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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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Ausschau
hielt.«
    Das überraschte Zahariel, und
er sah Meister Ramiel an.
    »Aber es hätte doch jemandem
auffallen müssen ...«
    Ramiel zog eine Braue hoch.
»Wieso das? Wenn er ein junger Ritter war, der sich noch keinen Ruf geschaffen
hatte und der kein Ehrgefühl besaß, dann konnte er sich für den Sohn eines
Holzfällers ausgeben, und niemand hätte ihm etwas angemerkt.«
    Sein Blick ruhte auf seinem
einstigen Schüler.
    »Mit seinem Geschick und seiner
Erfahrung konnte er innerhalb des Ordens sogar sehr schnell aufsteigen.«
    Zahariel stutzte. »Worauf
wollen Sie hinaus?«, fragte er. Ramiels Miene nahm einen verbitterten Ausdruck
an ... und dann auf einmal verstand der Scriptor.
    Der alte Meister sah Zahariels
Gesichtsdruck und nickte bestätigend. »Jetzt verstehst du.«
    »Nein«, widersprach er. »Das
ist unmöglich! Jonson hätte nie zugelassen ...«
    »Aber genau das hat er«,
fauchte Ramiel, während lange unterdrückter Zorn in ihm aufstieg. »Hast du dich
nie gefragt, warum er einen unbekannten jungen Ritter zum neuen Lord Cypher
ernannte und ihm all unsere Traditionen und Geheimnisse anvertraute?«
    Zahariel schüttelte den Kopf.
»Aber warum ... welchen Grund sollte er für eine solche Vorgehensweise gehabt
haben?«
    »Denk nach, Sohn«, sagte Ramiel
und hörte sich wieder an wie der ungeduldige Lehrer, der einem
begriffsstutzigen Schüler etwas beizubringen versuchte. »Vergiss für einen
Moment deinen verdammten Idealismus und denk wie ein Taktiker. Was hätte Jonson
von einer solchen Entscheidung?«
    Der Scriptor überwand den
Schreck und seine Verständnis-losigkeit, um sich nur den nackten Fakten zu
widmen. »Er hat jemanden ausgewählt, der keine Verbindung zu den älteren
Rittern und den Meistern des Ordens hat und der nur ihm gegenüber loyal ist«,
überlegte er laut. »Jemanden, von dem er weiß, dass er immer Jonsons Interessen
den Vorrang geben wird.«
    »Und der seine Geheimnisse
wahren wird, ganz gleich, welche Konsequenzen das für andere hat«, fuhr Ramiel
fort.
    Der Astartes ließ sich die
Bedeutung des Ganzen durch den Kopf gehen und fühlte, wie das blanke Entsetzen
von ihm Besitz ergriff.
    »Das kann ich nicht glauben«,
sagte er mit hohler Stimme.
    »Kannst du nicht ... oder
willst du nicht?«, fragte der alte Meister.
    »Meinst du, es ist mir
leichtgefallen, das zu akzeptieren? Ich habe mitgeholfen, Lion El'Jonson
großzuziehen, als Luther ihn aus der Wildnis mitbrachte. Er war für mich wie
ein Sohn.«
    »Aber warum?«, wandte Zahariel
erneut ein.
    »Warum diese Geheimnisse und
Lügen? Wir hatten ihm unsere Treue geschworen, Ramiel. Er hatte bereits unseren
Eid, und wir wären ihm überallhin gefolgt, sogar in die Alte Nacht, wenn er uns
darum gebeten hätte.«
    Zunächst antwortete Ramiel ihm
nicht. Zahariel sah, wie der Zorn des Mannes erlosch und einer gequälten Miene
wich, der eine leere, hoffnungslose Traurigkeit folgte.
    »Es ist nicht so, dass
irgendeiner von uns das Vertrauen in Jonson verloren hatte«, sprach er leise.
Tränen schimmerten in seinen Augenwinkeln. »Vielmehr hat Jonson irgendwann das
Vertrauen in uns verloren. Wohin er und der Imperator auch streben, wir sollen
ihm dabei nicht mehr folgen. Wir können nur das zurückfordern, was einst uns
gehört hat.«
    Der Gedanke bohrte sich wie
eine Messerklinge in sein Herz. Er versuchte, Ramiel zu widersprechen und einen
Fehler in dessen trostloser Logik zu finden.
    Die letzten Minuten des Flugs
verbrachten sie schweigend.
     
    Als sie Aldurukh erreichten,
zog Zahariel zunächst seine Rüstung an und griff nach Boltpistole und Stab,
erst dann führte er Ramiel und Daviel zu den Gemächern des Großmeisters, wo sie
wie erwartet auf Lord Cypher trafen.
    Der sah abrupt von den
Berichten auf, die sich auf dem Schreibtisch stapelten, und machte große Augen,
als er die Rebellenführer bemerkte. Es war das allererste Mal, dass Zahariel
dem Astartes ansehen konnte, wie völlig überrascht er von dieser Entwicklung
war.
    »Was hat das zu bedeuten?«,
wollte ein barsch klingender Cypher wissen.
    »Bringen Sie uns zu Luther«,
forderte Zahariel ihn auf.
    »Auf der Stelle.«
    »Das geht nicht«, gab der
zurück und erlangte seinen undurchschaubaren Ausdruck zum Teil wieder. »Ich
habe Ihnen schon mehrere Male erklärt, Bruder, dass Luther meditiert und nicht
gestört ...«
    »Er wird gestört werden wollen,
wenn er hört, was wir ihm zu sagen haben«, fiel Zahariel ihm ins Wort. »Das
Überleben von Caliban steht auf dem

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