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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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ihn
nicht gestützt. Er zwang sich, den Schwindel zu verdrängen, und atmete tief
durch. »Ich komme mir vor, als wäre ich vom Canis Vertex getreten
worden«, meinte er kopfschüttelnd.
    »Das glaube ich dir«,
entgegnete Magnus.
    »Aber du musst dich schnell
wieder erholen, mein Sohn.«
    »Wieso? Was ist denn los?«
    »Unsere Ankläger haben ihre
Aussagen gemacht«, erklärte der Primarch und fügte genießerisch hinzu: »Und nun
bin ich an der Reihe.«
     
    Als Magnus auf den Sockel
zuging, legte sich erwartungsvolle Stille über das Amphitheater. Er
durchschritt die Arena mit hoch erhobenem Kopf, der Federmantel wallte hinter
ihm hoch. Sein Blick war auf das Podium gerichtet, auf dem der Imperator saß.
Er bewegte sich nicht wie ein Angeklagter, sein Gang war vielmehr der eines
rechtschaffenen Mannes, der sich gegen ungerechtfertigte Anschuldigungen zur
Wehr setzen wollte.
    Noch nie war Ahriman so stolz
gewesen wie in diesem Moment, ein Astartes der Thousand Sons zu sein.
    Magnus verbeugte sich vor dem
Imperator und vor Malcador, dann deutete er kameradschaftliche Verbeugungen gegen
Fulgrim und Sanguinius an. Mit einer Geste, die seine Würde im Angesicht seiner
Widersacher demonstrierte, nickte er danach sogar Mortarion und Ohthere Wyrdmake
knapp zu. Von Kopf bis Fuß war Magnus der ehrbare Universalgelehrte, der sich
selbst dann zurückzuhalten wusste, wenn sich seine Feinde gegen ihn zusammenschlossen.
Er stieg auf den Sockel und ließ seinen Blick über die versammelten Männer und
Frauen schweifen.
    »Die Ängstlichen und die
Ungläubigen, die Abscheulichen und die Mörder, die Hurenböcke und die Hexer, die
Götzenanbeter und alle Lügner werden ihren Anteil an dem See haben, der von
Feuer und Schwefel brennt«, sagte er, als würde er einen Text ablesen.
    »Diese Worte stammen aus einem
Buch, das vor Tausenden von Jahren in den vergessenen Zeitaltern verfasst
wurde, und ironischerweise finden sie sich in einem Abschnitt, der den Titel
Die Offenbarung trägt. So dachten die Menschen in jenen primitiven Zeiten. Der
Text zeigt, aus welcher Barbarei wir uns erhoben haben, und er zeigt auch, wie leicht
es unserer Spezies fällt, dass sich einer gegen den anderen wendet. Diese Worte
brachten über die Jahrtausende hinweg unzähligen Menschen den Tod. Und wofür?
Nur damit ignorante Menschen an ihren Ängsten festhalten konnten, weil sie
nicht genug Verstand besaßen, um sich der Macht neuer Gedanken und Ideen zu
öffnen.«
    Magnus verließ den Sockel und
zog wie ein Iterator in der Arena des Amphitheaters seine Kreise, während er weiterredete.
Ganz im Gegensatz zu Mortarion, der mit jedem Wort Gift verspritzt hatte,
sprach er in einem Tonfall, als seien alle Anwesenden — vom untersten Adepten bis
hinauf zum Imperator — alte Freunde, die nur zusammengekommen waren, um
angeregt zu diskutieren.
    »Würde einer von uns inmitten
der Menschen jener Zeit auftauchen, dann würden sie ihn wegen der Technologie
töten, die er bei sich führt, weil sie das alles für Hexerei halten würden. Es
ist doch zum Beispiel so, dass die Menschen vor den Schriften von Aristarchus
von Samos glaubten, die Alte Erde sei eine Scheibe, an deren Rändern die Ozeane
in die Tiefe stürzen. Können Sie sich vorstellen, an etwas so Lächerliches zu
glauben? Dass Planeten keine Scheiben, sondern Sphären sind, ist für uns heute
völlig selbstverständlich. Später behaupteten kirchliche Gelehrte, Terra sei der
Mittelpunkt des Kosmos, und die Sonne und alle Planeten würden sich um sie
drehen. Der Mann, der diesem Unsinn widersprach, wurde als Ketzer angeklagt und
dazu gezwungen, seinen Glauben zu widerrufen. Heute wissen wir, welchen Platz
Terra in der Galaxis einnimmt.«
    Magnus blieb vor Mortarion
stehen und begegnete der finsteren Miene des Death Lord mit einem amüsierten Blick.
    »Aus dem tiefsten Verlangen
entsteht oft der tödlichste Hass«, fuhr er fort. »Und Lügen sind nicht nur in
sich selbst etwas Böses, sie infizieren auch die Herzen aller, die sie hören.
Stellen Sie sich einmal vor, was wir in tausend Jahren alles wissen werden, und
dann — dann halten Sie sich sehr genau vor Augen, was wir hier und jetzt eigentlich
machen.«
    Er wandte sich von Mortarion ab
und ging zur Mitte des Amphitheaters, hob die Arme und drehte sich während des
Redens langsam um die eigene Achse.
    »Stellen Sie sich das Imperium
der Zukunft vor, ein goldenes Utopia der Aufklärung und des Fortschritts, in dem
die Wissenschaftler und Philosophen

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