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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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setzte sich in den
Sessel nahe der Heizung. Er musste lächeln, als er sah, dass seine Frau ihm ein
Glas vom guten Nebelwasser eingeschenkt und an seinen Platz gestellt hatte.
Während er einen Schluck trank, hörte er, wie sie im Hinterzimmer den Autowäscher
einschaltete.
    Yosef verlor sich im honigsüßen
Wirbel seines Getränks und ließ die Gedanken schweifen. In den Schwaden sah er
seltsame Ozeane, gewaltig und fremdartig.
    Auf unerklärliche Weise hatte
ihr Anblick eine beruhigende Wirkung auf ihn und seine Überlegungen.
    Als sich Renia räusperte, sah
er so erschrocken auf, dass er leicht zusammenzuckte und ein paar Tropfen aus
dem Glas verschüttete.
    Seine Frau war ins Zimmer
zurückgekehrt, aber er war so in seine Träumerei versunken gewesen, dass er
davon nichts bemerkt hatte.
    »Geht es dir gut?«, erkundigte
sie sich besorgt.
    »Ja.« Renia war von seiner
Antwort nicht überzeugt. Wenn man fünfzehn Jahre lang einen Menschen liebte,
dann bekam man ein Gefühl für solche Dinge. Und aus diesem Grund forschte sie
auch nicht weiter nach. Seine Frau war mit seiner Arbeit vertraut, und sie
wusste, er versuchte sein Bestes, diese Arbeit im Büro zurückzulassen, wenn er
abends nach Hause kam. Stattdessen fragte sie nur kurz nach: »Gibt es etwas,
worüber du reden möchtest?« Er trank wieder einen Schluck Wein und antwortete,
ohne sie anzusehen: »Noch nicht.« Also wechselte sie das Thema, was jedoch für Yosefs
Geschmack nicht weit genug von dem entfernt war, was ihm zu schaffen machte.
»Heute gab es an Ivaks Schule einen Zwischenfall. Ein Junge wurde aus dem
Unterricht geholt.«
    »Wieso?«
    »Ivak sagt, es hat mit einem
Spiel zu tun, das die älteren Schüler spielen. Der Imperator und der
Kriegsmeister nennen sie es.« Yosef stellte das Glas zur Seite. Eine
Vorahnung sagte ihm, dass er bereits wusste, was sie erzählen würde. »Dieser
Junge redete unablässig über den Kriegsmeister, was Ivaks Lehrern nicht
entgangen ist.
    Also haben sie ihn gemeldet.«
    »Den Arbites?« Sie nickte.
»Jetzt reden die Leute natürlich darüber.
    Oder sie schweigen es tot.« Er
kniff die Lippen zusammen, dann entgegnete er: »Alle sind verunsichert. Alle
haben Angst vor dem, was hinter dem Horizont lauert ... Aber so etwas ... das
ist doch Dummheit.«
    »Ich habe Gerüchte gehört«,
sagte sie zögerlich. »Geschichten von Leuten, die Leute auf anderen Welten in
anderen Systemen kennen.« Diese Dinge waren ihm auf dem Revier ebenfalls zu
Ohren gekommen, Geflüster und Getuschel von Leuten, die ihre Stimme nicht
mäßigen konnten. Gerüchte und Gegengerüchte.
    Berichte von schrecklichen
Begebenheiten, von grausamen Taten — die manchmal dieselben Taten betrafen —,
die jenen zugeschrieben wurden, die in den Diensten des Kriegsmeisters und des
Imperators der Menschheit standen.
    »Leute, die sonst offen gesagt
haben, was sie denken, schweigen mich auf einmal an, wenn ich mit ihnen rede«,
ergänzte sie.
    »Weil ich dein Mann bin?« Auf
ihr Nicken hin runzelte er die Stirn. »Ich bin kein Arbites!«
    »Ich glaube, die Männer des
Lordmarschall machen es nur noch schlimmer«, versetzte sie. »Früher gab es nichts,
was nicht ausgesprochen werden durfte. Es gab keine Diskussion, die nicht
unvoreingenommen ausgestrahlt werden durfte. Aber jetzt ... nach dem Aufstand
...« Ihre Worte verloren an Schwung, und sie verstummte.
    Renia musste etwas von ihm
hören, irgendeine Beteuerung, die ihre Sorgen lindern konnte. Doch als Yosef
darüber nachdachte, musste er feststellen, dass es nichts gab, was er hätte
sagen können.
    Er setzte zum Reden an, ohne zu
wissen, welche Worte über seine Lippen kommen sollten dann hörte er, wie Glas
zerschmettert wurde.
    Sofort sprang er auf, ging zum
Fenster und schaute zwischen den Lamellen der Jalousie hindurch nach draußen.
Von dort drangen laute Stimmen an sein Ohr. Da unten, wo sich die Straße an der
Treppe zu seinem Haus vorbeischlängelte, standen vier Jugendliche im Kreis um
einen fünften herum und hielten Flaschen hoch, als hätten sie Knüppel in der
Hand. Der jugendliche in der Mitte der Gruppe taumelte nach hinten und ging in
die Hocke.
    Renia hatte bereits den
hölzernen Hängeschrank geöffnet, in dem sich der Apparat befand, der die
Verbindung ins Bildkabel ermöglichte. Fragend sah sie Yosef an, er nickte und
sagte: »Ruf sie an.« Dann nahm er seinen Mantel von der Garderobe im Flur,
während sie ihm nachrief: »Sei vorsichtig!« Auf der Treppe hörte er Schritte,
und

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