahariel nickte und ließ sich
keine Gefühlsregung anmerken.
    Zwanzig Prozent ohne Strom und
Wasser bedeuteten, dass gut eine Million Einwohner im Dunkeln saßen, in der
Kälte froren und sich von Essensrationen des Militärs ernährten — und das wohl
noch für einen Monat oder länger. »Gibt es keine Möglichkeit, die betroffenen
Einwohner auf eine andere Ebene umzusiedeln?«
    Erstaunt zog Morten die
Augenbrauen hoch. »Mein Herr, Ihnen ist doch bekannt, dass eine unbekannte
Anzahl an Eingeborenen ... Verzeihung, an Bürgern wahrscheinlich zu den
Rebellen gehört. Aus militärischer Sicht ist es viel sinnvoller, diese Rebellen
zu isolieren und die Infrastruktur wiederherzustellen, anstatt sie auf einen
anderen Teil der Arkologie loszulassen, wo sie nur neue Zerstörungen anrichten
können.«
    Den Blick wieder zum Fenster
gerichtet, atmete Zahariel tief durch und verkniff sich, die Entrüstung in
Worte zu fassen, die diese Bemerkungen bei ihm auslösten. »Ist das die übliche
Vorgehensweise bei zivilen Unruhen?«, fragte er stattdessen.
    »Natürlich«, antwortete Morten.
»Man muss ihnen klarmachen, dass ihr Leben nur noch schlechter und schwieriger
wird, wenn sie das Eigentum des Imperiums zerstören. Früher oder später kommt
die Lektion bei ihnen an.«
    Und viele neue Rebellen zieht
man sich gleichzeitig damit heran?, überlegte Zahariel.
    Das Shuttle war auf ungefähr
zweitausend Meter abgesunken und flog nun eine engere Kurve, um zur Landung
anzusetzen. Zahariel sah Rauchwolken an den Flanken der Arkologie aus den
unteren Ebenen aufsteigen, die den Schluss nahelegten, dass die Bevöl-kerung noch
weit davon entfernt war, aus General Mortens brutalen Lektionen etwas zu
lernen. Es traf ihn wie ein Schock, als er merkte, dass sich in ihm perverser
Stolz auf sein Volk regte.
    Inzwischen war das Shuttle auf
fast fünfzehnhundert Meter runtergegangen, als der Pilot plötzlich die Nase
hochzog und die Bremsdüsen zündete, um eine Vertikallandung vorzunehmen. Der
Transporter setzte kaum spürbar auf der breiten Landebahn auf, einer von einem
ganzen Dutzend Bahnen, die von der Nordseite der Arkologie ausgingen. Zufrieden
löste Morten seinen Gurt und stand etwas wacklig auf.
    »Meine Inspektion wird
schätzungsweise drei Stunden dauern«, sagte er zu Zahariel »Muss ich mehr Zeit herausholen?«
    »Nein, das ist nicht nötig«,
erwiderte Zahariel der immer noch saß.

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