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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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tun?« Er hob seine Stimme nicht an, doch sein Tonfall genügte, um keinen
Widerspruch aufkommen zu lassen. »Glauben Sie, der Erzverräter wird vor einer
Taktik zurückschrecken, nur weil sie das Empfinden derjenigen am Hof beleidigen
könnte? Weil es so etwas einfach noch nie gegeben hat?«
    »Er hat nicht nur seine Brüder
bombardiert, sondern seine eigenen Leute ausgelöscht«, erwiderte Sire
Vindicare. »Ich bezweifle, dass es irgendetwas gibt, vor dem er zurückschrecken
würde.« Der Meister nickte. »Und wenn wir einen solchen Gegner töten müssen,
können wir nicht länger an moralischen Abstrakten festhalten, an denen wir uns
in der Vergangenheit orientiert haben. Wir müssen wagen, uns darüber
hinwegzusetzen.« Er hielt einen Moment lang inne. »Es wird so erledigt werden.«
    »Mein Lord ...«, setzte Vanus
an und hob eine Hand.
    »Es ist so befohlen worden«,
fuhr [im der Mann mit der Silbermaske über den Mund. »Diese Diskussion ist
damit beendet.«
     
    Nachdem die anderen den
Schleier durch die verschiedenen Ausgänge verlassen hatten und nachdem die
Cyber-Adler, die am höchsten Punkt der Decke ihr Nest hatten, durch den Raum
gekreist waren, um sicherzustellen, dass keine neuen Abhörvorrichtungen installiert
worden waren, gestattete sich der Meister der Assassinen einen von Herzen
kommenden Seufzer.
    Dann hob er die Hände und nahm
behutsam die silberne Maske ab, wobei die Dermalpolster ihren Kontakt von
seiner Gesichtshaut lösten. Er schüttelte den Kopf. Lange graue Haare verloren
den Halt und legten sich einem Wasserfall gleich über die Schultern, die von
dem unscheinbaren Gewand bedeckt waren. »Ich glaube, ich brauche jetzt etwas zu
trinken«, murmelte er mit einer Stimme, die rein gar nichts von der hatte, die
über die Lippen der Maske gekommen war. Aber das war auch nicht anders zu
erwarten gewesen. Der Meister der Assassinen war ein Geist unter Geistern, der
allein den Führern der Tempel als einer der Hohen Lords von Terra bekannt war.
Um wen aus dem Rat des Imperators es sich dabei allerdings handelte, darüber
konnten sie nur spekulieren.
    Insgesamt gab es nur fünf
lebende Personen, die die wahre Identität des Leiters des Officio kannten, und
zwei davon hielten sich gegenwärtig in diesem Raum auf.
    Ein Maschinensklave begab sich
zu ihm und bot ihm ein mit Goldgravuren verziertes Glas mit schwarzem Tee an,
der mit Brandy versetzt war. »Werden Sie sich mir anschließen, mein Freund?«,
fragte er.
    »Wenn der Sigillite nichts
dagegen einzuwenden hat, werde ich mich enthalten«, antwortete der
Kapuzenträger.
    »Wie Sie wünschen.« Einen
Moment lang betrachtete der Mann, der die rechte Hand des Imperators war, der
Mann, der den Rang des Regenten von Terra innehatte, sein von Sorge
gezeichnetes Gesicht in der gewölbten Oberfläche des Glases. Malcador war
wieder er selbst, die Tarnung als Meister der Assassinen hatte er abgestreift,
und so würde es bleiben, bis diese Identität das nächste Mal benötigt wurde.
    Er trank von seinem Tee und
genoss das Aroma, dann seufzte er abermals. Die Wirkung der Konterpsionik in
diesem Raum war nicht so stark, dass sie ihm irgendwelche ernsthaften Schäden
hätte zufügen können. Vielmehr hatte ihre Gegenwart etwas vom Summen eines
unsichtbaren Insekts, das ihn am Rand seiner Hexensicht irritierte. Es war
einer dieser gelegentlichen Momente, in denen sich Malcador fragte, welcher von
den Tempelführern wohl eine Vorstellung davon hatte, wer er in Wahrheit war.
Der Sigillite wusste, wenn er es tatsächlich wollte, konnte er das wahre
Gesicht jedes Director Primus enthüllen. Doch diese Möglichkeit hatte er noch
nie in die Tat umgesetzt, weil es dafür keine Notwendigkeit gegeben hatte. Der
zerbrechliche Gnadenzustand, in dem die Führer des Officio Assassinorum ihr
Dasein fristeten, diente dem Zweck, dass sie alle ehrlich blieben. Kein Sire
und keine Stress vermochte zu sagen, ob sich hinter den Masken der anderen
vielleicht ein Kollege, ein Untergebener oder vielleicht der oder die Geliebte
verbarg. Die Gruppe war in Dunkelheit und Verschwiegenheit entstanden, und
jetzt konnte sie dort nur so lange leben, wie sie sich an die Regeln ihrer
Existenz hielt.
    Jene Regeln, die Malcador
soeben gebrochen hatte.
    Sein Begleiter löste sich
schließlich aus den Schatten und trat in den Lichtschein, während er mit langsamen,
gleichmäßigen Schritten um den Tisch herumging.
    Der Mann war von großer Statur
und überragte deutlich den Sigilliten, der in

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