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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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über Kom seine Gründe darzulegen.
    Daviel wandte sich vom Fenster
zu seiner Linken ab und sah Zahariel fragend an. »Glauben Sie, er wird es
machen?«
    Der Scriptor seufzte.
    »Nicht alle Terraner sind
korrupte Teufel, Sar Daviel. Morten ist ein guter Soldat. Er wird seine Befehle
ausführen.«
    Daviel verzog sein vernarbtes
Gesicht, entgegnete aber nichts weiter.
    Zahariel betrachtete den Ritter
einen Moment lang, dann fragte er: »Wie lange wissen Sie es schon?«
    »Wie lange weiß ich was?«, gab
der zurück und kniff arg-wöhnisch sein unversehrtes Auge zusammen.
    »Caliban ... der Makel.«
    Sein Gesicht nahm einen
gequälten Ausdruck an. »Ach, das meinen Sie.« Mit seiner narbigen Hand rieb er
sich übers Kinn.
    »Schon seit langem. Viel zu
lange vermutlich.« Er schüttelte den Kopf. »Zuerst dachte ich, ich hätte den
Verstand verloren. Immerhin hatten Sie die gleichen Dinge gesehen wie ich, aber
Sie schienen sich dabei nichts zu denken.«
    Zahariel stutzte.
    »Dinge? Was für Dinge?«, wollte
er wissen, während er spürte, wie sein Nacken zu kribbeln begann. »Wovon reden
Sie?«
    »Natürlich von der Bibliothek«,
antwortete Daviel verwundert.
    »In der Festung der Ritter des
Lupus-Ordens. Daran werden Sie sich doch sicher noch erinnern.« Sein Blick
wurde glasig, als würde er sich die Details eines Alptraums ins Gedächtnis
zurückrufen.
    »All diese Bücher, diese
schrecklichen, schrecklichen Bücher ...«
    Dem Scriptor lief ein eisiger
Schauer über den Rücken.
    »Wie können Sie die Bibliothek
gesehen haben, Daviel?«, fragte er.
    »Ich sah Sie verwundet auf dem
Hof liegen.«
    »Das stimmt«, bestätigte er
leise. »Danach kämpfte ich tagelang mit hohem Fieber. Die Chirurgen hatten
Angst, mich in meinem Zustand zu transportieren. Daher blieb ich zusammen mit
einigen anderen Verwundeten in der Festung zurück, während sich meine Armee auf
den Rückweg nach Aldurukh machte.«
    Der alte Ritter versank einen
Moment lang in Schweigen, während die Erinnerungen auf ihn einstürmten. Dabei
betrachtete er seine Hände, die wie zu Klauen verbogen in seinem Schoß lagen.
    »Später, als wir aufstehen und
uns für ein paar Stunden am Tag humpelnd umherbewegen konnten, da versuchten
sie uns mit Arbeit zu beschäftigen, damit wir bei Laune blieben. Also schickten
sie einige von uns in die Bibliothek, wo wir die Bücher in Kisten verpacken
sollten, damit sie abtransportiert werden konnten.« Er seufzte leise. »Sie
ließen uns in Schichten arbeiten, daher waren wir immer nur ein paar Stunden
lang dort tätig. Wir hatten die strikte Anweisung, keines der Bücher
aufzuschlagen.« Ein betrübtes Lächeln huschte über seine Lippen. »Die
Chirurgen, sie wollten nicht, dass wir unserem geschwächten Zustand unseren
Geist unnötig beanspruchen.«
    »Aber Sie haben sich nicht
daran gehalten.«
    »Ganz genau«, bestätigte
Daviel. »Ich und ein weiterer Ritter, wir erlagen unserer Neugier und begannen,
in einigen Büchern zu blättern, bevor wir sie in die Kisten packten. Zum Ende
hin verbrachten wir die meiste Zeit damit, die Bücher zu lesen, und arbeiteten
kaum noch.«
    »Um was ging es in diesen
Büchern?«, hakte Zahariel nach.
    »Geschichte. Literatur. Kunst.
Philosophie. Es gab Bücher über Wissenschaften, über Medizin und ... über
verbotene Dinge. Alte, okkulte Bände, viele von ihnen handgeschrieben.« Er
schüttelte den Kopf. »Das meiste davon verstand ich gar nicht, aber mir wurde
klar, dass sich die Ritter des Lupus-Ordens seit Jahrhunderten mit den großen
Bestien und mit der Norderwildnis insgesamt beschäftigt hatten. Sie wussten von
dem Makel, auch wenn sie ihn nicht völlig verstanden. Sie schienen zu glauben,
dass es sich um eine Macht handelt, die man rufen und beherrschen kann. Ich sah
Bücher, in denen Rituale zu eben diesem Zweck beschrieben wurden.«
    Er verstummte, sein Gesicht
wurde bei diesen Erinnerungen bleich. Zahariel sah mit an, wie er eine Hand an
seine verstümmelte Gesichtshälfte legte, als ob die alte Wunde ihm Schmerzen
bereitete. Plötzlich schien ihm zu schaudern, und er schüttelte den Kopf. Wie
aus einem eindringlichen Traum erwacht, blinzelte er, ehe er sich wieder dem
Astartes zuwandte. »Nachdem wir die Bücher verpackt hatten und die Heimreise
antraten, versuchten wir zu vergessen, was wir gesehen und gelesen hatten.«
Wieder lächelte er flüchtig. »Schon seltsam. Da haben wir an diesem Ort so viel
Schreckliches gesehen, aber die Erinnerungen, die uns am meisten zu

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