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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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schaffen
machten, drehten sich um das, was wir gelesen hatten. Manchmal unterhielten wir
uns darüber und redeten bis spät in die Nacht, während wir zu verstehen
versuchten, was das alles zu bedeuten hatte. Ich glaubte, die nächste Phase
unseres Kreuzzugs würde darin bestehen, dass Jonson unserem Orden den Auftrag
erteilte, Caliban ein für alle Mal von dem Makel zu befreien.«
    Daviel schwieg kurz, sein
Gesicht nahm einen finsteren Ausdruck an. »Doch dann kam der Imperator, und
alles veränderte sich. Wir tauschten unseren Kreuzzug gegen einen anderen ein,
und ich verstand nicht, warum. Wenn das zutraf, was in diesen Büchern stand,
dann schwebte Caliban in großer Gefahr. Das war vor allem anderen der Grund,
weshalb ich den Orden verließ.«
    »Aber warum?«
    Der alte Ritter benötigte einen
Moment, um seine Gedanken in Worte zu fassen, damit er auf Zahariels Frage
antworten konnte.
    Unterbewusst rieb er über seine
narbige Schläfe.
    »Ich musste die Wahrheit
herausfinden. Die Bücher waren verschwunden, aber ich hatte noch die Erinnerung
an sie, die sich festgesetzt hatte wie ... wie ein Dorn in meinem Geist. Ich
versuchte mir einzureden, dass es nur Volksmythen waren, wie zum Beispiel diese
Geschichten von den Wächtern im Wald. Aber mein schlechtes Gewissen nagte an
mir. Denn wenn der Makel tatsächlich existierte, dann würden die großen Bestien
einfach zurückkehren, und alles, was wir über uns hatten ergehen lassen, wäre
völlig vergebens gewesen.« Er seufzte leise. »Also verließ ich den Orden, um
mich auf eine letzte Mission zu begeben — auf die Suche nach den überlebenden
Angehörigen der Ritter des Lupus-Ordens.«
    Zahariel stutzte bei dieser
Bemerkung. »Aber es gab doch gar keine Überlebenden. Lord Sartana hatte den
gesamten Orden in der Norderwildnis zurückgerufen. Beim letzten Sturm auf die
Festung wurden sie alle getötet.«
    »Das wurde uns jedenfalls
weisgemacht«, erwiderte Daviel. »Lord Sartana hat sie zwar zu sich gerufen,
doch die Ritter des Lupus-Ordens waren dafür bekannt, ihre Ritter in die
entlegensten Winkel der Welt zu schicken, um seltsame, geheime Missionen zu erledigen.
Nicht alle konnten rechtzeitig vor der Belagerung zurückgekehrt sein, was
zumindest meine Meinung war.«
    Der Scriptor legte die Stirn in
Falten und dachte zurück an die Tage nach der Belagerung. Hatte Jonson nicht
davon gesprochen, auf überlebende gesetzlose Mitglieder der Ritter des
Lupus-Ordens Jagd zu machen? Er konnte sich nicht genau erinnern, ein ungutes
Gefühl regte sich in seiner Magengegend.
    »Einige Jahre verbrachte ich
damit, nahe den Ruinen ihrer Festung darauf zu warten, dass die überlebenden
Wölfe heim-kehrten«, fuhr er fort. »Ich dachte mir, sie würden irgendwann
zurückkehren, um zu sehen, was sie noch von ihrem Orden retten konnten. Als
keiner kam, suchte ich die Grenzen ab nach Hinweisen darauf, dass sie dort
irgendwo unterwegs gewesen waren.«
    »Hatten Sie Erfolg?«
    Daviel nickte finster. »Ich
fand heraus, dass fünf Ritter des Lupus-Ordens zum Zeitpunkt der Belagerung
nicht in der Festung gewesen waren. In der tiefsten Wildnis stieß ich auf die
Skelette von dreien, die nach der Zerstörung monatelang dort gelebt hatten. Den
vierten spürte ich in einem halb eingestürzte Turm nahe Stone Point auf, von
der Norderwildnis aus gesehen am anderen Ende der Welt. Er setzte sich zur Wehr
wie ein in die Enge getriebenes Tier, und als er einsehen musste, dass er mich
nicht besiegen würde, sprang er lieber von diesem Turm in die tosende See,
statt mir auch nur eines seiner Geheimnisse zu verraten.«
    »Und der fünfte?«
    Nach einem fragenden Blick zu
Ramiel gab der alte Meister Daviel mit einer Geste zu verstehen, dass er
fortfahren sollte.
    »Der Letzte war am
schwierigsten zu finden. Er blieb nie zu lange an einem Ort und zog wie ein
Geist von einem Dorf zum nächsten. Niemand konnte sich allzu genau daran
erinnern, wie er aussah. Außerdem benutzte er über die Jahre hinweg eine
Vielzahl verschiedener Namen. Lange Zeit war ich mir nicht einmal sicher, ob es
ihn überhaupt gab, bis ich in einer Handelsstadt bei Hills End auf sein Pferd
und sein Sattelzeug stieß, das noch immer die Zeichen des Ordens trug.«
    »Was war aus ihm geworden?«
    Daviel kniff sein gesundes Auge
ein wenig zusammen.
    »Der neue Eigentümer des Pferds
erzählte mir, dass der Mann mit dem Geld neue Kleidung gekauft hatte und sich
als Ritterbruder des Ordens ausgab, der im Dorf nach neuen Kandidaten

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